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Ausgabe 79-3/1999

DER BALL

DE BAL

Produktion: Private View Films / B&T Film / Sigma Pictures / TiMe Film und TV / Escapade Films; Belgien / Niederlande / Deutschland 1998 – Regie: Dany Deprez – Buch: Jean-Claude van Rijckeghem – Kamera: Piotr Kukla – Schnitt: Ludo Troch, Neil Skeet, Jeroen Planting – Musik: Vincent D'Hont – Darsteller: Martje Ceulemans (Sophia), Jonas De Ro (Romeo), Matthias Meersman (Peter), Jan Verschuren (Eddy), Hilde van Mieghem (Sophias Mutter) u. a. – Länge: 90 Min. – Farbe – Verleih: TiMe (35mm) – Altersempfehlung: ab 6 J.

In der lärmigen belgischen Industriestadt Malville hat die elfjährige Sophia einen Lieblingsort: Es ist ein ehemaliger Park, auf dem sich eine Menge Gerümpel angesammelt hat. Weil sie keine richtigen Freunde hat und auch die Bande der "Beasty Boys" sie nicht aufnehmen will, verbringt Sophia dort ihre Freizeit mit dem herrenlosen alten Hund Mingus. Umso empörter reagiert sie, als sie vom Plan des Bürgermeisters erfährt, den Park einzuebnen und für einen Neubau zu räumen. Überraschend trifft Sophia einen alten Zigeuner, der ihr für drei Tage seinen magischen Ball leiht. Das wundersame Ding kann Gegenstände fliegen lassen, Geräusche von sich geben und sogar das Räumkommando des Bürgermeisters vertreiben. Allerdings darf das Mädchen den Ball nie eifersüchtig machen.

Durch den Zauberball erregt Sophia die Aufmerksamkeit der anderen Kinder und wird auch von den "Beastie Boys" endlich akzeptiert. Als der Ball von Mitarbeitern des Bürgermeisters gefangen und weggeschlossen wird, gelingt es den Kindern in einer abenteuerlichen Aktion, den Ball zu befreien. Gemeinsam mit den neuen Freunden und dem Ball versucht Sophia nun, den Park zu retten. Ihr Mitschüler Romeo durchkreuzt jedoch ihre Pläne, als er ihr seine Zuneigung zeigt und damit den Ball eifersüchtig macht. Der aggressiv gewordene Ball jagt die Kinder auseinander. Als zuhause auch noch die Mutter schimpft, reißt Sophia aus. Während am nächsten Tag Arbeiter und Bagger anrücken, geben Sophia und Romeo den Ball wie vereinbart dem Zigeuner zurück. Dieser überzeugt die beiden, die eigenen Kräfte zu nutzen, wenn sie den Park retten wollen.

Der belgische Regisseur Dany Deprez schildert nach dem Drehbuch seines jungen Landsmanns Jean-Claude van Rijckeghem eine klassische Freundschaftsgeschichte über eine Außenseiterin, die über das Engagement für einen guten Zweck Anschluss findet. Der familiäre Hintergrund wird nur knapp skizziert: Das introvertierte Mädchen vermisst ihren Vater, der angeblich in Italien als Fußballstar kickt, und streitet sich häufig mit der fürsorglichen Mutter. Sophia bemüht sich umso mehr, von den Gleichaltrigen akzeptiert zu werden. In diesen eher tristen Alltag bricht mit dem magischen Ball eine märchenhafte Kraft ein, die die dramatischen Konflikte zuspitzt und zu einem glücklichen Ende bringt.

Der 1957 in Brügge geborene Regisseur, der in Gent Malerei und Animation studiert hat, etliche TV-Dokumentationen über moderne Kunst sowie zwei Kurzfilme gedreht hat, inszeniert die Verwicklungen mit leichter Hand und nutzt bei den mehr oder weniger hilfreichen Einsätzen des Balls stringent die Möglichkeiten moderner Digitaltechnik für einen unterhaltsamen Abenteuerfilm mit Fantasy-Elementen. Auch wenn Deprez und van Rijckeghem in ihr Langfilmdebüt viel Problemstoff – einschließlich der Umweltverschmutzung und fragwürdiger Baupolitik – hineingepackt haben, so wollten sie erklärtermaßen kein 'ökologisches Pamphlet' abliefern. Gleichwohl wirkt der bizarre Park mit seinen Autowracks und all dem Gerümpel überzeichnet. Mit einer flotten Erzählweise kriegen sie aber insgesamt doch noch die Kurve, auch wenn die erwachsenen Bösewichte wieder mal bloß Abziehbilder sind und die Heldin, gespielt von der ausdrucksstarken Martje Ceulemans, am Schluss mit einer dicken Portion Pathos über sich hinauswachsen muss.

Reinhard Kleber

Zu diesem Film siehe auch:
KJK 79-3/1999 - Interview - "So visuell wie möglich"

 

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Ausgabe 79-3/1999

 

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