Produktion: Extrafilm Produktion GmbH, Bundesrepublik Deutschland 1994 – Regie: Gerhard Hahn – Buch: Thomas Platt, Ralph Rooster, in Zusammenarbeit mit Albert Uderzo und Pierre Tchernia (nach den Comics von René Goscinny und Albert Uderzo) – Kamera: Barry Newton, Thorsten Falke – Animationsleitung: Bill Speers – Hintergrundgestaltung: Michel Guerin – Musik: Harold Faltermeyer – Sprecher: Peer Augustinski (Asterix), Ottfried Fischer (Obelix), Jochen Busse (Troubadix), Ralf Wolter (Miraculix), Harald Juhnke (Erzähler) u. a. – Länge: 78 Min. – Farbe – FSK: o. A. – Verleih: Jugendfilm (35mm) – Altersempfehlung: ab 6 J.
Am 29. Oktober 1994 werden Asterix und Obelix 35 Jahre alt. 250 Millionen Asterix-Alben wurden seither weltweit verkauft, davon allein 75 Millionen in Deutschland (was einem Umsatz von rund einer halben Milliarde Mark – allein in Deutschland – entspricht). Genau einen Monat vor diesem Jubiläum startet zur Einstimmung auf die Geburtstagsfeierlichkeiten der siebte abendfüllende Spielfilm mit den gallischen Helden. Nachdem Jürgen Wohlrabe schon die bisherigen Filme bei Jugendfilm verleihen konnte, hat er es diesmal geschafft, den Film gleich in Deutschland drehen zu lassen (wobei der Großteil der eigentlichen Animationsarbeit nicht in Berlin, sondern in Spanien erfolgte). Auch bei diesem Film ist der Computer Gehilfe der Trickzeichner. Zum Beispiel in der Anfangssequenz, in der die Erde als flache Scheibe aus dem Weltraum angeflogen wird, oder in der Gestaltung der Wellen, die die gallischen Helden auf dem Weg nach Amerika durchpflügen.
Wer von diesem Film eine genaue Abfilmung des 22. Asterix-Bandes, "Die große Überfahrt", erwartet, der wird – vielleicht – enttäuscht sein. Andererseits ist es so, dass auch die Asterix-Comics nicht einfach Bild für Bild in einen Film übertragbar sind, nicht als Filmdrehbuch missverstanden werden dürfen. So gesehen schlägt sich dieser Film ganz wacker mit den gallischen Helden, mit Julius Cäsar und mit "der großen Überfahrt" herum.
Cäsar ist es leid, dass sich im gallischen Dorf noch immer Widerstand gegen ihn regt. Also lässt er den fetten Lukullus die Problemlösung angehen, indem dieser den Druiden Miraculix entführt. Eigentlich soll er ihn ja über den Rand der Welt werfen. Aber dahinter verbirgt sich bekanntlich Amerika. Asterix und Obelix nehmen die Verfolgung auf und bekommen es dort mit den Indianern zu tun. Insbesondere der Medizinmann des Stammes, auf den die Gallier treffen, ist ihnen überhaupt nicht grün. Aber das von Obelix gerettete Indianermädchen sowie Asterix und Obelix heizen dem Stammeszauberer gehörig ein, nachdem der versucht hat, die beiden Helden durch kräftige Züge am ungewohnten Pfeifenrauch auszuschalten, um an Miraculix' Geheimrezept zu kommen. Nachdem Miraculix befreit ist und man ein stimmungsvolles Liedchen (auf englisch!) geträllert hat, in dem die Rede ist, dass wir alle "ein Stamm" sind, geht es zurück nach Gallien, wo es gilt, den gefangenen Bürgern Kleinbonums etwas Zaubertrank ins Gefängnis zu schmuggeln, damit sie die Römer wieder aufmischen und vertreiben können. Den Abschluss bildet das obligatorische Festmahl, bei dem man ein in Amerika erlerntes Lied singt: "Ging gang gulli gulli watsche ..." (Schön, dass man in Amerika den Refrain eines deutschen Kinderlieds kennt!)
Einmal von den Liedern abgesehen: Zu ihrem 35. Geburtstag im siebten Film haben sich Asterix und Obelix (von einigen wenigen, etwas ruckelnden Bildern abgesehen) eine gegenüber den ersten Filmen stark verbesserte Animation geleistet. Dank Regisseur Gerhard Hahn (Produktion der "Benjamin Blümchen"-Trickfilme) und seinen Drehbuchautoren ist die Comic-Vorlage auch so gestrafft und überarbeitet worden, dass man sich in diesem Film nahezu königlich, nein, gallisch amüsieren kann, auch wenn möglicherweise ein Teil des intellektuellen Anspruchs der Vorlage perdu (oder, wie es bei Wilhelm Busch heißt, perdü) gegangen ist.
Wolfgang J. Fuchs
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