Zum Inhalt springen

Ausgabe 50-2/1992

DIE MITTE DER WELT – CHAUPI MUNDI

DIE MITTE DER WELT – CHAUPI MUNDI

Produktion: Antje Starost Film Produktion, Bundesrepublik Deutschland 1991 – Regie und Buch: Antje Starost, Hans-Helmut Grotjahn – Kamera: Antje Starost, Thomas Keller – Schnitt: Regina Fischer – Musik: Büdi Siebert – Darsteller: Elena Montalvo-Cavascal, José Flores-Quinchiguango u. a. – Sprecher: Claudia Sommer, Otto Sander – Laufzeit: 60 Min. – Farbe – Verleih: Matthias-Film (16mm) – Altersempfehlung; ab 8 J.

"Die Mitte der Welt" liegt in Ecuador, in einem Hochland inmitten der Anden, zwischen den Bergen lmbabura und Cotacachi. Der Film beginnt mit epischen Landschaftsbildern, um sich dann in den Alltag einer Familie einzublenden. Wir sehen José, den alten Großvater, beim Waschen von Wolle, Teresa bei der Wolleverarbeitung, und das Mädchen Elena. Wir erfahren von einer Stimme aus dem Off, dass Elenas Mutter gestorben ist und sie seitdem in der Familie der ältesten Schwester Teresa lebt.

Die zwölfjährige Elena ist die Protagonistin des Films: "Wir leben in der Mitte der beiden Berge. Wir haben Angst, aber wir lieben sie auch. Wenn wir die Berge sehen, dann sehen die Berge auch uns." Daraus spricht die Achtung vor der Natur, der Respekt vor den Gegebenheiten, Gelassenheit. Elena trägt die Tracht der Otavalena, einer Indio-Gruppe: bestickte weiße Bluse, schwarzer Samtrock und Zöpfe. Durch den alten, weisen José wird Einblick in die Geschichte des Landes gegeben, die gekennzeichnet ist von Eroberung und Unterdrückung. Er erzählt die Fabel vom bösen weißen Kater, der kam und den Mäusen alles wegnahm.

Der Bilderrhythmus bleibt ruhig, die Kamera lässt sich Zeit, die Erzählerin auch: Wir sind dabei, wie Elena mit ihrer Freundin Janet Lambada tanzt, zur Schule geht und mit ihrem Schwein Pancha durch die Landschaft streift, grad' so wie deutsche Kinder mit ihrem Hund. Jetzt wird der Handlungsbogen entwickelt: Das Schwein soll verkauft werden, weil die Familie Geld zum Wollekauf braucht. Elena sinnt auf eine Lösung und findet sie, als sie den Spuren eines alten Mannes folgt und bei einem Korbflechter landet. Mit ihrer Freundin fährt sie mit dem Bus in die Stadt, um die Körbchen auf dem Touristenmarkt zu verkaufen. Dort können wir beobachten, wie die weißen Touristen alles fotografieren, was ihnen bunt und exotisch erscheint, und erfahren, wie Elena und die anderen darüber denken. Elena rettet Pancha, und das Leben geht beschaulich weiter.

Ein kleiner Film, der einen kleinen Einblick in das Leben anderswo gibt und der zeigt, dass Kinder überall auf der Welt gleich empfinden. Der Film, ein dokumentarischer Spielfilm sozusagen, hat beste Absichten, und doch wirkt einiges gestelzt und hölzern, das mag an der deutschen Übersetzung liegen, an der deutschen Stimme, die Elena unterlegt ist. Es wäre authentischer, wenn sie selbst sprechen würde. Zurück bleibt die Frage: Welche Vorstellungen, Wünsche, Sehnsüchte hat Elena?

Der Film entstand mit der Förderung vom Kuratorium junger deutscher Film, der Berliner Filmförderung und des Evangelischen Zentrums für entwicklungsbezogene Filmarbeit.

Gudrun Lukasz-Aden

Zu diesem Film siehe auch:
KJK 92-2/2002 - Interview - "Es ist wie ein Zeitsprung"

 

Bundesverband Jugend und Film e.V.DIE MITTE DER WELT – CHAUPI MUNDI im Katalog der BJF-Clubfilmothek unseres Online-Partners Bundesverband Jugend und Film e.V.

 

Permalink für Verlinkungen zu dieser Seite Dauerhafter, direkter Link zu diesem Beitrag


Ausgabe 50-2/1992

 

Filmbesprechungen

DIE ABENTEUER VON PICO UND COLUMBUS| ELEFANT IM KRANKENHAUS| ES WAREN EINMAL SIEBEN SIMEONS| EIN FALL FÜR TKKG "DRACHENAUGE"| GUDRUN| HOOK| JANA UND JAN| KALLE STROPP UND DER FROSCH BOLL IN SCHWINDELNDER HÖHE| DIE MITTE DER WELT – CHAUPI MUNDI| MØV UND FUNDER| OLIVER UND OLIVIA – ZWEI FRECHE SPATZEN| DER SHIMANTO-FLUSS| DAS SOMMERALBUM| SPRACHE DER VÖGEL| STAR TREK VI – DAS UNENTDECKTE LAND| DAS TASCHENMESSER| DER TROMMLER VOM FLAMMENBERG|

Interviews

Geissendörfer, Hans W. - "Das Kino ist eine phantastische Faszination"| Hattop. Karola - "Der Elefant ist ja ein Symbol"| Hoffmann, Joy - Erster Kinospielfilm aus Luxemburg| Svardal, Renate - CIFEJ öffnet sich für neue Mitglieder| Wessel, Kai - "Dieses Sommer-Sonne-Wind-Urlaub-Gefühl überspringen lassen"|


KJK-Ausgabe 50/1992

 

Anzeigen:

Einzelne Ausgaben:

Filmtitel nach Alphabet:

Zusatzmaterialien:

Volltext-Suche:

 

 


Sonderausgaben bestellen!