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Ausgabe 97-1/2004

LOONEY TUNES BACK IN ACTION

Produktion: Baltimore / Spring Creek / Goldman Pictures-Prod. für Warner Bros. Pictures; USA 2003- Regie: Joe Dante – Buch: Larry Doyle – Kamera: Dean Cundey – Musik: Jerry Goldsmith – Darsteller: Brendan Fraser (DJ Drake/Brendan Fraser), Jenna Elfman (Kate Houghton), Steve Martin (Chef der ACME-Company), Timothy Dalton (Damien Drake) sowie die Trickfiguren von Warner Bros., insbesondere Bugs Bunny und Daffy Duck – Länge: 90 Min. – Farbe – FSK: ab 6 – Verleih: Warner – Alterseignung: ab 8 J.

Es beginnt wie einer der klassischen Bugs Bunny-Trickfilme der Warner Brothers: Elmer Fudd will Jagd auf Bugs Bunny machen, aber der weist auf ein Schild, das besagt, dass Entenjagdsaison ist. Daffy Duck hingegen nagelt ein Schild "Hasensaison" darüber. Nach einigem Hin und Her ist schließlich – wie üblich – Daffy der Gelackmeierte. Aber der schwarze Enterich schmeißt den Krempel hin, weil er nicht länger zweite Geige spielen will. Die humorlose Warner-Vizechefin für Comedy, Kate Houghton, gibt daraufhin Daffy – mit Einverständnis der Warner Brothers (gespielt von Don und Dan Stanton) – den Laufpass und befiehlt dem Sicherheitswachmann DJ Drake, der gerne Stuntman wäre, Daffy vom Studiogelände zu entfernen. Aber das ist gar nicht so einfach. Nach einer chaotischen Jagd über das Studiogelände ergießt sich der Inhalt eines Wasserturms über Kates Auto. Bugs Bunny sitzt danach in einem Boot auf dem randvollen Rücksitz, angelt darin und verkündet: "He, ich habe Nemo gefunden!" Dies ist, nebenbei bemerkt, nur eine der vielen filmischen Anspielungen, die man in dieser Komödie entdecken kann.

Nach dem Wasserturm-Fiasko wird auch DJ Drake gefeuert. Als er nach Hause fährt, klammert sich Daffy Duck an ihn. Es zeigt sich, dass DJ Drake der Sohn des Schauspielers Damian Drake (Timothy Dalton) ist, der in vielen Filmen einen Superspion mimt. Wie sich zeigt, ist Damien Drake auch im wirklichen Leben ein Superspion. Er befindet sich aber in der Gewalt des Firmenchefs der Acme Corporation, die Schund produziert, und zwar den Schund, der in allen Trickfilmen der fiktiven Firma Acme zugeschrieben wird. Damien kann seinen Sohn warnen und um Hilfe bitten. Und schon beginnt die schönste Verfolgungsjagd, in die auch Bugs Bunny und Kate Houghton verwickelt werden. Während DJ, Kate und Damien Drake eher "normale" Menschen sind, ist der Vorsitzende der Acme Corporation von Steve Martin als Witzfigur angelegt, sozusagen als Schnittstelle zwischen Real- und Trickfilm. Sein böser Plan ist es, einen Edelstein zu finden, den "blauen Affen", mit dessen Hilfe man die Menschen in Affen verwandeln kann, so dass sie nach einer Rückverwandlung in Menschen allen Acme-Schund ein zweites Mal kaufen, weil sie den ersten Kauf vergessen haben. (Der Wunschtraum auch eines jeden Hollywoodproduzenten?)

Es versteht sich von selbst, dass die Welt gerettet, der Erzschurke bestraft und Daffy Duck wieder eingestellt wird, um auch weiterhin der – gut bezahlte – Gelackmeierte zu sein. Und DJ-Drake verpasst Brendan Fraser (also sich selbst) einen Kinnhaken, weil der sich (als Regisseur) geweigert hat, ihn beim Film zu beschäftigen.

Im Verlauf der Geschichte werden so ziemlich alle Trickfiguren der Warner Cartoons verbraten, die manchmal sogar gemeinsam mit ihren menschlichen Stimmen auftreten. Die Schurken aus der Trickfilmecke sind natürlich Yosemite Sam und Wile E. Coyote. Letzterer hat auch in diesem Film keine Chance, seinen eigenen Fallen zu entgehen, während Yoemite Sam in Las Vegas ein Casino betreibt, in der er auf der Bühne in einer Revue von Menschen dargestellt wird.

In einem gigantischen Rundumschlag wird von den Warner-Cartoons über den Film und die Umwelt nicht nur der Agentenfilm schrill persifliert. Selbst die Produktwerbung im Film wird veralbert: Als Bugs, Daffy, DJ und Kate in der Wüste einen Walmart entdecken, wissen sie sofort, dass er keine Fata Morgana ist, denn "das Publikum ist doch längst an diese Art von Schleichwerbung gewöhnt". Wer die alten Warner Cartoons kennt, der weiß nach der Anfangsszene des Films schon, was ihn erwartet: zahlreiche Anspielungen, Persiflage und deftiger Klamauk, aber auch die oftmals geschmähte überdrehte Ruppigkeit (man könnte auch sagen, die surreale, weil folgenlose Gewalt) der Warner Cartoons. Die "Looney Tunes Back in Action" bieten weitgehend kurzweiligen Spaß voller realer und gezeichneter Tricks und Stunts, eine spritzige Seifenblase für Filmkenner und Trickfilmfans, aber auch für den Nichtfachmann und ein junges und jung gebliebenes Publikum. Nicht mehr – aber auch keine Spur weniger.

Wolfgang J. Fuchs

 

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