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Ausgabe 123-3/2010

"Die Prophezeiung der Frösche"

LA PROPHETIE DES GRENOUILLES

(Hintergrund zum Film DIE PROPHEZEIUNG DER FRÖSCHE / DAS GEHEIMNIS DER FRÖSCHE)

Verleihtitel: DAS GEHEIMNIS DER FRÖSCHE
Produktion: Studio Folimage; Frankreich 2003 – Regie: Jacques-Remy Girerd – Drehbuch: Jacques-Remy Girerd, Antoine Lanciaux, Iouri Tcherenkov – Länge: 90 Min. – Animationsfilm – FSK: o. A. – Verleih: Universum Film – Altersempfehlung: ab 8 J.

Diese Filmdokumentation entstand in einer Schulvorstellung mit 4. Klassen während der Kinder- und Jugendfilmtage 2010 in München. Neben der Dokumentation der Vorführung wurde der Film auch in der Reihe "Mit Kindern im Gespräch – Filmerleben von Kindern" medienpädagogisch begleitet. Der Grund für diese Betrachtungen basiert auf der differenten Geschichte um die Altersfreigabe des Films, der 2004 auf dem Münchner Filmfest in der FSK Sonderprüfung die Freigabe ab 12 Jahren erhalten und in der Prüfung zum Kinostart schließlich "ohne Altersbeschränkung" eingestuft wurde. – Inhalt: siehe KJK Nr. 100-4/2004

Reaktionen während der Vorstellung
In der Einführung vor Beginn der Vorstellung wird erwähnt, dass der Film auch unheimlich sein kann. Daraufhin entsteht Unruhe im Saal, und die Kinder flüstern leise miteinander. Der Vorspann bestätigt die angekündigte unheimliche Stimmung mit entsprechend spannungsgeladener Musik. Einige Kinder tuscheln weiterhin leise mit ihrem Sitznachbarn. Bereits die ersten Szenen sorgen mit humorvollen Dialogen für viel Gelächter und lockern die Stimmung im Saal wieder auf. So amüsieren sich die Kinder über Ferdinand, der entrüstet interveniert, weil sein Adoptivsohn Tom ihn "Großvater" nennt, obwohl er doch noch gar nicht so alt ist. In der ersten Szene der Frösche-Versammlung, die musikalisch wieder dem dramatischen Motiv des Vorspanns entspricht, hört man Ausrufe wie: "Was machen die?", "Die Frösche!" (Entsprechend des Titels werden die Frösche mit Spannung erwartet, wie die Frage eines Mädchens zu Beginn des Films zeigt: "Spielen da Frösche mit?")

Die Frösche erzählen Tom von der schrecklichen Flut und ein Junge kommentiert ironisch: "Ts, bestimmt". Als in der nächsten Szene der Sturm ausbricht, kommentiert der gleiche Junge erschrocken mit "Oh nein", "Okay". Andere Kinder bemerken: "Es regnet schon", "Wie Titanic". Vereinzelt wird gelacht, als die Tiere aus dem Zoo ausbrechen. Während der sehr langen Sequenz der Überschwemmung des Landes flüstern und reden die Kinder, halten die ungewöhnlich riesigen Wellen aber für unrealistisch. ("Das geht doch nicht, bin ich mir sicher", "Jetzt ist der Film zu Ende").
Die Szenen auf dem schwimmenden Haus mit den vielen unterschiedlichen Tierarten, die sich aus dem Zoo retten konnten und nun alle den einzigen Essensvorrat, die Kartoffeln, essen müssen, sorgen für viel Gelächter bei den Zuschauern. Die Kinder wiederholen das Wort "Kartoffeln" oder kommentierten ablehnend mit "Bäh, nur Kartoffeln". Mit der Alltagswelt auf dem Hausboot, "dem Geschichten erzählen", "Haare schneiden" und "Gesellschaftsspiele spielen" können sich die Kinder sehr gut identifizieren. Es wird viel getuschelt und gelacht.

Als sich herausstellt, dass die Schildkröte die Raubtiere gegen den Kapitän und die anderen Tiere aufhetzt, scheint ein Kind mit den Worten "Ist die wirklich böse?" an der Bösartigkeit der Schildkröte zu zweifeln. Ein anderes Kind flüstert: "Oh, die Schildkröte." Allerdings lachen die Kinder auch über das übertriebene Weltherrschaftsgetue der Schildkröte und ihre Rache-Schlachtrufe ("Rache, Racheee"). Als sich am Ende die Tiere an der Schildkröte ebenfalls rächen wollen, kommentieren einige Kinder mitleidsvoll: "Oh, die Arme" oder "Arme Schildkröte". Besonders gut kommt, wie erwartet, die spannende Verfolgungsjagd der Krokodile bei den Kindern an. Neben anspornenden Ausrufen wie "Los" hört man auch mitfühlende Aussagen: "Oh nein", "Nein".

Verwendbarkeit des Films für die Kinderkulturarbeit
"Die Prophezeiung der Frösche", ein liebevoll von Hand gestalteter, humorvoller Animationsfilm, ist eine Parabel für die Menschlichkeit, denn auch wenn jemand einen Fehler macht, ist "Rache" keine Lösung. Nach dem Motto: "Wir sitzen alle im gleichen (Haus-) Boot" müssen die unterschiedlichen Tiere und die Menschen tolerant und respektvoll miteinander umgehen. Dahinter verbirgt sich auch eine versteckte Kritik an der Ausbeutung der Natur, der nur gemeinsam Einhalt geboten werden kann. Dies weiß Jacques-Remy Girerd mit Humor und der wundervollen Sprache der Musik, wie mit dem Lied über das "fest zusammenhalten" zu vermitteln.

Der Film hält ein mittleres Spannungsniveau, trotz der spannungsgeladenen Musik in einigen Szenen, die durchaus auch für Unruhe bei den Kindern sorgten. Vor allem in den Szenen der "Frösche-Versammlungen", den Sturm-Szenen und der Verfolgungsjagd werden sie affektiv angesprochen, wie die unruhige Stimmung und das leise Flüstern in der Vorstellung zeigte. Der geschickte dramaturgische Wechsel zwischen spannungsaufbauenden und -abbauenden Elementen lässt die Kinder den Film insgesamt als harmlos und eben nicht "unheimlich" wahrnehmen. Besonders humorvollen Szenen, wie zum Beispiel die zänkischen Elefanten, tragen zur gelösten Stimmung bei. Besonders gut kamen die Zootiere und ihre "vermenschlichten" Probleme an. Selbst die Schildkröte, als despotischer Rächer, blieb ein Sympathieträger der Kinder, die über den überzeichneten Charakter lachen mussten.

Im anschließenden Filmgespräch wurde der Film nicht als "unheimlich", sondern mit "außergewöhnlich" beschrieben. Mit "außergewöhnlich" bezeichneten die Kinder die für sie unrealistische plötzliche Sintflut und das "Überleben der Eltern von Lili". Diese Aussage sowie die Kommentare der Kinder während der Vorstellung machen deutlich, dass die Sintflut (auch in Form des religiösen Themas "Arche Noah") als abstrakt wahrgenommen wurde. Die Probleme der Protagonisten sprachen hier die Kinder nicht an, weil sie vermutlich nicht über eigene Erfahrungen mit Überschwemmungen oder Hochwasser verfügten. "Die Prophezeiung der Frösche" unterstützt auch aufgrund seiner Gattungsart, dem Animationsfilm, eine gewisse Distanz zwischen Rezipienten und Protagonisten. Dadurch sollten auch jüngere Kinder emotional vom Filmgeschehen nicht überfordert werden. Allerdings können sich Kinder bis 8 Jahren von den vielen Themen (Adoption, Tod der Eltern, Sintflut / Überschwemmung, Machtstreben und Rache der Schildkröte, Freundschaft zwischen Tom und Lili) kognitiv überfordert fühlen. Es empfiehlt sich daher, trotz der FSK-Freigabe "ohne Altersbeschränkung", die Altersempfehlung von 8 Jahren zu beachten.

Julia Gebefügi

 

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KJK-Ausgabe 123/2010

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