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Ausgabe 19-3/1984

"Die unendliche Geschichte" im Spiegel der Kritik

(Hintergrund zum Film DIE UNENDLICHE GESCHICHTE)

"... Vergessen wir Michael Endes Buch. Mit den Herstellungskosten von 60 Millionen Mark ist 'Die unendliche Geschichte' die teuerste Produktion des deutschen Kinos überhaupt, und das wirtschaftliche und letztlich auch filmpolitische Ziel, mit diesem Film in Konkurrenz zur Kinoweltmacht USA zu treten. soll, wie immer man dazu steht, nicht gering eingeschätzt werden. Und die dabei beschäftigten ausländischen Trickspezialisten dürften in der Tat eine Menge erhaltbarer Fähigkeiten und Kenntnisse in die Studios der Bavaria eingebracht haben. Offenkundig wurde dabei aber auch, dass zumindest ab einer gewissen Größenordnung die Phantasie allein nichts mehr wert ist, sondern allein noch mit Geld hergestellt werden kann – und mit einem technischen Aufwand, der einem Film schnell die Lebendigkeit austreiben kann. ... Dennoch ist mir beim Schreiben der Kritik mit meiner Enttäuschung nicht wohl, zumal ich den Film nur ein einziges Mal sehen konnte und in wenigen Stunden über das Ergebnis einer derart intensiven und langwierigen Arbeit von vielen urteilen soll. Bei den Szenen der Ruinenstadt, erklärte Petersen, hatte er Bilder aus Filmen der amerikanischen Atombombentests vor Augen; auf mich hat sich das nicht übertragen, ich fand die Szenerie zu kulissenhaft. Liegt der Fehler bei mir? Oder ist die filmische Festlegung der Lese-Imagination, die Präsentation von fertigen Bildern, auch eine Bedrohung für Michael Endes Phantásien?"

Hans Günther Pflaum in Süddeutsche Zeitung, 6.4.84

"Die 'Unendliche Geschichte' – ein Film, so schön wie Zigarettenreklame ... So viele Vorschusslorbeeren und zugleich so viel Misstrauen sind schon lange keinem deutschen Film mehr zuteil geworden. ... Ein Märchen aus Kitsch und Elektronik ist sie nun geworden, die Geschichte vom kleinen Bastian, der beim Lesen ins Reich Phantásien gelangt und dort zum Retter des vom Untergang bedrohten Landes wird. ... Der Film ist glatt und perfekt, der drohende Untergang Phantásiens eine reale Katastrophe. Keine Metapher für unseren geistigen Niedergang, unseren Verlust der Phantasie."

Anja Lösel in Stuttgarter Zeitung, 6.4.84

"Wolfgang Petersen, der Regisseur, hat auf den Effekt geschaut und sich auf die Wirkung der gewiss mit viel Liebe und Aufwand erbastelten Phantasiegestalten verlassen. Darüber hat er die Erzählung der Geschichte vernachlässigt. Es wird geprotzt: Schaut her, was wir auf die Beine gestellt haben! Doch die Kamera buhlt nicht um den Blick des Zuschauers, da wird nicht geführt, da gibt es keine überraschenden Details. Die Landschaften, der Himmel: Studioszenarios. Und die wenigen Außenaufnahmen wirken wie aus einem Werbefilm entnommen."

Volker Hage in FAZ, 6.4.84

 

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