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Ausgabe 38-2/1989

BODO

Produktion: Olga Film / ZDF, Bundesrepublik Deutschland 1989 – Regie: Gloria Behrens – Drehbuch: Christos Konstantin, Hauart H. Weber – Kamera: Leo W. Borchard – Schnitt: Gisela Castronari – Musik: Kambiz Giahi – Darsteller: Martin Forbes, Gary Forbes, Narcisa Kukavica, Heiner Lauterbach, Ulrike Kriener, Richard Rogler u. a. – Laufzeit: 96 Min. – Farbe – FSK: ab 6, ffr. – Verleih: Tivoli (35mm)

Gleich, wenn Bodo aufwacht, quatscht ihn via Bildschirm des Home-Computers sein Psychiater mit aufmunternden Parolen voll. Bodo, gerade 14 Jahre, steht unter Leistungsdruck. Noch vor dem Frühstück lauert ihm im Badezimmer der dynamische Vater im Samurai-Kostüm auf. Der Manager in einer Sterbeversicherung macht gerade einen Kurs in japanischem Durchsetzungsvermögen. Die Mutter übt derweil Fitness zur Gymnastikstunde im Frühstücksfernsehen. Bodo ist weniger der smarte sportliche Typ, den sich die Eltern wünschen.

"Bodo" heißt der neue Film der Regisseurin Gloria Behrens, in deren Filmen ("Rosi und die große Stadt") fast immer Kinder im Mittelpunkt stehen. Ihr jüngstes Werk ist ein modernes Märchen für Sechs- bis Sechzehnjährige und alle, die noch die Sorgen von Kindern teilen können. Bodo nämlich, ein intelligenter, aber eher schüchterner Junge, greift gegen seine Umgebung zur Selbsthilfe. Mit seinem Computer und illegalem Zugang zur Großrechenanlage in der Firma, die seinen Vater beschäftigt, schafft er das Unwahrscheinliche: Er erzeugt von sich einen künstlichen Doppelgänger, genannt Bodo II. Der Doppelgänger ist auf all das programmiert, was Bodo fehlt. Er ist frech und weltmännisch, stark und charmant. Er kann sich gegen die Hänseleien der Mitschüler wehren und die Liebe von Nova erringen, die Bodo heimlich anbetet.

"Bodo" spielt mit der Kinderphantasie von dem Freund, der einem ganz alleine gehört. Doch wie dem klassischen Zauberlehrling gerät auch dem Computer-Freak Bodo einiges außer Kontrolle. So hat Gloria Behrens einen flotten, phantasievollen Film für ein junges Publikum gedreht, mit technischen Spielereien und Genrezutaten (Autoverfolgungsjagd, Tortenschlacht) aufgepeppt. Bodo und seinen Doppelgänger spielen überzeugend die englischen Zwillinge Martin und Gary Forbes. Das Elternpaar Heiner Lauterbach und Ulrike Kriener half bereits der Komödie "Männer" zum Erfolg.

Was freilich die Werbung zum Film "Bodo", ganz auf den "Männer"-Erfolg abgestellt, suggerieren will, könnte sich als Bumerang erweisen: Eine neue "Männer"-Komödie hat Gloria Behrens genau nicht gedreht. "Bodo" ist dankenswerter Weise auch kein Film mit typisch deutschem Frohsinn, sondern eine in Englisch gedrehte Kinderphantasie, die auf den internationalen Filmmarkt zielt. Gestresste Halbwüchsige mit Computer-Vorlieben gibt es zwischen Tokio und Toronto. "Bodo" zeigt, dass nirgendwo der Computer Elternzuwendung ersetzen kann. Nicht mehr und nicht weniger.

Bodo Fründt

Zu diesem Film siehe auch:
KJK 37-2/1989 - Interview - Keine Berührungsängste mit Filmen für Kinder und Jugendliche

 

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Ausgabe 38-2/1989

 

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