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Ausgabe 93-1/2003

"Ich wollte sie befreien und in das normale Leben führen"

Gespräch mit Václav Vorlícek über seinen Film "Max, Sally und das Zaubertelefon"

(Interview zum Film MAX, SALLY UND DAS ZAUBERTELEFON)

KJK: Die Zeichentrickserie "Mach a Sebestová" gibt es im tschechischen Fernsehen schon seit über zwanzig Jahren. Warum erst jetzt dieser Film?
Václav Vorlícek: "Mein Freund, der Drehbuchautor Milos Macourek, hat die Serie vor über zwanzig Jahren geschaffen. Sie ist bei uns sehr populär. Es geht um die Schüler der Klasse 3 B mit ihren Haupthelden Mach und Sebestová ("Max und Sally"). Irgendwie hat es mich schon immer gestört, dass die beiden in ihrer Fernsehkiste eingesperrt waren. Ich wollte sie befreien und in das 'normale' Leben führen. Deshalb sagte ich zu Milos: 'Du musst sie aus dem Fernsehapparat herausrutschen lassen! ' So kam uns die Idee zu dem Film. Sie ist aber erst in den letzten Jahren geboren worden und musste durch die komplizierte Arbeit am 'Falkenkönig' zunächst zurückgestellt werden."

China tritt als Koproduzent auf und einige Szenen sind dort gedreht worden. Warum gerade China, für die Geschichte hätte es doch eigentlich auch jeder andere Kontinent sein können, vielleicht Südamerika oder die USA ...?
"... oder die Sahara. Tatsächlich war das Drehbuch bereits fertig, als wir mit dem 'Falkenkönig' im Jahre 2000 beim Filmfestival im tschechischen Zlín waren. Zufällig war damals ein chinesischer Produzent mit seinem Film in Zlín. Er führte lange Gespräche mit den Bonton Ateliers, dem Hauptorganisator des Festivals. So kamen wir zusammen und die chinesischen Partner boten uns günstige Bedingungen für eine Koproduktion an. Die in China spielenden Szenen haben wir tatsächlich erst später zum Drehbuch hinzugefügt."

Man sagt Ihnen und Ihren Filme nach, die Verwandlung, die Metamorphose, zum Prinzip zu erheben. Nachdem Sie im "Falkenkönig" damit sehr zurückhaltend waren, ist Ihr neuer Film in dieser Hinsicht sehr turbulent. Könnte nicht die Vielzahl der durch die Verwandlungen eingeführten Gestalten besonders für die kleinen Zuschauer zu erdrückend und unübersichtlich sein?
"Das muss so sein, es ist das normale Leben. Ich kann nicht anders!"

Vor kurzem ist Milos Macourek, Ihr langjähriger Drehbuchautor, mit dem Sie auch freundschaftlich verbunden waren, verstorben. Bedeutet das für Sie, abgesehen von dem Schmerz, auch ein Problem für die Stofffindung künftiger Filme?
"Die ersten Symptome der schweren Krankheit von Milos traten während unserer ersten Reise nach China zutage, als wir mit den Vorbereitungen für die dortigen Dreharbeiten von 'Max und Sally' begonnen hatten. Leider ging es ihm dann immer schlechter, so dass letztlich sein Tod für mich keine Überraschung war. Dennoch habe ich ihn noch sehr oft besucht und wir haben in dieser Zeit ein neues Drehbuch angepackt und bis zu einem bestimmten Grad auch fertig gestellt. Es wird mein nächster Film werden, eine Gegenwartskomödie von etwa einer Stunde Länge für das Fernsehen."

Ihr Film läuft in der Tschechischen Republik ganz oben in der Publikumsgunst. Die Kritiker sind nicht so begeistert. Ein Schicksal vieler Ihrer Filme am Anfang?
"Der Film hatte seit seinem Start im Dezember letzten Jahres in der Tschechischen Republik bisher eine Viertelmillion begeisterter Zuschauer. Wenn er in China läuft, werden es vielleicht an einem Tag so viele sein. Was wollen Sie mehr?"

In Ihrem Film wird der kleine Jakob in einen Opa verwandelt ...
"...in einen senilen Alten!"

Wenn Sie über ein solches Zaubertelefon verfügten, wünschten Sie sich, wieder wie der kleine Jakob zu werden?
"Wissen Sie, was mein Name, Vorlícek, im Deutschen bedeutet? – 'Kleiner Adler'!"

Mit Václav Vorlícek sprach Volker Petzold


Das Interview wurde anlässlich der Deutschlandpremiere des Filmes "Max, Sally und das Zaubertelefon" am 12. Oktober 2002 beim Internationalen Kinderfilmfestival "Schlingel" in Chemnitz geführt.

 

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