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Ausgabe 106-2/2006

KNALLHART

KNALLHART

Produktion: Boje Buck Produktion / WDR / Arte; Deutschland 2006 – Regie: Detlef Buck – Buch: Zoran Drvenkar, Gregor Tessnow, nach dem Roman von Gregor Tessnow – Kamera: Kolja Brandt – Schnitt: Dirk Grau – Musik: Bert Wrede – Darsteller: David Kross (Michael Polischka), Jenny Elvers-Elbertzhagen (Miriam Polischka), Arnel Taci (Crille), Kai Michael Müller (Matze), Inanç Oktay Özdemir (Erol), Erhan Emre (Hamal), Kida Khodr Ramadan (Barut), Hans Löw (Kommissar Gerber), Jan Henrik Stahlberg (Dr. Peters) u. a. – Länge: 98 Min. – Farbe – FSK: ab 12 J. – FBW: besonders wertvoll – Verleih: Delphi Filmverleih – Altersempfehlung: ab 14 J.

Nach einem heftigen Streit mit ihrem gut situierten Liebhaber ändert sich das behütete Leben von Miriam Polischka und ihrem 15-jährigen Sohn Michael – kurz Polischka genannt – grundlegend. Als Dr. Peters beide vor die Tür seiner schicken Zehlendorfer Villa setzt, verschlägt es sie nach Neukölln, einem sozialen Brennpunkt Berlins. Schon am ersten Schultag muss sich Polischka gegen eine brutale Gang und ihren Anführer Erol wehren. Diese sehen in ihm das ideale Opfer: Er wird brutal verprügelt und zur Zahlung von Schutzgeld gezwungen. Um an das nötige Geld heranzukommen, bricht er mit seinen neuen Schulfreunden Crille und Matze in die Villa von Dr. Peters ein. Aus dem Erlös der Beute will er die Gang bezahlen, doch Erol stellt neue Forderungen. Beschäftigt mit der Suche nach einer "guten Partie" ahnt Miriam nichts von den Problemen ihres Sohnes. Auch dann nicht, als der Polizist Gerber häufiger an ihrer Tür klingelt.

Eines Tages schlägt Polischka Erol vor den Augen seiner Gang nieder, liegt aber selbst kurz darauf am Boden. Gerade rechtzeitig rettet ihn Barut, die "rechte Hand" des Drogenbosses Hamal. Dieser sieht in Polischka den perfekten Drogenkurier, denn er hat ein "ehrliches Gesicht". Der 15-Jährige hegt keine großen Bedenken, da er durch den Schutz unantastbar für Erols Gang wird. Zunächst transportiert er Haschisch. Verlässlichkeit und Loyalität empfehlen ihn für größere Aufgaben und so überlässt Hamal ihm eines Tages einen Kokain-Kunden. Nach der Drogenübergabe hat Polischka 80.000 Euro bei sich, als er plötzlich Erol gegenüber steht. Dieser entreißt ihm den Rucksack mit dem Geld und wirft ihn auf eine davonfahrende S-Bahn. Trotz groß angelegter Suche ist der Rucksack nicht auffindbar. Damit wird Polischka für Hamal zum Problem, denn die Schulsachen mit Polischkas Adresse in Verbindung mit dem Geld werden die Polizei auf den Plan rufen. Der 15-Jährige muss nun seine Loyalität vor dem Drogenboss beweisen. Auf einem verlassenen Gelände gibt Hamal ihm einen Revolver und fordert Polischka auf, sich selbst oder den vor ihm liegenden Erol zu töten. Lange, sehr lange, steht Polischka zitternd vor Erol ...

Das Drehbuch basiert auf einem Jugendbuch von Gregor Tessnow, das dieser mit Zoran Drvenkar für den Film adaptiert hat. Herausragend besetzt ist die Figur Polischka mit dem Jungdarsteller David Kross. Der Film hat viele gute Dialoge und einige starke Momente, die auch teilweise an der Grenze zum Komischen sind (etwa Polischkas Begegnung mit dem Bandenführer Erol als Papa). Nichtsdestotrotz ist "Knallhart" eine eindringliche Jugendstudie. Der Film gibt einen ungeschönten Blick auf den aktuellen Stand der Integrationsbemühungen der Gesellschaft gegenüber jugendlichen Mitbürgern ausländischer Herkunft, ohne Klischees zu bedienen. Schonungslos schildert "Knallhart" das Ende einer Kindheit. Geborgenheit gibt es nicht. Die Heranwachsenden schlittern auf der schiefen Bahn hoffnungslos dem Abgrund entgegen. Auch Polischka vertraut sich weder seiner Mutter noch anderen erwachsenen Bezugspersonen an. Diese Entscheidung führt ihn schließlich in eine Sackgasse. Das Film-Ende hallt noch lange nach.

Marianne Falck

Zu diesem Film siehe auch:
KJK 111-2/2007 - Interview - Gespräch mit Detlev Buck

 

Bundesverband Jugend und Film e.V.KNALLHART im Katalog der BJF-Clubfilmothek unseres Online-Partners Bundesverband Jugend und Film e.V.

 

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Ausgabe 106-2/2006

 

Inhalt der Print-Ausgabe 106-2/2006|

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Interviews

Duve, Sarah - "All das kann nur über die Lehrer funktionieren"| Kedzierzawska, Dorota und Arthur Reinhardt - "Wir wollten von einem Jungen erzählen, der eine schöne Seele hat"| Oplev. Niels Arden - "Es ist der persönlichste Film, den ich bisher geschrieben und gedreht habe"| Schreitmüller, Andreas - Gespräch mit Andreas Schreitmüller| Solito, Auraeus und Raymond Lee - "Ja, wir sind arm, aber nicht im Geist!"|

Hintergrundartikel

... am Anfang hörte es sich wie Krach an ...|

Kinder-Film-Kritiken

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