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Ausgabe 76-4/1998

PAULIE – EIN PLAPPERMAUL MACHT SEINEN WEG

PAULIE: A PARROT'S TALE

Produktion: Dream Works Film / Mutual; USA 1998 – Regie: John Roberts – Buch: Laurie Craig – Kamera: Tony Pierce-Roberts – Schnitt: Bruce Cannon – Musik: John Debney – Darsteller: Gena Rowlands (Ivy), Tony Shalhoub (Misha), Cheech Marin (Ignacio), Bruce Davison (Dr. Reingold), Hallie Kate Eisenberg (Marie), Jay Mohr (Paulie/Benny) u. a. – Länge: 91 Min. – Farbe – FSK: o. A. – Verleih: UIP (35mm) – Alterseignung: ab 6 J.

"Wenn man nichts Nettes zu sagen hat", sagte schon das Kaninchen Klopfer zu Disneys Bambi, "soll man den Mund halten." Und was für kleine Waldbewohner gilt, ist manchmal auch für geflügelte Haustiere nicht unklug – vor allem, wenn sie sich eindeutig stärkeren Gegnern wie gefräßigen Katzen oder karrieresüchtigen Wissenschaftlern gegenüber sehen. Doch "Paulie" kann es einfach nicht lassen, und so bringt ihn sein Plappermaul nicht nur um seine beste Freundin, sondern befördert ihn auf die Dauer ganz nach unten. Und dort, im Keller eines Verhaltensforschungsinstituts, findet der Raumpfleger Misha den kleinen grünen Papagei, der zur Überraschung des Russen nicht nur Wörter wiederholen kann, wie es andere Papageien tun, sondern tatsächlich die Gabe der Rede besitzt. Kaum haben sich die beiden einsamen Herzen gefunden, beginnt Paulie, der Papagei in Ungnaden, dem Einwanderer aus der Fremde seine Geschichte zu erzählen.

Diese beginnt bei Marie, einem kleinen Mädchen mit einem Sprachfehler, das zum Geburtstag einen Papagei bekommt und es gar nicht ungewöhnlich findet, dass sich der kleine Vogel nach allen Regeln der Kunst mit ihm unterhält. Nur Maries Vater meint, seine Tochter sollte sich lieber "richtige" Freunde suchen, und bei der erstbesten Gelegenheit verkauft er Paulie wieder. Jetzt beginnt Paulies Odyssee quer durch die Vereinigten Staaten, eine jahrelange Reise auf der Suche nach der inzwischen fortgezogenen Marie, die ihn stattdessen aber in das Labor von Dr. Reingold führt, wo man ihn für den Stein der Weisen hält, den Schlüssel zur Kommunikation zwischen Mensch und Tier – und gar nicht daran denkt, ihm bei der Suche nach seiner rechtmäßigen Besitzerin zu helfen. Als Paulie sich daraufhin weigert zu sprechen, verbannt man ihn schließlich in die Abstellkammer. Dort lernt er jetzt von Misha, dass es auch Momente gibt, in denen man auf keinen Fall den Mund halten darf, wenn man auf ein Happy End aus ist.

Da "Paulie" ein Realfilm ist und dessen Held ein sprechendes Tier, drängt es sich auf, ihn in einem Atemzug mit "Ein Schweinchen namens Babe" zu nennen, und er braucht sich des Vergleichs nicht zu schämen. Dressierte und animatronische Papageien und ihre Dompteure / Ingenieure haben auch hier Beachtliches geleistet, um die Illusion des beinahe mensch-lichen Vogels glaubhaft erscheinen zu lassen und dem gefiederten Charmeur mit der Frage nach den Möglichkeiten und Grenzen der Sprache ein Problem mit auf den Weg gegeben, an dem es sich zu knabbern lohnt. Gena Rowlands, Rony Shalhoub, Cheech Marin und die kleine Hallie Kate Eisenberg sorgen für die nötige Wärme auf Paulies weiter Reise, und auch wenn dieser Film einen Vogel hat, können ihn große wie kleine Zuschauer gleichermaßen für voll nehmen.

Bärbel Schnell

 

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Ausgabe 76-4/1998

 

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