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Ausgabe 99-3/2004

"Krimi ist meine Leidenschaft"

Gespräch mit Günter Meyer zu seinem Film "Der Dolch des Batu Khan"

(Interview zum Film DER DOLCH DES BATU KHAN)

KJK: Woher stammt die Idee für diesen Kinderkrimi, der auf dem 22. Münchner Kinderfilmfest den Publikumspreis errang?
Günter Meyer: "Jörg Rothe, einer der Produzenten, hatte die Idee, einen Film über Batu Khan, den legitimen Enkel von Dschingis Khan, zu machen. Es gab drei sehr berühmte Bücher ('Dschingis Khan', 'Batu Khan', 'Bis zum letzten Meer'), Abenteuerbücher, in denen die Geschichte der mongolischen Überfälle erzählt wird. Diese Bücher von W. Jan waren Kult in der DDR. Ich jedenfalls bin damit groß geworden."

War es schon damals Ihr Plan, die Abenteuer zu verfilmen?
"Als ich umgezogen bin, habe ich diese Bücher weggebracht. Das war vor etwa fünf Jahren. Und jetzt musste ich sie mir in der Bibliothek ausleihen! Dann habe ich gesagt, toll, das schreibe ich mit meiner Tochter Katrin zusammen, weil sie auch in der Branche arbeitet. Außerdem ist sie mit 33 Jahren viel dichter dran als ich. Also haben wir gedacht, das könnte doch ganz toll sein, wenn wir bei den Dialogen ein bisschen zusammen arbeiten."

Haben Sie Katrin schon als Kind mit Ihren Filmen bekannt gemacht?
"Ich habe meiner Tochter Katrin schon von klein auf meine Filme erzählt, Nachbarskinder sind dazugekommen. An einer spannenden Stelle hörte ich auf und fragte sie, was könnte jetzt passieren ... Und sie hat auch in allen meinen Kinderfilmen eine kleine Rolle gespielt."

Was macht Ihre Tochter beruflich?
"Sie hat Journalistik studiert und bei verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften gearbeitet. Das gefiel ihr nicht mehr."

Wie gestaltete sich das Zusammen-Schreiben?
"Wir haben uns hingesetzt und die Geschichte gemeinsam entwickelt: Sieben Leute treffen zusammen und es passiert das und jenes ... Dann ist jeder an seinen Computer gegangen, hat die Szene geschrieben, gemailt und ausgetauscht. Die Liebesszenen habe ich ihr überlassen."

Haben Sie nur per e-mail kommuniziert?
"Nein. Die Geschichte muss man Auge in Auge entwickeln. Es macht doch Spaß, wenn man den Helden in eine Situation geschrieben hat und weiß, es muss noch schlimmer für ihn kommen. Wir haben für jede Person einen Lebenslauf entwickelt, mit der ganzen Psychologie der Figuren."

Wie suchen und finden Sie die Kinderdarsteller?
"Da erlebst du beim Arbeiten Überraschungen. Du hast dir den einen so oder so vorgestellt und dann ist er ganz anders. Beim ersten Film mit Kinderdarstellern habe ich sehr auf meine optische Vorstellung vertraut. Das war ein Fehler. Ich hatte ein Bild beim Schreiben von einem kleinen kessen Dunkelhaarigen, und beim Test war ich dann nicht so frei, jemand anderen zu nehmen. Man muss, wenn man zum Test geht, völlig offen sein für alle Angebote."

Woher kamen die Kinder im "Dolch des Batu Khan"?
"Marian aus München, Maria aus Hamburg, Benny aus Berlin. Meine Casting-Agentur hat mir zig Bänder geschickt, die habe ich mir angeschaut, absolut professionell."

War diese Professionalität ein wichtiger Punkt für die Auswahl der Kinder?
"Punkt ist, wie kommt man mit den Kindern zurecht. Es muss zwischen Regisseur und Kindern so funktionieren, dass eine gewisse Sympathie da ist. Wenn ich einem Kind etwas vorspreche und das Kind spricht den Satz auf seine Weise nach, dann sehe ich, was es kann. Wenn man mich nur kopiert, dann hat es keinen Zweck."

Wie haben Sie die Kinder getestet?
"Man gibt drei Situationen vor, zum Beispiel Marian die Liebesszene mit dem Mädchen. Er musste zeigen, dass er Chef sein, aber auch gefühlvoll und weich mit dem Mädchen umgehen kann. Und das hat er geschafft. Ich hatte Jungs dabei, die waren härter und interessanter als der Krimiheld, aber die waren so hölzern mit dem Mädchen."

Sehen Sie die Kinder eher als Darsteller oder mehr als Schauspieler?
"Die müssen ein schauspielerisches Talent haben, müssen einen Vorgang ständig reproduzieren können, Wutanfälle, Tränen, und das bis zu acht Mal hintereinander. Es gibt viele Kinder, die spontan begabt sind, aber nicht wiederholen können. Wichtig ist auch, wie reagieren sie auf mich, wenn ich kritisch bin, wenn mir etwas nicht gefällt."

Wie kamen Sie zum Krimi?
"Ich machte nach der Wende für den ORB ein Kriminalmagazin nach dem Muster Täter-Opfer-Polizei, weil ich dachte, der Kinderfilm geht unter. Das Thema meiner Regiediplomarbeit 1965 war der Kriminalfilm, und zwar die Figur des Kriminalkommissars in zwei DEFA-Filmen. Im SFB hatte ich damals ein Feature über den Krimi gehört und habe meinen Onkel in Göttingen gebeten, mir eine Aufzeichnung zu besorgen. Als ich jetzt meine Stasi-Akte las, stand doch tatsächlich drin, Meyer besorgt sich Material aus dem Westen ... Krimi war meine Leidenschaft. Ich schrieb mehrere Drehbücher und merkte, dass eigentlich mit der Ästhetik des sozialistischen Films – wo das Kollektiv der Held ist – ein richtiger Krimi nicht zu machen ist, weil der Held ein Einzelgänger sein muss. Denn sonst gerät er nicht in die Gefahren, die der Zuschauer braucht, um mit ihm zu fühlen."

Welcher ist Ihr eigener Lieblingsfilm?
"Ich habe etwa 80 Filme gedreht und der letzte ist mir immer der liebste. 'Kai aus der Kiste' (1989) ist mir auch sehr lieb, damit sind viele Kindheitserinnerungen verbunden."

Sie haben Ihre Diplomarbeit über den Kriminalfilm geschrieben und jetzt Ihren ersten richtigen Krimi und dann noch einen für Kinder gemacht ...
"Das hatte ich schon lange vor. Aber es ist ja auch eine Geschichte über den berufsorientierten Vater, der für die Frage steht: Was machen die Eltern, wenn die berufliche Karriere lockt und ein Kind da ist? Ich wollte keine zerbrochene Familie zeigen. Es ist eigentlich eine heile Familie – sie rutschen nicht ab –, aber unter starken Belastungen steht, die Beruf und Familie mit sich bringen."

Was gab den Ausschlag, Dresden als Schauplatz des Films "Der Dolch des Batu Khan" zu wählen?
"Ganz eindeutig Jörg Rothe, der ein Dresdner ist, das Grüne Gewölbe kennt, und dann haben wir festgestellt, dass es noch keinen Film darüber gibt. Eine tolle Kulisse für die Geschichte mit den Kunstschätzen, die nach dem Krieg in unterirdischen Gemäuern versteckt wurden – so wie im Film."

Wie kam der Produzent Jörg Rothe auf den Regisseur Günter Meyer?
"Ich hatte noch nichts mit ihm gemacht, aber er kannte meine Filme und hat sich eine Zusammenarbeit mit mir vorstellen können. Man spricht über das Drehbuch und dann muss der Produzent den harten Weg, die Mühen der Ebenen überwinden, um das Geld zu holen, die Sender zu überzeugen. Ich hatte große Schwierigkeiten, die Vater-Sohn-Geschichte im 'Dolch des Batu Khan' durchzusetzen. Der Krimi muss gleich mit einem Paukenschlag beginnen, ist die gängige Meinung. Ich meine hingegen, es muss sich entwickeln, es muss eine Beziehung da sein."

Genießen Sie jetzt Ihren Film und gehen mit ihm auf Reisen?
"Man muss in der Branche immer schon an das nächste Projekt denken. Ich möchte einen Film über meine Nachkriegskindheit machen, unter dem Titel 'Die Männer meiner Mutter'. Mein Vater ist im Krieg geblieben, auf der einen Seite tut einem die Mutter leid, auf der anderen Seite waren da ein paar Typen dabei ... Aus heutiger Sicht auch ein großes Abenteuer."

Interview: Gudrun Lukasz-Aden / Christel Strobel

 

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