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Ausgabe 134-2/2013

HANNI & NANNI 3

Bild: HANNI & NANNI 3
© Universal

Produktion: UFA Cinema / Feine Filme / ZDF; Deutschland 2013 – Regie: Dagmar Seume – Buch: Christoph Silber, nach Motiven von Enid Blyton – Kamera: Felix Poplawsky – Schnitt: Zaz Montana – Musik und Songs: Stefan Broedner, Andrea Stahn, Alex Geringas, Joachim Schlüter – Darsteller: Jana Münster (Hanni), Sophia Münster (Nanni); Suzanne von Borsody (Frau Mägerlein), Katharina Thalbach (Mademoiselle Bertoux), Hannelore Elsner (Frau Theobald), Barbara Schöneberger (Daphne Diehl), Justus von Dohnány (Hugh Gordon), Konstantin Wecker (Professor Kästner) u.v.a. – Länge: 87 Min. – Farbe – FSK: o. A. – Verleih: Universal – Altersempfehlung: ab 10 J.

Das Abenteuer geht weiter – Hanni, Nanni und all die anderen Schülerinnen des Internatsschlosses, samt des bereits bekannten erwachsenen Personals, fiebern der Theateraufführung von "Romeo und Julia" entgegen, die Mademoiselle Bertoux ungeachtet aller Hindernisse mit den Mädchen probt. Chaos und Kreativität liegen hier dicht beieinander, wie auch im Internat kurz vor den Sommerferien. Die Rolle der Julia ist begehrt – von Hanni, Nanni und Daniela. Erst recht, als "Romeo", ein gelockter englischer Austauschschüler, auftaucht. Das Ganze beruht auf einem Irrtum der ansonsten unfehlbaren wie humorlosen Frau Maegerlein. Eigentlich sollte ja eine Mädchenklasse anreisen. Also wird ein dicker Trennungsstrich gezogen zwischen Mädchen- und Jungentrakt. Natürlich wird der mehr als einmal überschritten, am Tag und in der Nacht. Dann spukt es noch auf dem Dachboden, kein Gespenst, sondern Professor Kästner, die erste Jugendliebe der Frau Direktorin, die vor etwa fünfzig Jahren in diesen Mauern ihren Anfang nahm. Ja, ja, es geht um die erste Liebe mit all ihren Gefühlsverwirrungen, die in diesem Fall besonders kompliziert sind, weil Hanni und Nanni gleich empfindende Zwillinge sind. Ihr Schwur, dass nichts und niemand sie jemals trennen kann, erweist sich angesichts von Romeo-Clyde als hohl. Nanni ist unglücklich verliebt – oder ist es Hanni? Wer weiß das schon so genau? Clyde jedenfalls nicht. Das traurige Mädchen findet in Professor Kästner einen tröstenden Gefühlsverstärker. Der Streit eskaliert. Aber dann siegen Freundschaft und Solidarität über Neid und Konkurrenzdenken. Zum Finale legen die jungen Darsteller eine grandiose Premiere hin, "Romeo und Julia, die geilste Liebesgeschichte der Welt", mit Tanz und Gesang – sehr frei nach Shakespeare.

Dass diese dritte Verfilmung weniger schrill geraten ist als die ersten beiden, liegt wohl auch an Regisseurin Dagmar Seume, ein "Ost-Kind" aus der internatsfreien DDR, wo es nur Kinder- und Jugendsportschulen gab. In diesem, ihrem Debütspielfilm steht die Zwillingsgeschichte im Vordergrund, ein Thema, von dem sie schon als Kind fasziniert war, da ihre Mutter und Tante eineinige Zwillinge sind. Mit großem Einfühlungsvermögen inszeniert Dagmar Seume die erste Liebe, den ersten Liebeskummer, gibt den Mädchen Raum und Zeit, selbst herauszufinden, was da mit ihnen geschieht, in diesem insgesamt turbulenten Film. Die Münster-Zwillinge werden gemeinsam mit ihrem Publikum älter und da ist es wohltuend, dass die Internatsszenen nicht mehr mit zuckersüßem, pinkfarbenem Firlefanz überzogen sind und die Erwachsenen mehr sein dürfen als schräge Lachnummern. Hinzu kommen Songs, teils von den jugendlichen Darstellern selbst eingesungen. Hanni & Nanni sind auf dem besten Wege, die Kindheit hinter sich zu lassen und sich in die Herzen der Teenager zu spielen. Wie lange gehen Mädchen eigentlich ins Internat? Die nächsten "Hanni & Nanni"-Verfilmungen werden sicher darauf eine Antwort geben.

Gudrun Lukasz-Aden

Zu diesem Film siehe auch:
KJK 135-2/2013 - Kinder-Film-Kritik - Hanni & Nanni 3

 

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Ausgabe 134-2/2013

 

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Für Egon Schlegel|


KJK-Ausgabe 134/2013

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