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Ausgabe 101-1/2005

DER FAKIR

FAKIREN FRA BILBAO

DER FAKIR

Produktion: M&M Prod. A/S; Dänemark 2004 – Regie: Peter Flinth – Buch: Mette Heeno, nach dem Roman von Bjarne Reuter – Kamera: Eric Kress – Schnitt: Mogens H. Christiansen – Musik: Jeppe Kaas – Darsteller: Julie Zangenberg (Emma), Aksel Leth (Tom), Moritz Bleibtreu (Fakir/Lombardo), Sidse Babett Knudsen (Louise), Ole Testrup (Moony) – Laufzeit: 88 Min. – Farbe – FSK: o. A. – Verleih: MFA – Altersempfehlung: ab 8 J.

Bjarne Reuters Romane (und ihre Verfilmungen) sind nicht nur in Skandinavien ein Garant für spannende und originelle Unterhaltung. Neben diversen Krimis aus seiner Feder erscheinen auch immer wieder neue Kinderbücher von ihm in Deutschland, von denen die meisten denn auch recht schnell verfilmt werden. Jetzt kommt mit "Der Fakir" ein neuer Film nach Reuter ins Kino:

Nach dem Tod des Vaters ziehen die Zwillinge Emma und Tom zusammen mit ihrer Mutter Louise aufs Land. Ausgerechnet der ortsansässige Beerdigungsunternehmer Moony vermittelt ihnen ihr neues Domizil, eine doch recht baufällige alte Villa, in die sich Emma und Louise sofort verlieben, derweil Bruder Tom dem Ganzen doch eher skeptisch gegenüber steht. Da kommt ihm der Besuch des Ehepaares Schmidt gerade recht, denn die ehemaligen Besitzer wollen sich das Haus ansehen, um es zurück zu kaufen und sind bereit, eine ordentliche Stange Geld für die Bruchbude auf den Tisch zu legen. Doch Emma ist skeptisch; erst recht, als sie herausfindet, dass das Haus seit 50 Jahren leer steht. Dann finden sie auch noch ein Feuerzeug mit dem eingravierten Namen "Flambert". Ihre Nachforschungen ergeben, dass die Brüder Flambert berüchtigte Juwelendiebe und soeben aus dem Knast geflohen sind. Das beste Stück ihres letzten Raubzuges ist ein wertvoller Diamant, der jedoch nie gefunden wurde. Offenbar haben sie ihn damals in den Gewölben versteckt und wollen ihn nun holen – verkleidet als harmloses Ehepaar. Was nun?

Da wird den Kindern unerwartete Hilfe zu Teil. Bei einem ihrer Streifzüge im Gewölbe finden sie einen Geist, aber nicht – wie sonst üblich – in einer Flasche, sondern eingesperrt in einem Kugelschreiber. Emma befreit den armen Mann, der sich vor allem durch zwei Dinge auszeichnet: überkandidelte spanische Kleidung sowie einen ziemlichen Gestank; kein Wunder nach 50 Jahren Gefangenschaft in einem engen und stickigen Kuli. Zusammen schmieden die drei einen Plan, die finsteren Gangster auszuschalten. Nach einigen ziemlich wilden Verwicklungen unter Mitwirkung der Dorfpolizei, des Bestattungsunternehmers und der neuen Arbeitgeber von Louise sind nicht nur die Gauner dingfest gemacht, sondern in der Villa wohnt auch eine der merkwürdigsten Familien, die das Kinderkino zuletzt gesehen hat ...

Regisseur Peter Flinth ("Die Olsenbande Junior", "Das Auge des Adlers") liefert hier einen soliden, wenn auch wenig inspirierten Kinderfilm, der vor allem von den geschickt ausgeklügelten Verwicklungen des Romans lebt, die für so manch spannenden Moment ebenso sorgen wie für recht gelungenen Slapstick. Schade nur, dass er seinem Kinderpublikum so wenig zutraut. Denn sämtliche potenziellen Spannungs- oder gar Schreckmomente passieren hier mit langer Vorwarnzeit, so dass weder große Spannung noch gar – zumindest ein klein wenig – Horror aufkommen mag; ausgenommen vielleicht, man hat noch nie in seinem Leben einen spannenden Film gesehen. Letzteres ist heutzutage jedoch selbst bei Achtjährigen kaum denkbar. Was bleibt, ist ein erstklassiges Ensemble, allen voran Moritz Bleibtreu (der im Original sogar sein Dänisch selbst spricht) und Ole Testrup, der seine Nebenrolle als etwas bizarrer Leichenbestatter bis an ihre Grenzen auslotet. Aber auch die zwei Kinder müssen sich da nicht verstecken und zumindest von Julie Zangenberg (die zuletzt die "Kletter-Ida" spielte) kann man noch einiges erwarten. Überzeugend auch die aus Filmen wie "Mifune" und "Alt, neu, geliehen und Blau" bekannte Sidse Babett Knudsen. Ein hübsch-harmloser Spaß, bei dem durchaus mehr drin gewesen wäre, denn auch in der Ausnutzung der ziemlich gruseligen Location hält sich die Regie erstaunlich zurück.

Lutz Gräfe

 

Bundesverband Jugend und Film e.V.DER FAKIR im Katalog der BJF-Clubfilmothek unseres Online-Partners Bundesverband Jugend und Film e.V.

 

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Ausgabe 101-1/2005

 

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Filmbesprechungen

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Interviews

Hoffmann, Katrin - "Man muss nicht so tun, als würden Kinder bestimmte Dinge nicht verstehen"| Kvamme, Elsa - "Für Kinder darf diese Geschichte nicht tragisch enden"| Legrand, Gilles - "Generell glaube ich an ein Kino der Gefühle und nicht an eins des überwältigenden Spektakels"| Mehmert, Gil - "Wir haben unter den gegebenen Möglichkeiten das Optimale herausgequetscht"|

Hintergrundartikel

"Der Dolch des Batu Khan"|


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