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Ausgabe 54-2/1993

"Die Distel"

(Film in der Diskussion zum Film DIE DISTEL)

Regie: Gernot Krää, Bundesrepublik Deutschland 1992
FSK-Freigabe: ab 6 – Altersempfehlung: ab 8
Filmkritik in KJK Nr. 51-3/1992

Die Jugendfilm-Kommission der Stadt St. Gallen /Schweiz hat dem Kinderkrimi DIE DISTEL im März 1993 eine Altersfreigabe ab 10 Jahren zuerkannt. Für den Entscheid – der nur für St. Gallen Gültigkeit hat – waren folgende Gründe ausschlaggebend:

"Aufgrund der Unterlagen erscheint der Film für 8jährige in verschiedener Beziehung fragwürdig. Auch für 10jährige stellt er recht hohe Ansprüche an das Verständnis und das Urteilsvermögen. Abgesehen von der Problematik von Krimis für Kinder (Weltbild, Gewalt, Nachahmung, unnötige Förderung einer ohnehin beliebten Filmgattung) sind es vor allem die folgenden Überlegungen:

* Kriminalität und Detektivspielen (verbunden mit Schnüffelei und ständigem Misstrauen gegenüber den andern) als kindlicher Alltag?

* Erpressung und Schutzgeldringe passen nicht so recht in die Welt eines 8jährigen Kindes. Sie gehören zum Glück in unserem Land auch – noch? – nicht zur Welt der Erwachsenen.

* Negatives Bild der Gesellschaft, insbesondere der Schule, die offenbar nicht wichtig ist.

* Anderssein-Wollen als Vorbild (für 8jährige Kinder, die dafür nicht die nötigen Voraussetzungen mitbringen, u. U. verhängnisvoll).

* Was können 8jährige mit der Oberton-Therapie gegen Neurosen anfangen?"

Vom Kinderkino St. Gallen (Judith Högg / Ute Steuri-Dörr) wurden wir um eine Stellungnahme hierzu gebeten, die wir im Folgenden veröffentlichen:

Stellungnahme zur Alterseinstufung des Kinderfilms "Die Distel" ab 10 Jahren

Kinderkrimi ist keine Nachahmung einer "ohnehin beliebten Filmgattung", sondern ein eigenes Genre, das in Großbritannien seine Tradition hat. Bei der englischen Children's Film Foundation – einer Organisation, die wohl nicht im Verdacht steht, Gewalt zu verherrlichen und Misstrauen zu säen – war das jahrzehntelang die wichtigste Form des Kinderfilms. "Kalle Blomquist"-Filme nach Astrid Lindgren und "Emil und die Detektive" nach Erich Kästner sind weitere überzeugende Beispiele aus anderen Ländern.

"Die Distel" steht in dieser Tradition des in den deutschsprachigen Ländern vernachlässigten Genres. Nicht zufällig hat das "Distel"-Mädchen seine großen Vorbilder: Sherlock Holmes und Mr. Watson. Der Film macht von Anfang an klar, dass es sich hierbei nicht um kindlichen "Alltag" handelt, sondern um ein besonderes Mädchen mit ungewöhnlichem Hobby. Der Film zeigt die Welt der Erwachsenen aus der Sicht der Kinder. Sie entwickeln eigene Strategien, Phantasie und Originalität, kombinieren und reimen sich so ein Bild zusammen. Dass nun einmal die Schule in diesem Film keine Hauptrolle spielt und nicht auf ihre Wichtigkeit hingewiesen wird, macht nichts, im Gegenteil: Zeigt der Film doch, wie Erlerntes zum Tragen kommt.

Wir glauben, dass die Jugendfilm-Kommission St. Gallen dem Einfluss eines Kinderfilms in diesem Fall wirklich zuviel Bedeutung beimisst. Es ist ziemlich abwegig, anzunehmen, dass Kinder nach Sichtung des Films nun schnüffelnd durch ihr Wohnviertel streichen. "Die Distel" erzählt eine spannende Geschichte, zeigt, wie sich Kinder in der Welt der Erwachsenen behaupten, mit Intelligenz, Witz und Mut. Und wenn Kinder das, was vor sich geht, nicht immer verstehen, die Oberton-Therapie zum Beispiel (aber wer von den Erwachsenen versteht sie? ist doch nicht wichtig ...), so ist das realistisch. Kinder haben ein Recht auf eigene Welten und eigene Interpretationen – auch auf Unverständnis.

Wir halten diesen Film für einen guten Kinderfilm, auch für Kinder ab 8 Jahren, weil er von Anfang an aus der Sicht der Kinder erzählt und auf der Seite der Kinder bleibt. Wir haben "Die Distel" übrigens in der deutschen, pädagogisch hoch angesehenen Publikation 'Spielen und Lernen' als Kinderfilmtipp des Monats (September 1992) für Kinder ab 8 vorgestellt. Mit dieser Alterseinstufung lief er auch beim Kinderfilmfest München im Juni 1992 und wird als Wettbewerbsbeitrag in der Kategorie "ab 8" beim deutschen Kinder-Film & Fernseh-Festival "Goldener Spatz" 1993 in Gera gezeigt.

Gudrun Lukasz-Aden und Christel Strobel, Autorinnen des Kinderfilmbuchs, der Kinder- und Jugendfilm Korrespondenz und Mitglieder des Kinderkino München e.V.

 

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