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Ausgabe 56-4/1993

DIE SPUR DES WINDES

A FAR OFF PLACE

Produktion: Walt Disney Pictures/Amblin Entertainment, USA 1993 – Regie: Mikael Salomon – Buch: Robert Caswell, Jonathan Hensleigh, Sally Robinson, nach Romanen von Laurens van der Post – Kamera: Juan Ruiz-Anchia – Schnitt: Ray Lovejoy – Musik: James Horner – Darsteller: Reese Witherspoon (Nonnie Parker), Ethan Randall (Harry Winslow), Jack Thompson (John Ricketts), Sarel Bok (Xhabbo), Maximilian Schell (Col. Theron) u. a. – Länge: 107 Minuten – Farbe – FSK: ab 12 J. – Verleih: Buena Vista (35mm)

Bereits 1980 begann die britische Filmproduzentin Eva Monley mit den Verhandlungen zum Erwerb der Filmrechte an den Romanen "A Far Off Place" und "A Story Like The Wind" von Laurens van der Post. "Van der Posts Geschichten beschreiben das wunderbare Land und die Weisheit Afrikas", sagt sie im Presseheft zu dem dreizehn Jahre später realisierten Film, und mit diesem Zitat bringt sie auch die beiden wichtigsten Aspekte des Films auf den Punkt.

"Die Spur des Windes" ist die Geschichte von zwei Teenagern, die nach der Ermordung ihrer Eltern durch Wilderer quer durch die Wüste Kalahari flüchten, begleitet von einem Buschmann. Nonnie ist die vierzehnjährige, ausgesprochen selbstbewusste und selbstständige Tochter eines Tierschützers, der den Wilderern den Krieg erklärt hatte. Der sechzehnjährige Harry ist ein hochnäsiger Tourist aus New York, dessen Vater zufällig Opfer des Anschlags wird. Xhabbo ist Nonnies Freund und Lehrer, ein Buschmann mit visionären Kräften, der noch in der Tradition der Ureinwohner lebt. Xhabbo führt die beiden Jugendlichen durch die Wüste, bringt eine Elefantenherde dazu, ihre Spuren zu verwischen, zeigt ihnen, wie man Wasser findet, lehrt Harry die Antilopenjagd und beschwört schließlich eine Windhose herauf, die sie vor der Entdeckung durch die Verbrecher im Hubschrauber bewahrt.

Obwohl es sich anbieten würde, haben die Filmemacher darauf verzichtet, ihre Geschichte als actiongeladenes Abenteuer zu inszenieren. Die Krimihandlung liefert nur mehr den Hintergrund und zielt trotz einiger brutaler Szenen nicht auf übermäßigen Nervenkitzel ab. Im Vordergrund bleibt die Wüstendurchquerung, die den Filmfiguren wie dem Zuschauer "das wunderbare Land" vor allem in Form der atemberaubend schönen Sanddünen der Namib vor Augen führt und gleichzeitig für einen Lernprozess steht. Denn nicht nur dem skeptischen Harry, auch dem Kinozuschauer wollen Szenen wie das Gespräch mit den Elefanten oder die Beschwörung des Windes die "Weisheit Afrikas" vermitteln. Szenen, auf deren Magie man sich einlassen muss, um nicht ungläubig über sie zu lachen.

Lust, sich tatsächlich einzulassen, machen vor allem zwei der Darsteller: Reese Witherspoon, die vor kurzem als Blumenkind in "Mein Vater – Mein Freund" einen kurzen, aber bemerkenswerten Auftritt hatte und hier mit sichtbarer Spielfreude ihrer Nonnie das Selbstbewusstsein der Heranwachsenden und die Sehnsucht des Kindes nach einem Zuhause verleiht. Und der südafrikanische Musiker Sarel Bok, an dessen Leinwand-Identität als charismatischer Xhabbo keinen Moment lang Zweifel aufkommen.

Im Gegensatz zu anderen "Culture-Clash"-Filmen der letzten Zeit ("Der mit dem Wolf tanzt", Halbblut", "Urga" u. ä.) zeigt "Die Spur des Windes" Momentaufnahmen von einer anderen Kultur, ohne diese deshalb als die bessere darzustellen. In seiner weitgehend ruhigen Erzählweise ist der Film eine durchaus ernstzunehmende Aufforderung zur Neugier auf die Begegnung mit dem Fremden.

Bärbel Schnell

 

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