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Ausgabe 51-3/1992

"Ich habe das Gefühl, dass mittlerweile für den deutschen Kinderfilm mehr getan wird"

Gespräch mit Gernot Krää, Regisseur des Films "Die Distel"

(Interview zum Film DIE DISTEL)

KJK: Wie sind Sie zum Film gekommen?
Gernot Krää: "Ich bin eigentlich ein Quereinsteiger: Ich habe zuerst Politik studiert, bin auf keine Filmhochschule gegangen. Als ich dann plötzlich Lust auf Film bekam, habe ich mich einfach in die Praxis gestürzt und jeden nur erdenklichen Job beim Film ausprobiert. Parallel dazu habe ich auch zu schreiben angefangen. Und gerade dem Schreiben von Drehbüchern gilt mein größtes Interesse. Das Drehbuch für 'die Distel' habe ich ebenfalls geschrieben."

Wie haben Sie den Film finanziert?
"Der Film ist hauptsächlich über Förderung finanziert. Ich hatte im Endeffekt überhaupt keine größeren Schwierigkeiten, diesen Film zu realisieren, da sein Sujet auf allen Seiten auf sehr positive Resonanz gestoßen ist."

Wie entstand die Idee zu diesem Film?
"Ich beschloss mit einem guten Bekannten von mir, Manfred Evert, der in England als Schriftsteller lebt, dass wir uns gemeinsam an ein Projekt wagen. So entstand zuerst einmal die Geschichte der 'Distel'. Einen besonderen Anlass gab es eigentlich nicht."

Aber das Thema ist doch ungewöhnlich?
"Also, einmal waren wir beide als Kinder begeisterte Fans der Enid-Blyton-Bücher. Die Idee zum Film ist eindeutig eine Reminiszenz an die Autorin. Die Figuren stammen aus der Erinnerung an die Enid-Blyton-Welten. Wir haben diese Bücher verschlungen. Zum anderen sind wir beide große Krimi-Fans. Aus dieser Interessenmischung ist dann die Geschichte entstanden. Zur Thematik selber möchte ich sagen, dass Schutzgelderpressung dauernd geschieht, auch hier in München. Das ist kein abwegiges Thema."

Warum haben Sie einen Kinderfilm gedreht?
"Ich hatte eigentlich gar nicht die Absicht, einen Kinderfilm zu machen. Ich selber sehe mich primär als Autor, der Personen erfindet, die ihm Spaß machen. Das ist nun hier rein zufälligerweise die Figur der Trudi gewesen. Ich hoffe, dass der Film auch Erwachsenen gut gefällt. Denn es stand auf keinen Fall im Vordergrund, einen Kinderfilm zu drehen. Sicher ist er irgendwo ein Kinderfilm geworden, was sicher an den Hauptakteuren liegt, die ja Kinder sind. Deshalb können sich jüngere Zuschauer am ehesten damit identifizieren. Trotzdem wehre ich mich gegen dieses Schubladendenken."

Sollten die drei sehr unterschiedlichen Rollen der Kinder bestimmte Signale setzen?
"Auf jeden Fall sollten verschiedene Welten und Sichtweisen repräsentiert sein. Die Rolle der Trudi steht für Phantasie. Tom ist der Angepassteste von allen, doch auch er ist fähig, mal aus der Reihe zu tanzen. Rollo ist der Außenseiter, der praktisch weder Mutter noch Vater hat und deshalb eigene Überlebensstrategien entwickelt hat. Es ist ein wichtiger Aspekt des Films, die Freundschaft der drei, die sich über die Basis-Story erhebt, zu betonen.

Was war Ihnen an dem Film wichtig?
"Vor allem wollte ich unbedingt eine Geschichte, die ich ja exakt im Kopf hatte, filmisch adäquat umsetzen. Das war das erklärte Ziel. Und ich glaube, das ist mir gelungen. So etwas ist bestimmt ein großes Vorhaben. Den Erfolg verdanke ich zum größten Teil meinen Darstellern, mit denen das Drehen hervorragend funktionierte."

Wie war die Zusammenarbeit mit den jungen Schauspielern?
"Ich glaube, es war auf beiden Seiten ein fantastisches und doch sehr anstrengendes Erlebnis. Die Produktion war sehr aufwändig und hat viel Zeit gekostet. Deshalb müssen gerade die jungen Darsteller mit sehr viel Ruhe geführt werden. Außerdem sind sie während der Drehzeit exzellent betreut worden."

War es schwierig, die jungen Schauspieler auszuwählen?
"Nein, überhaupt nicht. Ich habe die Figuren ja im Kopf, also ziemlich präzise Vorstellungen. Als wir auf die Suche gingen, habe ich am ersten Tag David Cesmeci, der den Rollo spielt, auf einem Schulflur entdeckt. Er war sofort von dem Vorhaben fasziniert und hat sich bis zum Schluss gegen die vielen anderen Mitbewerber durchgesetzt – erstaunlich, weil er über keinerlei Schauspielerfahrung verfügte. Die anderen beiden – Leni Tanzer und Fabian Kübler – standen schon mal vor der Kamera:

Wie beurteilen Sie die Situation des Kinderfilms in Deutschland?
"Ich habe das Gefühl, dass mittlerweile für den deutschen Kinderfilm mehr getan wird – vor allem in puncto Förderung. Es herrscht generell mehr Offenheit für dieses Genre als früher. Das größere Problem liegt sicher beim Verleih. Die Kinobesitzer befürchten natürlich, dass ein Kinderfilm zu wenig einspielt."

Ist das ein Trugschluss oder hat der engagierte Kinderfilm tatsächlich nur ein eingeschworenes Publikum?
"Es ist sicher etwas Wahres dran, dass sich der Kinderfilm noch nicht einem breiten Publikum erschlossen hat. Aber ich sehe die Lösung im Mittelweg. Vielleicht geht es einfach darum, den Kinobesitzer davon zu überzeugen, dass es auch solche Kinder- und Jugendfilme gibt, die nicht ausschließlich diese dröge Art der Sozialarbeit leisten. Natürlich darf man als Filmemacher nicht auf der Schiene des vorsätzlich kommerziellen Kinos fahren, in dem es nur Klimbim gibt. Man muss einen Kompromiss finden; das könnte an der Kinokasse funktionieren."

Was planen Sie für die Zukunft?
"Ich möchte auf jeden Fall mit dem Filmemachen und Schreiben fortfahren – auch in Kombination. Ich denke, ich möchte beim Spielfilm bleiben – Kinderprojekte natürlich eingeschlossen."

Das Interview mit Gernot Krää führte KJK-Mitarbeiterin Katja Nele Bode

 

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