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Ausgabe 111-3/2007

BESTE ZEIT

Produktion: Monaco Film Hamburg / BR; Deutschland 2007 – Regie: Marcus H. Rosenmüller – Buch: Karin Michalke – Kamera: Helmut Pirnat – Schnitt: Anne Loewer – Musik: Gerd Baumann – Darsteller: Anna Maria Sturm (Kati), Rosalie Thomass (Jo), Ferdinand Schmidt-Modrow (Rocky), Florian Brückner (Mike), Andreas Giebel (Katis Vater), Johanna Bittenbinder (Katis Mutter) u. a. – Länge: 95 Min. – Farbe – Verleih: Constantin Film – Altersempfehlung: ab 12 J.

Es ist Sommer. Kati und Jo sind beste Freundinnen und unzertrennlich. Gemeinsam stehlen sie sich von zu Hause fort, um im väterlichen Kleinbus in die sternenklare Nacht zu fahren, in der Weite des Dachauer Landes zu träumen, zu trinken, zu rauchen, Musik zu hören. Der Alltag der Mädchen ist von Lernen, Arbeit auf dem Hof und Vergnügen in ländlichen Festzelten bestimmt. Jo wartet auf ihren Traumprinzen, Kati glaubt ihn schon in Mike gefunden zu haben, Rocky übersieht sie. Als an Katis 17. Geburtstag die lang erwartete Zusage für den Schüleraustausch nach Amerika eintrifft, ist ihr sonst wortkarger Vater richtig stolz auf seine Tochter, während Kati erst mal nur verwundert ist, dass sie nicht vor Freude in die Luft springt. Je näher der Tag des Abschieds rückt, desto unausstehlicher wird sie, ist unverschämt zum Vater und zur Freundin, ebenso zu Mike, von Rocky nimmt sie wie immer keine Notiz, freut sich zwar über seine Hilfsbereitschaft, mehr nimmt sie aber nicht wahr. Bis sich Kati dazu durchringt, auf ihr Herz zu hören und nicht auf den Verstand, leidet sie so sehr, wie es nur 17-jährige Mädchen können, die von Freiheitsträumen und der Sehnsucht nach Geborgenheit und Liebe hin und her gerissen sind.

Nach seinem Überraschungserfolg "Wer früher stirbt ist länger tot" – der den neuen Heimatfilm bayrischer Mundart über die Grenzen des Freistaats hinaus kinofähig gemacht hat – legt Marcus H. Rosenmüller (geboren 1973 in Tegernsee) mit "Beste Zeit" den ersten Teil einer Trilogie vor, der "Beste Gegend" und "Beste Chance" folgen sollen. Mit "Beste Zeit" ist ihm – nach einem Drehbuch der jungen Autorin Karin Michalke – ein überraschend feinfühliger Film über heranwachsende Mädchen gelungen. Jede Szene zeigt sein Gespür für die Menschen und das Leben auf dem Land, für die Gefühlslage Heranwachsender zwischen Großstadtsog und Heimatliebe.

Mit Anna Maria Sturm (Kati), die erstmals vor der Kamera stand, und Rosalie Thomass (Jo) hat Rosenmüller zwei in jeder Phase überzeugende Darstellerinnen gefunden, ideale Identifikationsfiguren – nicht nur für gleichaltrige Mädchen. Für Rosenmüller ist Anna Maria Sturm eine "bayrische Mischung aus Ronja Räubertochter und Pippi Langstrumpf" – und dieser Einschätzung kann man nur zustimmen. Nicht nur die Person, auch ihre Rolle erinnert an die Heldinnen von Astrid Lindgren, die der Welt der Erwachsenen ihren eigenen Lebensentwurf entgegensetzen. Berührend in ihrer Poesie ist die Szene am Balkon, als die Freundinnen über den Sinn des Lebens sprechen und der Vater zufällig mithört und sich leise versonnen zurückzieht. Überhaupt das Vater-Tochter-Verhältnis, so grantig er auch ist, so frech sie reagiert, am Ende machen beide einen Schritt aufeinander zu, eine Umarmung zum Abschied, die keine Worte braucht.

"Beste Zeit" beginnt eher leise und langsam, lässt sich Zeit für die Befindlichkeit der beiden Freundinnen, um dann in Tempo und Dramatik anzuziehen. Der Film hat alle Chancen, sich in die Herzen eines großen Publikums zu spielen.

Gudrun Lukasz-Aden / Christel Strobel

 

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Ausgabe 111-3/2007

 

Inhalt der Print-Ausgabe 111-3/2007|

Filmbesprechungen

ANTONIA| AZUR UND ASMAR| BESTE ZEIT| DAS DOPPELTE LOTTCHEN – 2007| HARRY POTTER UND DER ORDEN DES PHOENIX| KLEINE HELDEN| DER KLEINE KÖNIG MACIUS| LOVE & DANCE| MAX MINSKY UND ICH| PRINZESSINNENBAD| TONI GOLDWASCHER| WAS AM ENDE ZÄHLT| WOLFSGEHEIMNIS|

Interviews

- Gespräch mit der erfolgreichen Münchner Kinderfilmproduzentin Uschi Reich| Anner, Eitan - "Die Spitze des Eisbergs"| Bollók, Csaba - "Wenn wir in ihr Gesicht sehen, dann erblicken wir ihr Leben"| Buck, Detlev - Gespräch mit Detlev Buck| Lechner, Norbert - Gespräch mit Norbert Lechner über sein Kinderfilmdebüt "Toni Goldwascher"| Müntefering, Gert K. - "Kinderfernsehen braucht eine provokante Seite, um wahrgenommen zu werden" | Schmidt, Manfred - "Wenn es ein gesellschaftlicher Wunsch ist, dass Kinder sich mit Filmen auseinander setzen, dann müssen wir dafür auch etwas tun"|


KJK-Ausgabe 111/2007

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