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Ausgabe 33-1/1988

DAS SCHULGESPENST

Produktion: DEFA-Studio für Spielfilme, Gruppe 'Roter Kreis', DDR 1987 -Regie: Rolf Losansky – Drehbuch: Peter Abraham, nach seinem gleichnamigen Roman – Kamera: Helmut Grewald – Schnitt: Ilse Peters – Musik: Reinhard Lakomy – Darsteller: Nicole Lichtenheldt, Ricardo Roth, Karin Düwel, Rolf Ludwig, Barbara Dittus u. a. – Laufzeit: 84 Min. – Farbe – FSK: ab 6 -Verleih: atlas film + av, Duisburg (16mm); Unidoc, Dortmund (35mm)

Carola Huflattich gehört zu den Kindern, die schon krank sein müssen, wenn sie Eltern und Lehrer nicht zweimal täglich auf die Palme bringen. Kein Wunder, dass die Schule nicht ganz der passende Ort für Carola ist. Eines Tages wird ihr Stuhl Opfer ihres Tatendranges und Carola muss in den Schulkeller, um einen neuen zu holen. Als sie dort – wirklich nur ein bisschen – an einem alten Fernseher herumspielt, ereignet sich eine Explosion, die ungeahnte Folgen hat: Sie setzt ein kleines, gestaltloses Gespenst frei, dem Carola – nach anfänglichem Erstaunen über die Stimme aus dem Nichts – kurzerhand durch eine Zeichnung Form verleiht. Allerdings nicht zur Zufriedenheit des Gespenstes, das lieber wie Carola aussähe als wie eine Kreidefigur. Und so schildert die Spuk-Erscheinung dem Mädchen in den herrlichsten Farben, wie es wäre, wenn man die Identität tauschte. Carola willigt ein unter der Bedingung, dass der Tausch rückgängig zu machen sei, wenn sie "Buh" in den Taschenspiegel der Lehrerin riefe, der vergessen auf dem Pult liegt.

Fortan erlebt die Schule eine unglaubliche Carola: adrett, aufmerksam, aber auch hochnäsig, streberhaft und – vielleicht das Schlimmste – eine, die petzt. Und die echte Carola spukt derweil, was das Zeug hält. Als sich das Gespenst jedoch nicht an die Zusage hält, Carola in den Sportstunden und in den Pausen in ihren Körper zurückschlüpfen zu lassen, wird es dem Mädchen bald zu bunt. Das Gespenst hingegen fühlt sich als Carola durchaus wohl und gibt der Lehrerin den Handspiegel zurück. Es passieren noch allerhand Verwicklungen, bis Carola ihn wieder ergattern, ihr alter ego überlisten und wieder die Schule unsicher machen kann.

"Der lange Ritt zur Schule", "Moritz in der Litfaßsäule", "Weiße Wolke Carolin" ... Rolf Losanskys Filme gehören zu den heitersten und sympathischsten Kinderfilmen, die bei uns zu sehen sind. Und "Das Schulgespenst" hält zumindest auf weite Strecken, was seine Vorgänger erwarten lassen. Es ist einfach ein Vergnügen, Carola Huflattich bei ihrem täglichen Kampf gegen den tristen (Schul-)Alltag zu beobachten, später bei ihrem lustvollen Herumgespuke und ihrer wütenden Auseinandersetzung mit dem widerspenstigen Geist. Ein Vergnügen nicht zuletzt, weil Carola bei alledem kein bisschen künstlich oder konstruiert wirkt und weil auch Losanskys Team (Helmut Grewald, Ilse Peters) gewohnt brillant arbeitet. Und Reinhard Lakomy, der die Musik schrieb, hat mit "Carolas Lied" einen Ohrwurm geschaffen, der z. B. beim Essener Filmfestival noch lange in den Kinos und Spielstellen geträllert wurde.

Bei so viel Begeisterung fällt es mir leicht, Losansky einige Dinge nachzusehen, etwa das Episodenhafte des Films, oder die offene Frage, warum sich Carola mit ihren Fähigkeiten als Gespenst nicht den Taschenspiegel sofort wiederbeschaffen konnte. Die Begeisterung des Publikums beim Essener Filmfestival (meistbesuchter Film) und die Preise der Essener Kinderjury und der Jury des jungen Publikums beim 5. 'Goldenen Spatz' in Gera empfehlen Losanskys Film dem Kino.

Albert Schwarzer

 

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