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Ausgabe 82-2/2000

POKÉMON – DER FILM

POKÉMON THE FIRST MOVIE: MEWTWO STRIKES BACK

Produktion: 4 Kids Entertainment; USA / Japan 1999 – Regie: Kunihiko Yuyama – Buch: Norman J. Grossfeld, Michael Haigney, John Touheyu, nach Figuren von Satoshi Tajiri – Kamera: Hisao Shirai – Musik: John Siegler, John Loeffler – Länge: 73 Min. – Farbe – Verleih: Warner – FSK: ab 6 – Alterseignung: ab 8 J.

Vorfilm: Pikachu's Vacation (Pickachus Ferien), 20 Min., weitgehend gleicher Stab

Die Pokémon haben einen unvergleichlichen Siegeszug durch die Kinderzimmer aller Länder angetreten, seit die Spiele- und Spielkonsolenfirma Nintendo "Pokémon" als Gameboy-Spiel auf den Markt gebracht hat. Dabei geht es im Wesentlichen darum, dass ein oder mehrere Spieler die aus Pokémon-Bällen springenden Pokémon trainieren und zu Wettkämpfen antreten lassen. Man legt übrigens großen Wert darauf, dass die Tierchen geschlechtsneutral, also immer als "das" Pokémon bezeichnet werden, und dass im Plural kein "s" angehängt wird. Ferner dürfen die Pokémon nur in Japan mit dem ursprünglichen Namen Pocket Monster bezeichnet werden, was die Grundidee noch einmal verdeutlicht: niedliche "Monster" aus der Hosentasche.

Im Vorfilm werden sowohl dem Uninformierten als auch den bereits Pokémon-Kundigen eine Reihe Pokémon samt ihren Kräften in einer witzigen Aneinanderreihung von Szenen vorgeführt. Dann geht es nach einigem Raunen ("War das schon alles?" "Das kann doch nicht sein, oder?") zum Hauptfilm. Der beginnt mit einer zunächst eher verblüffenden Einleitung einer aus dem Off sprechenden Stimme, die sich fragt, woher sie kommt und was der Sinn des Lebens ist. Dann stellt man fest, dass der Frager "Mewtu" ist, ein vom 150. Pokémon "Mew" geklontes und verstärktes Duplikat, das in einem Labor gezüchtet worden ist. Aber Mewtu findet seine "Schöpfer" anmaßend und setzt seine Pokémon-Kräfte ein, um das Labor zu vernichten und sich die Welt zu unterwerfen.

Szenenwechsel: Ash und seine Freunde sind bei einem Picknick. Ash ist der Besitzer des beliebtesten Pokémon "Pikachu". Noch ehe das Picknick beginnen kann, kommt ein anderer Pokémon-Besitzer, der die Kräfte seines Wesens mit Ashs Pikachu messen will. Es entspinnt sich ein Wettkampf der Pokémon-Wesen. Als Ash gesiegt hat, wird ihm eine Einladung zu einem Pokémon-Wettkampf auf einer geheimnisvollen Insel überbracht. Dort erfahren sie, dass sie von Mewtu eingeladen wurden, der erst die Pokémon-Trainer besiegen will, ehe er die Welt von den Menschen reinigt. Die Pokémon-Trainer mühen sich redlich aber vergebens ab, etwas gegen Mewtu und seine von ihm inzwischen geklonten Pokémon-Derivate zu unternehmen. Auch das heimlich angereiste Team Rocket will sich einmischen. Ebenfalls vergebens. Schließlich lässt Mewtu alle Pokémon von fliegenden Poké-Bällen einfangen, um sie ebenfalls klonen zu lassen. Ash will aber nicht zulassen, dass Pikachu geklont wird. Er stürzt hinter Pikachu in die Maschinerie und kann sein Pokémon und die der anderen befreien. Das Team Rocket sorgt unabsichtlich dafür, dass dennoch rasend schnell Klone produziert werden.

Nun kommt es zu einem Entscheidungskampf Mewtu gegen Mew. Ash will den Kampf beenden, indem er sich zwischen Mewtu und Mew wirft. In deren Energiefeld verwandelt er sich in Stein. Sein Opfer beendet den Kampf. Pikachu vergießt die erste Träne, alle anderen Pokémon und Klone tun es ihm gleich. Ihre Tränen erlösen Ash und Mewtu erkennt, dass Menschen und Pokémon in Frieden miteinander leben können, dass mithin der erste Eindruck, den es durch seine "Schöpfer" von den Menschen hatte, falsch war. Daraufhin verschwindet Mewtu mit seinen Klonen in eine andere Welt und sorgt dafür, dass alle Anwesenden vergessen, was passiert ist. Nur der Zuschauer vergisst nicht.

Zunächst ist man versucht, den Pokémon-Film (wie auch die Fernsehserie, die seit Herbst 1999 auf RTL II läuft) für eine der üblichen japanischen Trickserien zu halten, bei denen es um den Kampf von irgendwelchen Guten gegen irgendwelche Böse geht. Der Animationsstil, eine gigantische Weiterführung des bereits seit "Biene Maja" und "Heidi" bei uns bekannt gewordenen japanischen Stils, trägt zunächst zu diesem Eindruck bei. Auch der Überbau, die Suche nach dem Sinn des Lebens, mutet auf den ersten Blick etwas seltsam an. Das ständige Kräftemessen (das natürlich aus der ursprünglichen Spielidee kommt), das in eine gigantische Auseinandersetzung mündet, ist ebenfalls typisch für diese Art von Anime.

Man ist geneigt, hier die pädagogischen Warnlichter einzuschalten, weil das märchenhafte Kostüm (das Motiv der Versteinerung, Frankenstein usw.) nur wieder dazu dient, endlose Streit- und Kampfhandlungen zu legitimieren. Aber letztlich überwiegt der positive Aspekt – den Machern von Pokémon geht es ganz offensichtlich nicht um Streit und Kampf, sondern allenfalls um friedlichen Wettstreit. Die Betonung von Freundschaft und Harmonie, von Teamgeist und Versöhnlichkeit. von Trainieren und Lernen, die es ermöglicht, selbst Hass und Streitsucht zu überwinden, ist gerade in der zerrissenen Welt von heute wichtig. Da verblasst sogar die Tatsache, dass die Qualitäten der Guten halt immer nur im Kontrast mit weniger wohlmeinenden Personen gezeigt werden können. Es verblasst daneben aber auch die ganze Geschäftemacherei. Zwar wird gewiss nicht jedes Kind automatisch gut und lerneifrig, wenn es sich Pokémonfiguren oder -Sticker kauft oder diesen Film ansieht. Aber vielleicht bleibt trotzdem irgendwo und irgendwie etwas von der gut gemeinten Message hängen, die latent immer mitgekauft wird. Zu hoffen wäre es jedenfalls.

Wolfgang J. Fuchs

 

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