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Ausgabe 60-4/1994

JUNIORS FREIER TAG

BABY'S DAY OUT

Produktion: Hughes-Entertainment, USA 1994 – Regie: Patrick Read Johnson – Buch: John Hughes – Kamera: Thomas E. Ackerman – Schnitt: David Rawlins – Musik: Bruce Broughton – Darsteller: Joe Mantegna (Eddie), Lara Flynn Boyle (Laraine), Joe Pantoliano (Norby), Brian Haley (Veeko), Cynthia Nixon (Gilbertine) u. a. – Länge: 99 Min. – Farbe – FSK: ab 6 – Verleih: Twentieth Century Fox of Germany (35mm)

Nach "Kevin – Allein zu Haus" und "Dennis" ist John Hughes nun auf einen NOCH jüngeren Protagonisten verfallen, auf Baby Bink, ein brabbelndes, krabbelndes Baby. Einstimmung in eine Kindergeschichte erfährt man im Titelvorspann, der über Kinderbuchillustrationen gelegt ist, die später im Film in einem Kinderbuch erscheinen, das Baby Bink immer wieder vorgelesen haben möchte und zum Anlass für seinen Ausflug nimmt. Die Musik von Bruce Broughton wirkt im Vor- und Nachspann etwas zu bombastisch, aber das passt zu diesem Film.

Baby Bink ist das Kind eines reichen Yuppie-Ehepaars. Gehegt und gepflegt wird es unter anderem von dem Kindermädchen der Andrews, von Gilbertine. Als sich die Eltern entschließen, ihr Kind von einem Fotografen porträtieren zu lassen, damit es auch einmal in der Zeitung erscheint, schreiten die Ganoven Eddy, Norby und Veeko zur Tat. Sie überfallen den Fotografen und gelangen ins Haus der Andrews, wo sie Baby Bink entführen. Damit kommt dessen Foto in die Zeitung, aber anders als das die Eltern haben wollten. (Der größte Haken an der Geschichte ist eigentlich, woher die Zeitungen dieses Foto haben, da es doch noch gar keine Porträtfotos von ihm gibt!! Sollten etwa die Eltern selbst ein paar Fotos gemacht haben? Von ihrer Charakterisierung eigentlich ausgeschlossen. Ein kleiner Hinweis, woher das mysteriöse Babyfoto kommt, wäre daher angebracht gewesen.) Aber weiter mit der Handlung: Mit der Entführung beginnt für das Gaunertrio eine Pechsträhne. Das Baby krabbelt aus dem Fenster, hinüber ins nächste Haus und – wird von den drei Ganoven verfolgt. Doch die bleiben immer einen Schritt zurück – ob das Baby in ein Taxi krabbelt, sich von einem Bus mitnehmen lässt, in der Einkaufstasche einer Frau sitzt, ein Kaufhaus, den Zoo und eine Hochhausbaustelle besucht, alles Dinge, die in seinem Kinderbuch beschrieben sind. Die Gauner müssen ihre Untat bitter bereuen. Denn ohne dass Baby Bink absichtlich etwas tut, geraten Eddy, Norby und Veeko in die schlimmsten Situationen: Eddie fällt vom Hausdach in einen Müllcontainer, wird von einem Gorilla gegen Gitterstäbe geschleudert, von Baby Bink an einem Körperteil fast geröstet. Ähnlich ergeht es den anderen beiden.

Das wird alles ziemlich deutlich, hart und folgenlos inszeniert, quasi wie ein real gefilmter Zeichentrickfilm, dessen Pro- und Antagonisten alle Missgeschicke unbeschadet überstehen. Und gerade das macht die Sache bedenklich. Kinder können erkennen, dass Trickfilm-"Gewalt" nicht real ist. Aber wie erkennen sie, dass es auch in diesem Realfilm ein Trick ist, dass die Menschen trotz der ihnen widerfahrenden Unbill keinen bleibenden Schaden davontragen?

Die Geschichte endet, Bedenken her oder hin, natürlich gut. Als der FBI-Agent den Eltern berichtet, wo das Baby überall gesehen worden ist, erinnert sich das Kindermädchen sofort an Babys Kinderbuch. Bink wird gefunden, wo auch das Kinderbuch-Baby gefunden wird: im Veteranenheim. Fehlt nur noch das Kinderbuch, das in der Wohnung der Ganoven liegen geblieben ist. Baby erkennt über den Häuserdächern das charakteristische Domizil der Gauner und sorgt so für deren Verhaftung. Und in der Schlusseinstellung greift es sich ein weiteres Kinderbuch, lacht verschmitzt und blättert in "Baby reist nach China".

So absurd dieser Komödienfilm eigentlich ist, im Grunde genommen eine Satire auf eine Parodie auf eine Persiflage. Aber vor einer Fortsetzung möge uns das Einspielergebnis dieses Films verschonen!

Wolfgang J. Fuchs

 

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