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Ausgabe 121-1/2010

KÃœSS DEN FROSCH

THE PRINCESS AND THE FROG

Produktion: Walt Disney Pic. / Walt Disney Animation Studios; USA 2009 – Regie: John Musker, Ron Clements – Buch: John Musker, Ron Clements, Greg Erb, Rob Edwards, Jason Oremland – Schnitt: Jeff Draheim – Musik: Randy Newman – Länge: 97 Min. – Farbe – FSK: o. A. – FBW: besonders wertvoll – Verleih: Walt Disney – Altersempfehlung: ab 8 J.

Nach rattenscharfen Gourmetköchen ("Ratatouille"), vierbeinigen Superhelden ("Bolt – Ein Hund für alle Fälle") und griesgrämigen Ballonfahrern ("Oben") folgt nun ein waschechtes Märchen mit Prinz, Prinzessin und einem herzergreifenden Happy End. Mit "Küss den Frosch" zauberten die kreativ-innovativen Köpfe von Disney ein in klassischer 2D-Technik realisiertes Abenteuer aus dem Hut, das die 75 Jahre alte Zeichentrick-Tradition, die einst mit "Schneewittchen und die sieben Zwerge" begann, wieder aufleben lässt. Als Schauplatz wählte das bewährte Autoren- und Regie-Gespann John Musker und Ron Clements (u. a. "Arielle, die Meerjungfrau", "Aladdin") diesmal keine Fantasiewelt, sondern das pulsierende New Orleans der Jahrhundertwende. Ob French Quarter oder Jazz/Blues/Gospel/Zydeco, Louisianas Sümpfe oder Schaufelraddampfer, afroamerikanische Lebenslust oder düstere Voodoo-Zauber – die Südstaatenmetropole lässt hier Katrina vergessen, erlebt ihre glorreiche Renaissance.

Und mittendrin die Kellnerin Tiana, die den Traum ihres viel zu früh verstorbenen Vaters erfüllen und ein eigenes Restaurant eröffnen will. Da hüpft ihr eines Abends ein kleiner, schleimiger Frosch über den Weg und behauptet doch glatt, der verzauberte Prinz Naveen zu sein. Ein einziger Kuss, und Tiana hätte einen Wunsch frei. Weil sie für ihren Traum beinahe alles tun würde, überwindet die junge Frau ihren Ekel, spitzt die Lippen und drückt der grünen Amphibie einen Schmatz aufs Maul – mit unerwartetem Ergebnis. Nicht er wird ein Mensch, sondern sie zum Frosch. Und plötzlich haben Naveen und Tiana alle glitschigen Hände voll zu tun, sich den Attacken von gefräßigen Hunden und Alligatoren sowie den Nachstellungen von (gottlob ziemlich dämlichen) Froschjägern zu erwehren, vor allem aber dafür zu sorgen, dass sie schnellstmöglich ihre menschliche Gestalt wieder erlangen.

"Küss den Frosch", der 49. Animationsfilm aus dem Hause Disney, strotzt nur so vor originellen Einfällen, doppeldeutigem Dialogwitz, komisch-animalischen Sidekicks und grandiosen Songs, die selbst einem Broadway-Musical alle Ehre machen würden. Auch optisch beeindruckend Tianas Traum, zu dem sie das Lied "Almost There" singt. Da verwandelt sich eine Bruchbude in ein mondänes Restaurant, die ganze Sequenz ist in warmen Braun- und Beige-Tönen gehalten, dem Jugendstil nachempfunden und wirkt mit ihren Tanznummern wie eine Hommage an Disneys Pionierzeit. Und während die wunderbare Love Story ihrem verdienten Happy End entgegensteuert, sorgen Musker & Clement mit Figuren wie dem liebeskranken Glühwürmchen Ray oder dem jazzbegeisterten Alligatoren Louis für jede Menge Erheiterung. Als Gegengewicht fungiert die von dem Voodoo-Magier Dr. Facilier verkörperte dunkle Seite mit ihren bedrohlichen Schattenmonstern, die allerdings dem ganz jungen Animationspublikum des Grusels zu viel sein könnte.

Eine wahre Meisterleistung ist die US-amerikanische Version. Herausragend etwa die breiten Südstaatenslangs von Glühwürmchen Ray (Jim Cummings), der "guten" Voodoo-Zauberin Mama Odie (Jenifer Lewis) und Tianas ordinär-herzensguter Sandkastenfreundin Charlotte (Jennifer Cody bekommt die meisten Lacher). Eine stimmlich-gesangliche Offenbarung ist die hinreißende Anika Noni Rose als Tiana, in die man sich einfach verlieben muss. Aber auch in der deutschen Fassung wurde weniger Wert auf klangvolle Namen als auf musikalische Qualität gelegt: So darf man sich unter anderem auf den Pop- und Jazzsänger Roger Cicero (Naveen), die deutsch-amerikanische Soulsängerin Cassandra Steen (Tiana) und Schlager-Ikone Marianne Rosenberg ("Er gehört zu mir") als Mama Odie freuen.

Thomas Lassonczyk

 

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Ausgabe 121-1/2010

 

Inhalt der Print-Ausgabe 121-1/2010|

Filmbesprechungen

7 ODER WARUM ICH AUF DER WELT BIN| GARGOYLE| HACHIKO – EINE WUNDERBARE FREUNDSCHAFT| HIER KOMMT LOLA!| KEINE ANGST| DIE KINDER VON TIMPELBACH| KÜSS DEN FROSCH| DAS ORANGENMÄDCHEN| ORPS – THE MOVIE| PLASTIC PLANET| VORSTADTKROKODILE 2| WENN DIE WELT UNS GEHÖRT| WIE DURCH DUNKLES GLAS| WO DIE WILDEN KERLE WOHNEN|

Interviews

Egan, Kelsey - "Solange ein Film auch wirklich gesehen wird, bewirkt er etwas"| Grünberg, Cornelia und Heiko Merten - Rückwärts ist kein Weg – Schwanger mit 14| Starost, Antje und Hans Helmut Grotjahn - "Die Entdeckung des Gesprächs"| Wiehle-Timm, Heike - "Größere Toleranz wäre schön"|

Filme in der Diskussion

MAHEK| SNOW|


KJK-Ausgabe 121/2010

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