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Ausgabe 15-3/1983

DIE KONFERENZ DER TIERE

DIE KONFERENZ DER TIERE

Produktion: Linda Film-Produktion, BRD 1969 – Drehbuch, Regie und Gesamtgestaltung: Curt Linda, nach dem gleichnamigen Buch von Erich Kästner – Kamera: Wolfgang Dietrich – Musik: Erich Ferstl – Laufzeit: 93 Min. – Farbe – FSK: ab 6 Jahren – FBW: wertvoll – 16mm-Verleih: atlas film, Duisburg

Inhalt

Zeichentrickfilm nach Erich Kästners Utopie, der – gut gezeichnet und musikalisch arrangiert – die Geschichte von Tieren erzählt, die auf einer Weltkonferenz Maßnahmen zum Schutz des Friedens und der Menschlichkeit beschließen und die Menschen zwingen, diese Vorschläge zu verwirklichen. Der Vertrag, den die Staatshäupter der Länder unterschreiben mussten, lautete:

"Wir, die verantwortlichen Vertreter aller Länder der Erde, verpflichten uns mit Leben und Vermögen zur Durchführung folgender Punkte:

1. Alle Grenzpfähle und Grenzwachen werden beseitigt. Es gibt keine Grenzen mehr.
2. Das Militär und alle Schuss- und Sprengwaffen werden abgeschafft. Es gibt keine Kriege mehr.
3. Die zur Aufrechterhaltung der Ordnung erforderliche Polizei wird mit Pfeil und Bogen ausgerüstet. Sie hat vornehmlich darüber zu wachen, dass Wissenschaft und Technik ausschließlich im Dienst des Friedens stehen. Es gibt keine Mordwissenschaften mehr.
4. Die Zahl der Büros, Beamten und Aktenschränke wird auf das unerlässliche Mindestmaß herabgeschraubt. Die Büros sind für die Menschen da, nicht umgekehrt.
5. Die bestbezahlten Beamten werden in Zukunft die Lehrer sein. Die Aufgabe, die Kinder zu wahren Menschen zu erziehen, ist die höchste und schwerste Aufgabe."

Bewertung / Erfahrungsbericht (Kinderkino Olympiadorf/München)

Der Zeichentrickfilm "Die Konferenz der Tiere" ist heute aktueller denn je. Frieden, Friedenskonferenz, Abrüstung sind Worte, deren Bedeutung die Kinder gut kennen, und sei es aus dem häufigen Fernsehkonsum. Die Umsetzung der Sprache von Erich Kästner in Zeichentrickfiguren ist hervorragend gelungen, und der ganze Film ist eine Harmonie aus Bewegung, Sprache, Farbe und Musik. Auch die erst sechsjährigen Kinder haben großes Vergnügen bei den vielen lustigen und spannenden Szenen, vor allem wenn die Tiere so menschenähnliche Verhaltensweisen darstellen.

Neben dem Vergnügen und der Unterhaltung, die bei diesem Film nicht zu kurz kommen, wird den Zuschauern vermittelt, welch ernste Sache es ist, Frieden zu halten, und das ohne erhobenen Zeigefinger, sondern durch Symbole, die sicher nicht alle von den Kindern durchschaut werden, aber trotzdem auf sie wirken. Komplizierte Handlungsvorgänge, vor allem die Strategien der Menschen, werden durch darauf folgende Gags, meist mittels der Tierfiguren, entschärft und entwirrt.

Vielen Szenen dienen sicher einfach der Auflockerung und dem Spaß, den die Zuschauer haben sollen und können. Die musikalische Untermalung ist dabei so gelungen, dass alle Sinne angesprochen werden. Ebenso ist die Farbgebung ein Genuss im Vergleich zu den üblichen (japanischen) Zeichentrickfilmen.

Die Sprache ist unserem Zeitjargon angepasst, und wenn auch nicht alle Kinder wissen, was ein Ultimatum, eine Demokratie, eine Konferenz oder Mobilmachung ist, so verstehen sie den Sinnzusammenhang, während die Figuren in Aktion sind. Vor allem die "Sprüche" der Tiere, wie "wir haben nichts gesehen, wir haben nichts gehört, wir haben auch nichts gesagt", animieren die Kinder zum weiteren Gebrauch. Manchmal sind die sprachlichen Pointen zu konzentriert, als dass man sie sich alle merken kann, und haben eine zu politische Bedeutung, als dass sie Kinder verstehen können. Es ist aber kein Grund, den Film nicht für Kinder geeignet zu halten, nur weil sie nicht alle Symbole verstehen können. Die zusammenhängende Handlung und die damit verbundene Grundaussage erkennen die Kinder, wie sich bei einem Nachgespräch zeigte. Und wenn sie auch nicht alles richtig interpretieren können, so ist das kein Grund, um sich nicht amüsieren zu dürfen, denn das garantiert dieser Film auf alle Fälle.

Sicherlich bekommen auch die erwachsenen Zuschauer bei einem einmaligen Betrachten des Films nicht alle Pointen mit. Deshalb gilt der Vorschlag, diesen Film öfters anzuschauen, für Kinder und Erwachsene, denn es lohnt sich, auch die gelungenen Kleinigkeiten zu bemerken. Einige kleine Zuschauer waren zwischendurch so begeistert, dass sie klatschten und "Bravo" riefen. Die neunzig Minuten Spielzeit vergingen für fast alle Kinder zu schnell und am Schluss wurde kräftig Beifall geklatscht. Die Bemerkung eines Kindes beim Verlassen des Kinos kann sicher stellvertretend für Vieles gelten: "Den könnte ich mir fünfmal anschauen!"

Einsatzempfehlung

Der Film "Die Konferenz der Tiere" ist für Kinder ab sechs Jahren (Kinderfilmveranstaltungen, Kinderkinoprogramme) geeignet. Zu empfehlen ist er darüber hinaus für friedenspädagogische Seminare und Bildungsveranstaltungen. Außerdem sollte er im Unterrichtsplan der Schulen seinen Platz haben.

Literatur

Erich Kästner: Die Konferenz der Tiere. Ullstein TB, Ullstein Verlag, Frankfurt/M. 1969

Heidi Bornemann / Petra Römer

 

Bundesverband Jugend und Film e.V.DIE KONFERENZ DER TIERE im Katalog der BJF-Clubfilmothek unseres Online-Partners Bundesverband Jugend und Film e.V.

 

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