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Ausgabe 86-2/2001

DER SCHWAN MIT DER TROMPETE

TRUMPET OF THE SWAN

Produktion: Rich-Crest-Animation-Production / Lin-Oliver-Production; USA 2001 – Regie: Richard Rich, Terry L. Noss – Buch: Judy Rothman-Rofé, nach dem Buch "Trumpet of the Swan" von E. B. White – Musik: Marcus Miller – Länge: 74 Min. – Farbe – FSK: o. A. – Verleih: Columbia TriStar (35mm) – Altersempfehlung: ab 6 J.

Tiere sind besonders bei Kindern immer wieder beliebte Zeichentrickfiguren. Diesmal geht es um Schwäne, jene majestätisch ruhig auf Seen und Teichen dahin gleitenden Wasservögel, die geheimnisvoll wirken und doch so reale Probleme haben können wie in dem emotional engagierten Animationsfilm von Richard Rich und Terry L. Noss. Kleine und große Kinder gleichermaßen bewegend, hat der Film das Zeug zu einem schönen Sommerhit.

Wie schon "Stuart Little" basiert auch "Der Schwan mit der Trompete" auf einem Kinderbuch von E. B. White, von der New York Times als "Outstanding Children's Book" gelobt. Die Geschichte ist von klassischer Gradlinigkeit, auch für Sechsjährige direkt miterlebbar und nachvollziehbar. In der kanadischen Wildnis wird Louie geboren, ein possierlicher kleiner Schwan, den zunächst nichts von seinen Geschwistern unterscheidet. Doch schon bald müssen die glücklichen Eltern feststellen, dass Louie stumm ist und das ist in einer Familie von Sing- oder auch Trompeter-Schwänen ein echtes Problem. So sehr er sich auch müht – Louie bringt keinen Ton heraus und leidet selbst darunter, sich nicht verständlich machen zu können. Besonders der schönen Schwänin Serena möchte er seine Gefühle mitteilen und sie nicht dem eingebildeten Boyd überlasen. Die Sprachlosigkeit des jungen Schwans ist überzeugend durch den inneren Gedanken-Monolog Louies dargestellt. Der kleine Schwan hat bald eine, wie es scheint, geniale Idee: Er will lesen und schreiben lernen, denn dadurch würde er sich mitteilen können. Im Wald hat er den freundlichen Jungen Sam kennen gelernt, der ihn mit in seine Schulklasse nimmt. Die zunächst etwas verwunderte Lehrerin akzeptiert Louie sozusagen als erstes wissenschaftliches Versuchs-Schwänchen. Schon bald ist sie begeistert über den gelehrigen und talentierten Schüler und die Mitschüler sind ebenfalls fasziniert. Die Enttäuschung für Louie folgt jedoch bei seiner Rückkehr: Er kann zwar lesen und schreiben, aber die anderen Schwäne können es nicht! Aus der Traum von der Kommunikation!

Glücklicherweise kommen die Regisseure hier ganz ohne erhobenen Zeigefinger aus, entwickeln diese logische Wendung der Geschichte spielerisch und bereiten so das dramaturgische Terrain für einen dramatischeren Handlungsgangort vor. Denn jetzt wird Vater Schwan aktiv, fliegt ins nächste Städtchen, direkt durch die Schaufensterscheibe eines Musikladens und klaut eine Trompete. Virtuos beherrscht Louie bald auch dieses Instrument und entlockt ihm, in memoriam seines großen Namensvetters Armstrong, die schönsten und seelenvollsten Jazz-Töne. Er macht eine Blitz-Karriere in Boston und Philadelphia und kehrt mit einer stattlichen Summe Geldes nach Hause zurück – genug, dass Vater Schwan dem Musikhändler die Trompete bezahlen kann, und rechtzeitig, um die schöne Serena von der Hochzeit mit einem anderen abzuhalten.

Getreu der Tradition des amerikanischen Animationsfilms ist auch "Der Schwan mit der Trompete" ein harmoniesüchtiges Märchen, in dem das einzige die Idylle verstörende Problem happyendlich und zu aller Glück und Zufriedenheit gelöst wird. Nicht unbedingt wie im wirklichen Leben.

Frauke Hanck

 

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