Produktion: MC One / INFINE Telemagination Argus / Sandstorm Films; Deutschland / USA 2004 – Regie: Michael Johnson, Tatjana Illyina – Buch: Andy Hurst, Ross Helford, Tatjana Illyina, Victor Perelman, Andrej Knishev – Schnitt: Martin A. Kuhnert – Musik: Peter Wolf – Länge: 85 Min. – Farbe – FSK: o. A. – Verleih: MC One / Zorro – Altersempfehlung: ab 5 J.
Das berühmte Kunstmärchen "Nussknacker und Mausekönig" des deutschen Romantikers E.T.A. Hoffmann hat nicht nur den russischen Komponisten Peter Iljitsch Tschaikowsky zu dem beliebten Ballett "Der Nussknacker" (1892) angeregt, sondern bildete auch die Vorlage zu etlichen Filmfassungen wie zuletzt zu dem kanadischen Zeichentrickfilm "Der Nussknacker-Prinz" (1990). Vor fünf Jahren hat der deutsche Produzent Sven Ebeling den Stoff erneut aufgegriffen und seitdem in einer freien Bearbeitung zu einem flotten Weihnachts-Fantasy-Stück weiterentwickelt, der in fünf Ländern als Zeichentrickfilm realisiert wurde.
Weihnachten im russischen Zarenreich des Jahres 1890. Der kleine verzogene Prinz lebt mit seinem Onkel Drosselbart, einem Magier, in einem Palast in St. Petersburg. Bei einer Prüfung missachtet der Prinz die Warnung seines Onkels und verwandelt sich durch eine magische Nuss in einen Nussknacker. Der listige Mäusekönig nutzt die Gelegenheit, um mit Hilfe seiner Gefolgsleute endlich die Macht an sich zu reißen. Zum Glück begegnet dem Onkel gerade die kleine verträumte Klara, die vom traurigen Nussknacker sehr angetan ist und ihm helfen will. Gemeinsam treten sie die abenteuerliche Reise zur Rettung des Königreichs an. Denn nur einmal im Jahr, an Heiligabend um zwölf Uhr, reift im Spielzeugland eine weitere Zaubernuss heran.
Nach bewährtem Muster wurden auch für "Nussknacker und Mäusekönig" prominente Schauspieler wie Wolfgang Völz, Rufus Beck, Volker Brandt und Hannes Jaenicke als Sprecher gewonnen. Die Klara wird von der Nachwuchssängerin Florence Joy gesprochen, die den TV-Talentwettbewerb "Star Search 2" gewonnen hat und den Filmsong "Ja, ich schaff' das" interpretiert. Fast 500 Menschen in fünf Ländern waren an dem dynamischen Wintermärchen beteiligt. Die in Russland adaptierte Story wurde von zwei US-Autoren für den Weltmarkt überarbeitet, die Zeichnungen in Moskau und Zagreb realisiert, die Hintergründe in Deutschland bearbeitet, das Ganze schließlich in London zusammengesetzt. Sounddesign, Musik und Postproduktion fanden in den USA statt. Der in Malibu lebende österreichische Komponist Peter Wolf arrangierte für den Film behutsam Tschaikowskys Originalthemen und integrierte sie in einen gefälligen Soundtrack.
Das Regieduo Michael Johnson und Tatjana Ilyina hat vom Buch des Dichters E.T.A. Hoffmann nicht allzu viel übrig gelassen, mitunter steht ihre schnelle bis hektische Version dem digitalen Fantasy-Abenteuer "Toy Story" näher als dem romantischen Buchklassiker. Die farbenprächtige Animation ist dafür liebevoll und zeichnerisch solide umgesetzt. Allerdings lenkt die Geschwätzigkeit der Plapperfiguren oft vom Einfallsreichtum der visuellen Ebene ab. Im Bemühen um reichlich Kurzweil und Amüsement haben die Autoren außerdem allzu viele Nebenfiguren und Nebenhandlungen angehäuft, die gerade kleinen Zuschauern den Überblick nicht gerade einfach machen. Ein Platz im Kinderkino-Repertoireprogramm dürfte der Neuproduktion aber sicher sein.
Reinhard Kleber
Inhalt der Print-Ausgabe 101-1/2005
Filmbesprechungen
AUS DER TIEFE DES RAUMES BIN ICH SEXY? DER FAKIR FELIX – EIN HASE AUF WELTREISE FIA! GROSSE HAIE, KLEINE FISCHE HEFFALUMP – EIN NEUER FREUND FÜR WINNIE PUUH IN 80 TAGEN UM DIE WELT MALABAR PRINCESS NAPOLA – ELITE FÜR DEN FÜHRER NORTHERN STAR NUSSKNACKER UND MÄUSEKÖNIG DER POLAREXPRESS SERGEANT PEPPER SOPHIE SCHOLL – DIE LETZTEN TAGE STATUS YO! TERKEL IN TROUBLE DIE WILDEN KERLE 2
Interviews
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Hintergrundartikel