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Ausgabe 34-2/1988

PIPPI LANGSTRUMPFS NEUESTE STREICHE

THE NEW ADVENTURES OF PIPPI LONGSTOCKING

Produktion: Longstocking Productions, USA 1988 – Regie und Drehbuch: Ken Annakin – Kamera: Roland "Ozzie" Smith – Schnitt: Ken Zemke – Musik: Misha Segal – Darsteller: Tami Erin (Pippi Langstrumpf), Eileen Brennan (Miss Bannister), Cory Crow (Annika), David Seaman jr. (Tommy) u. a. – Laufzeit: 101 Min. – Farbe Verleih: Columbia (35mm)

Eine neue Pippi – made in USA – das macht skeptisch. Und diese Skepsis verstärkt sich bei den ersten Bildern. Ein affig wirkendes Mädchen, ganz auf Pippi Langstrumpf getrimmt, turnt über ein sinkendes Schiff, schreit, hopst, fuchtelt wild herum, die Wellen peitschen, der Sturm heult, der Himmel verdunkelt sich, alles birst und bricht – ein amerikanischer Katastrophenfilm kündigt sich, und man fragt sich, was hat dieses Kind dabei zu suchen?

Doch in der Ruhe nach dem Sturm wandelt sich das Bild. Pippi treibt friedlich auf einem Floß dahin, mit ihrem gepunkteten Pferd und dem Affen "Mister Nilsson". Und jetzt lernt der Zuschauer Pippi näher kennen, entdeckt von Szene zu Szene neue Qualitäten in dem Mädchen, das älter ist, als die uns bekannte Pippi, seinerzeit Inger Nilsson, gewinnt mit der Zeit die Sympathien auch des kritischsten Betrachters. Die neue Pippi Tami Erin ist eine Darstellerin, die sich entwickelt, die Charme hat, Witz, Stärke, Kreativität, die das Anarchistische in der von Astrid Lindgren erfundenen Pippi-Figur überzeugend vorbringt, und die auch die Kraft hat, ihre Umgebung zu verändern. Bestes Beispiel: die anfangs altjüngferliche Miss Bannister alias Fräulein Prüsselius, die sich durch Pippis Einfluss immer mehr von ihren Prinzipien entfernt, zum Schluss als liebenswert-konfuse Dame erscheint, etwas derangiert aussehend Pippi in die Arme schließt und wohl versteht, warum das Kind sich nicht anpassen will.

Der Film, bestehend aus den bekannten Pippi-Langstrumpf-Geschichten, ist aufwändig-effektvoll wie sympathisch-altmodisch inszeniert, bunt, pfiffig und – das unterscheidet ihn von den bisherigen Verfilmungen – mit Songs angereichert, die ins Ohr gehen, eine Mischung aus Musical und Action. Die amerikanischen Produzenten haben sich mit dieser Verfilmung, die ohne Astrid Lindgren, aber mit ihrem Einverständnis erfolgte, ziemlich an die Buchvorlage gehalten. Hinzugekommen ist zum Beispiel Pippis verstorbene Mutter, nicht als wirkliche Gestalt, sondern als Imagination, mit der Pippi, himmelwärts blickend, Zwiesprache hält. Und wieder befürchtet der Zuschauer Schlimmes, was sich zum Glück nicht bewahrheitet. Die Szene kippt nicht um ins Kitschige, sondern bleibt rührend und macht klar, dass auch ein starkes Kind wie Pippi schwache Augenblicke, Sehnsüchte haben kann. Geblieben sind Pippis Freunde Tommy und Annika, hier allerdings wie zwei brave Kinder aus den 50er-Jahren aussehend, der seefahrende Vater, Klischee eines rauen Seebären mit Herz, die Bösewichte, die es auf Pippis "Villa Villekulla" abgesehen haben, die Erwachsenen, die das Kind zähmen, ihm gutes Benehmen und Schulbildung angedeihen lassen wollen.

1983 fand der erste briefliche Kontakt zwischen dem amerikanischen Filmproduzenten Gary Mehlman und der schwedischen großen alten Dame des Kinderbuchs und Kinderfilms, Astrid Lindgren, statt. Drei Jahre später waren die Rechte an der Neuverfilmung unter Dach und Fach und eine neue Firma gegründet: die "Longstocking Productions". Für Drehbuch und Regie wurde Ken Annakin verpflichtet, ein Routinier aus den Walt-Disney-Studios. Nun fehlte nur noch die Hauptperson: Pippi Longstocking. Unter 8000 Bewerberinnen von Chicago über London bis Los Angeles fiel die Wahl auf Tami Erin, ein zwölfjähriges Mädchen aus New Jersey. Und mit dieser Wahl ist es gelungen, Inger Nilsson, die das Bild der Pippi bisher geprägt hat, ein neues mit den altbekannten Attributen entgegen zu setzen. Hoffentlich bekommt dieses Bild durch die deutsche Synchronisation nicht einen Riss, das amerikanische Original jedenfalls überzeugt.

Gudrun Lukasz-Aden / Christel Strobel

 

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