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Ausgabe 114-2/2008

JUNO

JUNO

Produktion: Fox Searchlight Pic. / Mandate Pic. / Mr. Mudd; USA / Kanada / Ungarn 2007 – Regie: Jason Reitman – Buch: Diablo Cody – Kamera: Eric Steelberg – Schnitt: Dana E. Glauberman – Musik: Mateo Messina – Darsteller: Ellen Page (Juno MacGuff), Michael Cera (Paulie Bleeker), Jennifer Garner (Vanessa Loring), Olivia Thirlby (Leah), Jason Bateman (Mark Loring) u. a. – Länge: 96 Min. – Farbe – FSK: ab 6 – Verleih: Twentieth Century Fox – Altersempfehlung: ab 14 J.

Die 16-jährige Amerikanerin Juno MacGuff ist sehr selbstbewusst und unkompliziert. Sie weiß, was sie will, und eckt damit manchmal auch an. Eines Tages verführt sie aus einer Laune heraus ihren schlaksigen Klassenkameraden Paulie und wird sofort schwanger. Zunächst erwägt Juno, die sich einfach zu jung fühlt, ein Kind aufzuziehen, eine Abtreibung. Nach dem abschreckenden Besuch in einer Abtreibungsklinik ist für die eigenwillige Einzelgängerin klar, dass sie das Baby bekommen will. Unterstützung findet sie nicht nur bei ihrer besten Freundin Leah, sondern auch bei ihrem Vater und ihrer Stiefmutter, die beide nach dem ersten Schreck gelassener reagieren als erwartet. Nach Rücksprache mit Paulie beschließt Juno, das Kind zur Adoption freizugeben. Über eine Zeitungsannonce findet sie das wohlhabende Ehepaar Loring, in deren scheinbar perfektem bürgerlichen Leben in einem adretten Vororthaus nur noch das ersehnte Kind fehlt.

Während der neun Schwangerschaftsmonate lernt Juno die künftigen Adoptiveltern besser kennen und entdeckt, dass sich die Ehe in einer Krise befindet. Während die nervöse Vanessa von einem übersteigerten Wunsch nach einem Baby getrieben wird, entwickelt der Komponist Mark wachsende Ängste vor der Verantwortung. Als die beiden sich trennen, muss Juno die Situation neu bewerten und eine Entscheidung treffen.

Schon in seinem Erstling "Thank You For Smoking" hat Jason Reitman, der Sohn des Regisseurs Ivan Reitman, ein Talent für satirische Komik bewiesen. Mit seinem zweiten Film, einer mit sieben Millionen Dollar preisgünstigen US-Independent-Produktion, gelingt ihm das Kunststück, typische Teenager-Probleme überzeugend und humorvoll zu schildern, ohne in plakative Gags oder dramatische Übertreibungen zu verfallen. Vielmehr packt er das heikle Thema einer ungewollten Schwangerschaft einer Minderjährigen mit viel trockenem Humor und pointierten Dialogen an. Im Unterschied zu vielen Hollywood-Mainstream-Produktionen zeichnet er Figuren, die nachvollziehbare Entwicklungen durchlaufen und durch ihre Unzulänglichkeiten lebensecht wirken und Sympathie wecken.

Getragen wird die leichtfüßige Inszenierung, zu deren entspannter Atmosphäre ein schwungvoller Rockpop-Soundtrack maßgeblich beiträgt, vor allem von der 21-jährigen kanadischen Hauptdarstellerin Ellen Page, die hier mit natürlichem Charme und frechem Mundwerk jede Menge Sympathiepunkte sammelt. Auch wenn manche der flotten Sprüche von Juno, die den Namen der ranghöchsten römischen Göttin der Frauen und der Geburt trägt, für eine 16-Jährige etwas zu altklug klingen. Für ihre Leistung gewann Page die Nachwuchspreise der Gotham Awards und des National Board of Review in den USA sowie den Preis als beste Hauptdarstellerin bei den Independent Spirit Awards. Gekrönt wird der bisherige Preisregen der Independent-Produktion, die sich in den US-Kinos als Überraschungshit entpuppte, vom Oscar für das Originaldrehbuch der Debütautorin Diablo Cody. Mit Page kann ihr junger Gegenpart, der talentierte Michael Cera, nicht mithalten; er schlägt sich aber tapfer und wirkt vor allem auch wie 16. Im Rahmen eines Jugenddramas ist im Hinblick auf die Erwachsenenfiguren als erfreulich anzumerken, dass sie hier nicht nur typengerechte dramaturgische Funktionen erfüllen, sondern als vom Schicksal gebeutelte Zeitgenossen auch lebensnahe Tiefenschärfe gewinnen und glaubhafte Entwicklungen durchlaufen.

Während das erste Drittel des Films vor allem auf Lacher setzt, schlägt das zweite Drittel eher besinnliche Töne an, ehe im Schlussteil die dramatische Kurve ansteigt. Am Ende offerieren uns Cody und Reitman sogar noch eine stimmige Auflösung, die falsche Harmonietöne stilsicher vermeidet und zugleich Hoffnung macht, dass die Jugendlichen ihr Leben meistern können. Fazit: Ein charmanter, humorvoller, kluger Coming-of-Age-Film.

Reinhard Kleber

 

Bundesverband Jugend und Film e.V.JUNO im Katalog der BJF-Clubfilmothek unseres Online-Partners Bundesverband Jugend und Film e.V.

 

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Ausgabe 114-2/2008

 

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KJK-Ausgabe 114/2008

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