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Ausgabe 29-1/1987

LUFTIKUS

Produktion: Lautenbacher Filmproduktion München, BRD 1984 – Regie: Markus und Klaus Lautenbacher – Kamera: Klaus Lautenbacher – Laufzeit: 7 Min. – Farbe -Verleih: Klaus Lautenbacher, Ismaninger Str. 94, 8000 München 80, Telefon 089/ 985825 (16mm)

Ein kleiner, sympathischer Film von nur 7 Minuten ist "Luftikus". Hauptdarsteller ist der kleine Markus, 7 Jahre alt, Sohn des Regisseurs Klaus Lautenbacher.

"Einmal habe ich Männchen gezeichnet und mir dazu eine Geschichte ausgedacht. Dann habe ich meinen Papa gefragt, ob er mir hilft, einen kleinen Trickfilm zu machen, denn er ist Kameramann ..." So erzählt Markus munter drauflos und man sieht, wie er eine kleine Geschichte entwickelt und diese Bild für Bild auf den blanken Filmstreifen malt. Den fertigen Film zeigt er dann am Schneidetisch einem gleichaltrigen Mädchen. Da der Trickfilm ohne Ton ist, erklärt Markus seiner Freundin das Bildgeschehen – so wie einst die "Erklärer" in der Stummfilmzeit.

Die vergnügliche Geschichte handelt von einem Strichmännchen, das vergeblich versucht, einen Luftballon zu fangen. Es handelt sich um einen Zauberball, der dem Männchen immer wieder entwischt. Der Luftballon wird größer und größer und zerplatzt schließlich. Als das Männchen einen Fetzen vom zerplatzten Luftballon aufblasen will, da wird es selbst immer größer, verwandelt sich in einen Luftballon und fliegt davon.

Doch Markus ist nicht nur der "Erklärer", er ist auch der "Geräuschemacher", und er unterhält sich nebenbei noch mit seiner kleinen Zuschauerin. Die Kamera schaut dem Akteur dabei über die Schulter, und wir erleben die Geschichte, die etwas verlangsamt über den Bildschirm des Schneidetisches abläuft, hautnah mit.

Man ist zum Schluss ganz der Meinung der beiden Kinder:
* Oh schade, jetzt ist's aus
* Mh, schade
* Schade, dass es nur so kurz ist, gell
* So kurz.

"Luftikus" erscheint wie der kleine Ableger von "Großer Vogel Mond", für den der Cartoonist John Hubley 1959 mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Hubley zeichnete damals das Geplapper seiner drei und sechs Jahre alten Söhne auf und entwarf den Film danach. "Luftikus" wirkt so frisch und authentisch, weil Markus seine Zeichnungen spontan kommentiert, ohne Scheu und Hemmungen. Diese kindliche Unbekümmertheit verleiht dem Film einen Hauch von Poesie. Gleichzeitig zeigt er auf die denkbar einfachste Weise, wie ein Zeichentrickfilm ohne Kamera entstehen kann. Das verstehen schon die Kleinsten. Wenn nicht, so macht es auch nichts, denn der Geschichte vom Mann mit dem Luftballon können sie allemal folgen. Ein Oscar für den "hand-made" von Markus müsste es ja auch nicht sein. Aber ein Verleih wäre schon recht.

Fernand Jung

 

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