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Ausgabe 91-3/2002

JEDER IST EIN STAR!

LEDEREEN BEROEMD / EVERYBODY FAMOUS

Produktion: Otomatic / Get reel productions / Les Films des Tournelles; Belgien / Niederlande / Frankreich 2000 – Regie und Buch: Dominique Deruddere – Kamera: Willy Stassen – Schnitt: Ludo Trock – Musik: Raymond van het Groenewoud – Darsteller: Josse De Pauw (Jean Vereecken), Eva van der Gucht (Marva), Werner De Smedt (Willy van Outreve), Viktor Löw (Michael) u. a. – Länge: 97 Min. – Farbe – Verleih: TiMe/Filmwelt (35mm) – Alterseignung: ab 12 J.

Der belgische Fabrikarbeiter Jean hat es sich in den Kopf gesetzt, dass seine Tochter Marva es einmal besser haben soll. Obwohl das 17-jährige Pummelchen als Madonna-Verschnitt bei jedem Nachwuchswettbewerb durchfällt, ist Jean und auch seine Frau von ihrem Gesangstalent überzeugt. Als seine Firma dichtmacht, entführt er kurz entschlossen die bekannteste Schnulzensängerin des Landes. Sehr zur Freude ihres geldgeilen Managers Michael, denn durch das Kidnapping verkaufen sich ihre CDs noch viel besser. So geht er denn auch auf die Forderung Jeans ein, einen Song mit Marva zu produzieren, der sie zum Star machen soll.

Warum trachten so viele Menschen nach TV-Ruhm und sind mit einem 'normalen' Leben einfach nicht mehr zufrieden? Wieso sind Eltern bereit, alles zu tun, um ihre Kinder zu Stars zu machen? Diese Fragen trieben den belgischen Filmemacher Dominique Deruddere ("Suite 16") um, als er das Buch zu der Tragikomödie schrieb. Allerdings packte er in das Projekt zu viele Themen und Konflikte auf einmal: Mal kommt "Jeder ist ein Star!" als Arbeitslosenkomödie nach dem Muster von "Full Monty" daher, dann gibt sich der Film als Variation über den Starkult wie bei "Josie and the Pussycats" oder "King of Comedy", um zwischendurch gar als kurioses Geiseldrama jenseits von "Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone" Befürchtungen über ein tragisches Ende zu entfachen.

Die belgische Produktion, die im Vorjahr für den Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film nominiert wurde, nimmt schließlich nach einem unbeholfenen Show-Down bei einem Happy Ending Zuflucht, das die satirischen Ansätze der Etüde über Glanz und Elend der Entertainmentbranche und den Traum der jungen Heldin vom schnellen Ruhm erstickt.

So bieder aktuelle amerikanische Popstarfilme von "Glitter" bis zu "Rock Star" ausfallen, sie lassen wenigstens eine klare erzählerische Linie erkennen. Angesichts des Wankelmuts der Regie stehen der Hauptdarsteller Josse de Pauw, der seit Derruderes erstem Spielfilm "Crazy Love" von 1987 bereits zum vierten Mal mit dem Regisseur zusammenarbeitet, und die niederländische Studentin Eva van der Gucht, die sich beim Casting gegen Hunderte von Mädchen durchsetzte und als Marva in ihrem Kinodebüt eine beachtliche Portion Talent zeigt, weitgehend auf verlorenem Posten. Immerhin lässt sich dem modernen Märchen ein skurriler Charme nicht absprechen, den es vor allem aus der Naivität bezieht, mit der die Protagonisten ihre Träume zu verwirklichen versuchen.

Reinhard Kleber

 

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