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Ausgabe 97-1/2004

"Es gibt immer Hoffnung"

Gespräch mit Hannu Tuomainen, Regisseur des finnischen Spielfilms "One-way Ticket to Mombasa"

(Interview zum Film ONE-WAY-TICKET TO MOMBASA)

KJK: Wie erklären Sie sich, dass gleich Ihr erster Film bei jungen Leuten in aller Welt so gut ankommt? (*)
Hannu Tuomainen: "Jugend ist wohl die dramatischste Zeit unseres Lebens. Ich bin 43 Jahre alt, aber kann mich noch gut an die Gefühle erinnern, die ich als Teenager gehabt habe. Diese Emotionen wollte ich bewahren und womöglich mit den jungen Leuten von heute teilen. Ich wollte da keine Botschaften vermitteln, sondern die Schwierigkeiten und den Spaß, den ganzen Geschmack des Daseins in der Jugend und beim Erwachsenwerden so rein und aufrichtig wie möglich darstellen. Das scheint gelungen."

Gab es eine literarische Vorlage für diese Geschichte?
"Nein. Irgendwie ist Kindheit und Jugend mein Thema. In meinem Abschlussfilm an der Universität für Kunst und Design in Helsinki habe ich mich 1991 mit dem Ende der Kindheit beschäftigt. Dann habe ich einen Film über die Zeit gedreht, wenn du noch kein Teen bist, aber auch kein Kind mehr, eben nichts Richtiges. Danach wollte ich den Prozess weiterverfolgen und junge Leute an der Grenze zeigen, bevor sie die Verantwortung für ihr Leben selbst übernehmen. Während ich nach einer geeigneten Geschichte suchte, hatte ich einen Auto-Unfall. Ich kam von der Arbeit, war eingeschlafen und von der Fahrbahn abgekommen. Zum Glück war Winter und ich wachte mitten im Schnee auf. Ich war froh, dass nichts weiter passiert war, aber nach ein, zwei Wochen realisierte ich, wie dicht ich dran gewesen war, zu sterben oder jemanden zu töten, irgendwas Finales, wo es dann keinen Weg mehr zurück gibt.
Das war vor ungefähr zehn Jahren und nach diesem Schock hatte ich eine so intensive Zeit, wie ich sie nur als Teenager erlebt hatte. Alle Werte wurden neu bestimmt und ich habe dann tatsächlich einiges in meinem Leben geändert. Ja, und der Grundgedanke, dass du jederzeit sterben kannst, wurde zum Ausgangspunkt der Geschichte des Jungen, der Krebs kriegt, und niemand kann sagen, ob er überlebt oder stirbt."

In seinem Fall gibt es ein Happy End.
"Ich habe so viele Filme gesehen, die zeigen, dass das Leben so hart ist und dann bist du weg. Aber das ist Mist. Jeder Tag deines Lebens ist wichtig. Man muss Träume haben, ein Ziel. Es gibt immer Hoffnung."

Haben Sie sich für die Musik der 70er-Jahre entschieden, weil das Ihre Musik war?
"Klar habe ich eine persönliche Beziehung zu dieser Musik, aber zunächst wollte ich nur, dass die Jungen auf ihrer Reise nach Lappland dieses Karaoke erfinden, weshalb sie dann auch etwas Altbekanntes singen mussten. Übrigens hat sich der Musikanteil während der Arbeit ständig erweitert und selbst die jungen Leute, für die diese Musik etwas ganz Neues ist, mögen sie. Nicht ernsthaft, aber sie finden sie lustig. Der Soundtrack des Films ist bei uns sehr populär geworden."

Wie war Ihre "cinéastische Sozialisation"?
"Ich bin Teil jener Generation, die Ende der 60er-, Anfang der 70er-Jahre in den Filmclubs groß geworden ist. Als junger Mensch habe ich mich durch die ganze Historie der Filmkunst geguckt, tausend und abertausend Filme gesehen, die Meisterstücke aus Europa und Japan, die etwas anderen Filme und daneben natürlich auch die Produktionen aus Hollywood. Das Kino war sozusagen mein dritter Elternteil, aber ich habe nie gedacht, dass ich selbst mal Filme machen könnte. Nach dem Abitur ging ich erst mal zum Arbeitsamt und nach den Tests dort sagte man mir: "Also, Sie sind so recht für nichts geeignet, versuchen Sie es als Journalist." Dann habe ich zwei Jahre Psychologie studiert. Erst danach kam die Regie, dann das Drehbuchschreiben, schließlich interessierte mich noch die Produzenten-Tätigkeit. Insgesamt habe ich sieben Jahre studiert."

Haben Sie Vorlieben?
"Ich muss gestehen, je älter ich werde, desto besser gefallen mir die Mainstream-Filme. Sie können das sicher an meinem Film sehen, der ist ja auch weniger Kunst- als Mainstream-Film. Da muss ich nicht nach dem Sinn suchen, einfach nur der Geschichte folgen, kann mich unterhalten, relaxen, lachen, mich anrühren lassen – inzwischen bin ich alt genug, um sagen zu können, dass ich im Kino gern weine. Ich meine, heute muss ich ja auch nicht sehr erwachsen sein, sondern habe die Freiheit, ein Kind zu sein."

Wie das?
"Weil ich als Filmemacher ja keinen besonders seriösen Beruf habe, ich meine, man macht ja nichts Nützliches, baut keine Häuser, man spielt. Jemand hat mal gesagt, die Filmproduktion ist so was wie eine gigantische Spielzeug-Eisenbahn. Gleichzeitig ist Filmemachen wohl der härteste Job, den es gibt. Was man da aussteht an Schmerz und Verzweiflung! Und trotzdem – es ist ein Spiel. Ich bin mir dessen bewusst und versuche, ein seriöser Künstler zu sein, aber mich und meinen Beruf gleichzeitig nicht zu ernst zu nehmen."

Können Sie schon etwas über Ihr nächstes Projekt sagen?
"Ich werde fortfahren mit meinem Thema. Mit einer Geschichte über vier 15-jährige Jungen in der letzten Klasse der Grundschule. Danach wird ja entschieden, ob man auf eine weiterführende Schule geht oder arbeitet oder was immer. Am Anfang sind sie wie die vier Musketiere, eine nette Jungengruppe, danach werden sie Individuen und verlieren den Schutz der Jungengemeinschaft. Lustig, auch diese Geschichte basiert auf einem sehr bekannten finnischen Pop-Rock-Song aus den 70ern. Als ich den 1973 gehört habe, dachte ich, die erzählen von mir und meinen Freunden und was passiert ist, als dieses schöne letzte Jahr zu Ende ging, als wir Entscheidungen treffen mussten und dabei die Freundschaft verloren."

Mit Hannu Tuomainen sprach Uta Beth

 

(*) AWARDS to "One-Way-Ticket to Mombasa"
Carrousel International du Film de Rimouski, Quebec, Canada:
Best Picture (Professional Jury) / Best Screenplay / Best Male Actor (Joonas Saartamo/Jusa) / Prix Humanitas / Prix CIFEF
EU's MEDIA Salles – Eurokids Kidflix Award 2003, Giffoni, Italy: Best European Young Audience Film
Giffoni Film Festival 2003, Italy: Golden Gryphon / Best Picture (Youth Jury) / Bronze Gryphon / Best Picture (Professional Jury)
State Quality Award 2003, Finland
Artek International Children Film Festival 2003, Ukraina: Grand Prix / Best Male Actor (Antti Tarvainen/Pete)
Festroia International Film Festival, Portugal, 2003: Best First Film Award
International Young Audience Film Festival Ale Kino, Poland, 2003: Best Picture (Youth Jury) / Best Male Actor (Joonas Saartamo/Jusa)
Lyon International Film Festival for Young People, France, 2003: Grand Prix (Professional Jury) / Best Picture (Youth Jury)
Festival International Reel To Real 2003, Vancouver, Canada: Best Picture (Youth Jury)
Children and Youth Film Festival Just Film, Tallinn, Estonia, 2002: Best Picture (Youth Jury)
Fabu Film Festival 2002, Sandnes, Norway: Best Picture (Professional Jury) / Best Picture (Audience Prize) Best Picture of 2002, Finland, national Jussi-award by the Audience vote

 

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