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Ausgabe 68-4/1996

ALASKA

Produktion: Castle Rock; USA 1996 – Regie: Fraser C. Heston – Buch: Andy Burg, Scott Myers – Kamera: Tony Westman – Schnitt: Rob Kobrin – Musik: Reg Powell – Darsteller: Thora Birch (Jessie Barnes), Vincent Kartheiser (Sean Barnes), Dirk Benedict (Jake Barnes), Charlton Heston (Perry) u. a. – Länge: 110 Min. – Farbe – FSK: ab 6 – Verleih: Concorde-Castle Rock/Turner (35mm)- Altersempfehlung: ab 8 J.

Kinder lieben Tiere. Das wissen auch Filmproduzenten, und wenn ein Kinderfilm Erfolg haben soll, ist es ratsam, einem Vierbeiner neben den jugendlichen Helden eine tragende Rolle zu geben. Das Rezept liegt auch diesem Film zugrunde, der in den unendlichen Weiten Alaskas spielt. Nach dem Tod seiner Frau zieht der Witwer Jake Barnes mit den zwei Kindern von Chicago in den Norden. Die Tochter Jessie gewöhnt sich schnell an die neue Umgebung, während ihr Bruder Sean der alten Heimat nachtrauert und noch unter dem Verlust der Mutter leidet. Sean fühlt sich alleingelassen und reagiert seine Aggressionen am Vater ab, der als Pilot oft unterwegs ist. Nach einem heftigen Streit muss er einen Kontrollflug übernehmen, im schlechten Wetter prallt er an einen Berg, bleibt im ewigen Schnee liegen und kann sich wegen eines Beinbruchs nicht befreien. Als die Suchtrupps ihn nicht finden, machen sich Sean und Jessie auf den Weg, den Vater zu retten. Nach einer aufregenden Kanufahrt landen sie in einem versteckten Wilderer-Lager, befreien ein Polarbärbaby, das sich sofort an ihre Fersen heftet. Aber auch der Wilderer Perry (Charlton Heston wirkt allerdings wie eine Karikatur) verfolgt die beiden, um über sie seinen Fang zurückzubekommen. Nach einigen gefährlichen Abenteuern, immer begleitet vom kleinen, "Flocke" genannten Bären, spirituellen Begegnungen mit Indianern und beinharten Auseinandersetzungen mit Perry finden sie den Vater in einem fast unzugänglichen Felsmassiv. In das Glück fällt nur ein Wermutstropfen: die Trennung von "Flocke", der ein Leben in freier Wildbahn führen soll.

Eine familienfreundliche Überlebensgeschichte mit einem starken Mädchen im Mittelpunkt; die zweite Hauptperson ist der Bär, der wohl schnell die Herzen der Zuschauer gewinnen wird. Er wirkt putzig, verständig und legt auch schon mal Hand resp. Tatze an, wenn es darum geht, gemeinsam an einem Seil zu ziehen. Vor allem die kleineren Kinder bis ca. 10 Jahre, die schon bei "Little Panda" oder "Free Willy" aus dem Häuschen waren, werden sich an dem knuddeligen Tier begeistern. Die simple Story sollte man nicht auf die Goldwaage legen, es geht weniger um Realismus als um ein Naturmärchen, in dem tapfere Kinder sich zur Rettung ihres Vaters zusammenraufen und alle Hindernisse überwinden, nach der Devise "gemeinsam sind wir stark". Allein schon die majestätischen Landschaften, die Unberührtheit der Natur sind sehenswert. Interessant das Training des Polarbären: Sechs Wochen nach der Geburt wurde die damals zwölfpfundige "Agee", so ihr Name, in das Trainercamp gebracht. Nachdem das Tier mit einer Kost aus reichen Fetten aufgepäppelt war, ging es im Alter von drei Monaten an die "Arbeit", am Ende der Produktion wog der Bär 75 Kilo (das endgültige Gewicht liegt bei 350 Kilo). Der Bär stiehlt den erwachsenen Darstellern auf jeden Fall die Schau und wird schnell zum Publikumsliebling.

"Vom Menschen gegen die Natur und vom Menschen, der lernt, mit der Natur zu leben" will Regisseur Fraser C. Heston (Sohn von Charlton Heston) in seinem Film erzählen. "Alaska" ist beileibe nicht DER optimale Kinderfilm, dazu ist er allzu geschönt, aber er spricht die Neugier und die Abenteuerlust an, verbindet Spannung und Action mit Gefühl. Mag es auch zu sauber und adrett wirken, wie die beiden Kinder alle Mühen locker erledigen, "Alaska" macht dennoch Spaß. Man muss ja nicht jeden Film an der Wirklichkeit messen.

Margret Köhler

 

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