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Ausgabe 85-1/2001

SCHULE

SCHULE

Produktion: Bavaria Filmverleih und Produktions GmbH / Constantin Film, Deutschland 2000 – Regie und Buch: Marco Petry – Kamera: Axel Block – Schnitt: Barbara von Weitershausen – Musik: Jan Plewka – Darsteller: Daniel Brühl (Markus), Jasmin Schwiers (Sandra), Niels Bruno Schmidt (Stone), Mina Tander (Melanie), Tim Egloff (André), Christian Näthe (Steven), Axel Stein (Dirk), Sebastian Kroehnert (Karbrüggen), Antonia Reß (Jessica) u. a. – Länge: 98 Min. – Farbe – FSK: ab 12 – Verleih: Constantin Film (35mm) – Alterseignung: ab 12 J.

Noch drei Wochen bis zum Abitur – Markus hat vom Lernen genug. Es ist Sommer, der letzte, den sie an dieser Schule gemeinsam verbringen. Das wird Markus an einem Freitag plötzlich bewusst. Doch dieser Tag fängt nicht gut an. Seine Freundin Sandra lässt Markus als ihren "süßen Schnubbi" durchs Radio grüßen. Der fühlt sich lächerlich gemacht, was Sandra – drei Jahre jünger als er – nicht verstehen kann. Markus setzt sich ab, trifft André, Dirk und Steven. Nabil und Sascha durchkreuzen die Szene mit ihrer Videokamera auf der Suche nach Interviews und Kuriositäten aus dem Schulalltag für den Abschiedsfilm. Stone, vor drei Jahren von der Schule geflogen, umkreist mit seinem roten alten Mercedes das Schulgebäude und die sexy Girls, die auf ihn stehen, was sein Selbstbewusstsein mächtig hebt. Die hübsche rothaarige Sandra gefällt ihm, ebenso die Tatsache, dass er dem Bürgersöhnchen Markus die Freundin ausspannen könnte. Sandras ältere Schwester Melanie möchte nichts mehr von Markus' Freund André wissen, hat seine Untreue satt. Teresa, die gute Seele, verspricht Dirk in der Matheklausur zu helfen. Im entscheidenden Moment jedoch kifft sie mit Steven – und Dirk läuft Karbrüggen über den Weg, dem besten Rechner und größten Streber in der Klasse. Kaum zu glauben, aber Karbrüggen hilft ihm. Also lädt ihn Dirk aus Dankbarkeit abends an den See ein, wo sich die Clique trifft. Zu Dirks Überraschung sagt Karbrüggen zu. Sandra wartet vergeblich darauf, dass Markus sie zum See einlädt. Andererseits würde sie mit ihm gern zur Party bei ihrer Freundin Jessica erscheinen.

Nachts am See hat Karbrüggen seine große Stunde und erlebt alles auf einmal, worum sich die anderen jahrelang bemüht haben: "sex and drugs". Sandra tritt währenddessen mit Stone auf der Party auf, genießt den Showeffekt und lässt den Typ mehr an sich heran, als sie eigentlich will. Als Markus auf der Party erscheint und sieht, wohin Sandra steuert, reagiert er hilflos, zieht ab. Ausgerechnet Stone rüttelt Markus wach und macht ihm klar, dass man für die Liebe kämpfen muss. Der Film endet mit einem langatmigen Show-Down auf dem Dach der Schule und mit Markus' schwacher Rede über starke Gefühle.

Der 25-jährige Marco Petry, Absolvent der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film, zeichnet für Drehbuch und Regie dieses Schulreports, dessen Handlung er auf vierundzwanzig Stunden verdichtet hat. Der Film spielt irgendwo in einer westdeutschen Kleinstadt, die Schüler stellen einen plakativen Querschnitt heutiger Mittelstandskinder dar. Gut ausgestattet und mit dem nötigen Stoff versehen – je nach Temperament und Gemütslage Bier, Racke Rauchzart, Joints und andere Rauschgifte. Mehr Probleme als mit Mathe haben die Gymnasiasten mit dem anderen Geschlecht. Wer hat mit wem oder wer hat überhaupt oder noch nicht ... Der Film beginnt schwungvoll, verspricht Brüchigkeit der Charaktere, baut Erwartungshaltungen auf, die aber meist nicht eingelöst werden. Unterhaltsam und auf ein junges Publikum zielend, bleibt der Film an der Oberfläche. Zum Beispiel bleibt die "Reifeprüfung" Karbrüggens unglaubwürdig, nicht wegen äußerer Vorkommnisse, sondern wegen der inneren Unberührtheit. So ist "Schule" ein Film der verpassten Chancen. Wirklichen Einblick in das Innenleben junger Leute an der Schwelle zwischen der Geborgenheit des schulischen Alltags und den Herausforderungen des Erwachsenenlebens vermag er nicht zu geben.

"Schule" ist ein professionell gemachter Teenie-Film, der vermeintliche Realität eins zu eins inszeniert, mit ausgeflippten Lehrern, kiffenden Schülern, gut gewachsenen Mädchen, abgemischt mit Rock- und Pop-Musik ganz auf der Höhe der Zeit.

Gudrun Lukasz-Aden / Christel Strobel

 

Bundesverband Jugend und Film e.V.SCHULE im Katalog der BJF-Clubfilmothek unseres Online-Partners Bundesverband Jugend und Film e.V.

 

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