Produktion: Warner Bros.; USA 1999 – Regie: Brad Bird – Drehbuch: Tim McCanlies, nach dem Roman "Der Eisenmann" von Ted Hughes – Schnitt: Darren T. Holmes – Musik: Michael Kamen – Zeichentrick – Länge: 86 Min. – Farbe – FSK: ab 6 – Verleih: Warner (35 mm) – Altersempfehlung: ab 8 J.
Rockwell, Maine, USA im Oktober 1957. Kurz nachdem die UdSSR mit "Sputnik" den ersten Satelliten ins All geschossen haben, herrscht in den USA eine ziemliche Paranoia. Nur der neunjährige Hogarth Hughes ist begeistert. Als Fan der Invasionsstories in der zeitgenössischen Pulp-SF (B-Filme im Kino und auf billigem Papier gedruckte Magazine) träumt er schon lange von der Begegnung mit Außerirdischen. So ist er auch (fast) der einzige, der einem versoffenen Fischer glaubt, als der eine unglaubliche Story zum Besten gibt: Er habe im Sturm einen Meteor gesehen, aus dem ein gigantischer Riese an Land gegangen sei. Hogarth macht sich auf, doch was er dann findet, erschreckt sogar selbst ihn; ein 15 Meter hoher Metallriese, dessen einzige Nahrung ebenfalls Metall ist, weshalb seinem Heißhunger auch als Erstes das lokale Umspannwerk zum Opfer fällt.
Hogarth und der Riese freunden sich an und alles könnte gut werden, gäbe es da nicht Kent Marsley. Dieser zwielichtige Regierungsbeamte arbeitet im Auftrag einer Behörde, die sich dem Kampf gegen außerirdische Invasoren verschrieben hat. Brenzlig wird die Lage, als Marsley sich ausgerechnet bei Hogarths alleinerziehender Mutter einnistet, um so den Jungen besser im Auge zu haben. Doch mit Hilfe des Früh-Hippies Dean und dessem Schrottplatz gelingt es Hogarth, seinen Freund mit dem Heißhunger eine ganze Weile zu verstecken. Doch Marsley gibt nicht auf, lässt sogar das Militär kommen, um dem vermeintlichen Feind allen Lebens den Garaus zu machen. In seiner Paranoia schreckt er sogar nicht vor dem Einsatz von Atomwaffen zurück. Und so muss am Ende der Riese den Menschen zeigen, wozu Mut und Opferbereitschaft eines Freundes fähig sind.
Die im englischen Sprachraum recht bekannte Geschichte – von der es sogar schon ein Pete Townsend-Album incl. Bühnenfassung gibt – kommt daher wie eine klassische Story aus der Science Fiction des Golden Age. Und doch fällt sie etwas aus dem Rahmen. Denn statt finsterer Aliens und heldenhafter (natürlich amerikanischer) Kämpen bieten Geschichte und Film einen freundlichen Riesenroboter und einen paranoiden Agenten, der vor gar nichts zurückschreckt. Es ist jedoch nicht nur diese deutlich pazifistische Wendung, die einen für den Film einnimmt. Denn der Film will zunächst und vor allem eines sein: Ein Zeichentrickfilm alter Schule, der sich auf die Stärken dieses Mediums besinnt und nicht versucht, realistischer als ein Realspielfilm sein zu wollen.
Zusammen mit hübschen Zitaten aus der Geschichte des SF- und Monsterkinos der 50er, wunderbaren Verfolgungsjagden in bester Slapstickmanier zwischen Hogarth und Marsley sowie der kongenialen Musik, die ebenfalls das B-Kino der 50er evoziert, entstand ein Film, der vor allem Jungs ab 6 Jahren begeistern kann. Aber auch Erwachsene können an dieser intelligent erzählten Invasionsstory der ganz anderen Art ihren Spaß haben. Vor allem deshalb, weil es der Film versteht, die allgegenwärtige Paranoia in den USA der 50er gezielt und treffend zu verulken.
Lutz Gräfe
DER GIGANT AUS DEM ALL im Katalog der BJF-Clubfilmothek unseres Online-Partners Bundesverband Jugend und Film e.V.
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