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Ausgabe 96-4/2003

HULK

THE HULK

Produktion: Universal / Marvel Entertainment / Good Machine / Pacific Western / Valhalla; USA 2003 – Regie: Ang Lee – Drehbuch: John Turman, Michael France und John Schamus – Story: John Schamus (nach den Comics von Stan Lee und Jack Kirby) – Kamera: Frederick Elmes -Schnitt: Tim Squyres – Musik: Danny Elfman – Darsteller: Eric Bana (Bruce Banner), Jennifer Connelly (Betty Ross), Sam Elliott (General Ross), Nick Nolte (David Banner), Josh Lucas (Major Glenn Talbot) u. a. – Länge: 138 Min. – Farbe – FBW: wertvoll – FSK: ab 12 -Verleih: UIP (35mm) – Altersempfehlung: ab 14 J.

Es beginnt wie die Tagebuchaufzeichnungen von Monsterschöpfer Frankenstein. Akribisch werden Tests durchgeführt, Ergebnisse notiert. Die Zeitebenen überschneiden sich durch immer wieder unterteilte Mehrfachbilder. Schließlich läuft alles auf einen Selbstversuch hinaus. Und dann zeugt Dr. Banner einen Sohn. Aber die militärischen Geldgeber kommen Banner auf die Schliche und die Experimente werden gestoppt. Dr. Banner fühlt sich um seine Forschung betrogen und schaltet den Selbstzerstörungsmechanismus des Labors ein. Dann fährt er nach Hause zur Frau und seinem bereits andeutungsweise "besonderen" Sohn. Im Hause Banner spielt sich hinter einer Tür ein Drama ab, das der kleine Bruce mitbekommt und das ihn so traumatisiert, dass er sich später nicht mehr erinnert, was da geschehen ist.

Jahre später fährt Bruce (der jetzt Bruce Krenzier heißt) zur Arbeit ins Labor. Als er hineingeht, kommen ihm einige Werkschutzleute entgegen. Der mit der dunklen Brille ist "Hulk"-Erfinder Stan Lee, der schon in "Spider-Man" (als Retter eines Mädchens auf einem einstürzenden Balkon) und in "Daredevil" (als Zeitungsleser, der dank dem Titelhelden die gut befahrene Straße nicht unachtsam überquert) kleine Gastauftritte hatte.

Bruce tritt in die Fußstapfen seines Vaters und forscht auf demselben Gebiet der Nanomeds, kleinster genetischer Bauteile, die den Menschen verbessern sollen. Als sein Assistent in tödliche Gefahr gerät, wirft sich Bruce dazwischen, atmet Nanomeds ein und wird mit Gammastrahlen beschossen. Kollegin Betty Ross, die Bruce seit seiner Kindheit kennt, wundert sich, wie schnell sich Bruce erholt. Die Nebenwirkungen folgen auf dem Fuße: Bruce verwandelt sich in den groben grünen Klotz, den Hulk, nachdem ihm der Hausmeister des Krankenhauses eröffnet hat, dass er sein leiblicher Vater ist, der entgegen der offiziellen Version gar nicht tot ist. Schließlich rastet der Hulk aus und es kommt zu einer ersten Zerstörungsorgie. General Ross, der einst Banners Vater aus dem Labor warf, will das grüne Monster unter Kontrolle bringen und stellt daher Bruce Banner unter Hausarrest. Gleichzeitig verbietet er seiner Tochter, die in Bruce verliebt ist, diesen wieder zu sehen. Es kommt, wie es kommen muss: Bruce verwandelt sich, er rettet Betty vor Monstern, die sein Vater losgelassen hat, flieht vor der geballten Armeemacht und trifft schließlich auf seinen Vater, der die Macht, die er ihm vererbt hat, für sich zurückhaben will. Nach einer gigantischen Explosion hält der General Bruce und den Hulk für tot. Aber der Zuschauer weiß es besser, denn er wird in eine Hulk-grüne Dschungelregion entführt ...

Man hat Millionen und Abermillionen investiert, um diesen Film als Spezialeffekte-Spektakel zu gestalten. Dennoch ist kein reiner Hau-drauf-Film entstanden. Gewiss, es gibt die vom Hulk zu erwartenden gigantischen Auseinandersetzungen, Explosionen und sonstigen Action-und Stuntszenen, von denen der Teil mit dem grünen Riesen im Computer erstellt worden ist. Aber es gibt da auch die Geschichte des im Wissenschaftler verborgenen Monsters, das in der Kindheit traumatisiert worden ist und deshalb ein Gefahrenpotenzial darstellt. Es gibt philosophische Ansätze und den Generationenkonflikt Vater und Sohn am krassen Beispiel eines Schöpfers, der die verliehenen Talente zurückfordert. Anders gesagt: Es wird in diesem Film viel Gedankenballast transportiert, es wird philosophiert und schließlich in Rückblenden – wie auf der Psychiatercouch – analysiert, ehe es zum finalen Showdown kommt, den nicht die Protagonisten beenden, sondern die Militärs.

Wenn Actionfilme ohne großen geistigen Überbau Popcorn für die Augen waren, dann ist der "Hulk" eher Popcorn für den Geist. Will sagen, man versucht, der Action ein gleichgewichtiges geistiges Pendant zu geben. Das gelingt nur teilweise, weil das Publikum wohl gerne etwas eher im Film Action sehen würde. Zwar verleiht die hier konstruierte Vorgeschichte dem Hulk eine neue philosophische Qualität, zugleich aber auch ein wenig das Gefühl, der Film dehne sich. Wie dem auch sei: Ob man nun lieber reine Action hätte oder den gedanklichen Überbau goutiert, man sollte nicht übersehen, dass dieser Film auch sehr filmische Qualitäten hat und in seiner Verschachtelung verschiedener Szenen, in seiner Beobachtung aus verschiedenen Blickwinkeln eine überaus ästhetische Qualität hat.

Fazit: Gestalterisch sicher ein hervorragender Film, der inhaltlich teils stark aufgebläht und philosophisch überfrachtet ist, letztlich aber doch genügend "Futter" für den Actionfan bietet. Am Ende bleibt der Eindruck, dass man sich viel Mühe gegeben hat, einen interessanten Film zu machen, dennoch aber hinter den von Spider-Man geweckten Erwartungen (auch an den Humor) zurückbleibt. Aber das ist für den Hulk nichts Neues. Auch als Comicserie spielt er eher die zweite Geige.

Wolfgang J. Fuchs

 

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