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Ausgabe 107-3/2006

COCO – DER NEUGIERIGE AFFE

CURIOUS GEORGE

COCO – DER NEUGIERIGE AFFE

Produktion: Universal / Imagine; USA 2006 – Regie: Matthew O'Callaghan – Buch: Ken Kaufman, nach den Kinderbüchern von Margret und H. A. Rey – Schnitt: Julie Rogers – Musik: Heitor Pereira – Länge: 88 Min. – Farbe – FSK: o. A. – Verleih: UIP – Altersempfehlung: ab 6 J.

Mehr als 30 Millionen Exemplare der populären siebenteiligen Kinderbuchreihe "Curious George" von Margret und H. A. Rey sind seit der Veröffentlichung des ersten Bandes im Jahr 1941 verkauft und seitdem in 17 Sprachen übersetzt worden. Nur am deutschen Markt scheinen die Abenteuer um den neugierigen Affen und seinen menschlichen Kameraden vorbeigegangen zu sein. Jedenfalls wurde es Zeit für die erste Kinoadaption.

Ted, der großherzige Führer im besucherschwachen Naturkundemuseum Bloomsberry, hat große Sorgen. Der Sohn des Besitzers Mr. Bloomsberry möchte das Museum abreißen und durch ein einträgliches Parkhaus ersetzen lassen. Doch der alte Herr zögert und gibt Ted den Auftrag, in Afrika eine wertvolle goldene Affenstatue zu suchen und herbeizuschaffen. Ted macht sich auf die Reise, findet die riesige Statue aber nicht. Ungewollt bringt er dafür den kleinen Affen Coco mit, der an Ted, dem Mann mit dem gelben Hut, einen Narren gefressen hat und als blinder Passagier nach New York reist. Dort bringt das äußerst neugierige Tierchen nicht nur Teds Wohnblock durcheinander und sorgt für ein Verkehrschaos, sondern löst auch im Museum reichlich Verwirrung aus. Im Handumdrehen steht Ted ohne Zuhause und ohne Arbeit da.

Als Ted und sein Erfinderfreund Clovis ein letztes Mal versuchen, das Museum zu retten, sorgt Coco wieder für großen Wirbel. Daher beschließt Ted, den Affen zurück nach Afrika zu bringen. Doch da schaltet sich die Lehrerin Maggie ein, die Ted von den Museumsführungen her kennt und die ihn schon lange anhimmelt. Sie redet Ted so ins Gewissen, dass er endlich erkennt, wie viel Freude Coco in sein Leben gebracht hat, als er diese am nötigsten brauchte. Schließlich reisen die Freunde doch noch gemeinsam nach Afrika, damit sich alles zum Guten fügen kann.

Auch wenn zuletzt computeranimierte Filme im Stile von "Ice Age 2", "Findet Nemo" oder "Die Unglaublichen" Furore machen, die konventionelle 2D-Zeichentricktechnik hat noch immer ihre Berechtigung, wie man am Fall "Coco" sehen kann. Für einfache Geschichten mit überschaubarem Figurenpersonal ohne überzogene, rasante Action-Gewitter reicht die bewährte alte Technik völlig aus, ja sie kann solchen Stoffen einen Charme verleihen, den die computergenerierten Bilder nun mal nicht ausstrahlen. Der Regisseur Matthew O'Callaghan, der 1986 bei dem Disney-Zeichentrickfilm "Basil, der große Mäusedetektiv" als Autor und ausführender Produzent einschlägige Erfahrungen sammeln konnte, setzt bei der Adaption der Kinderbuchreihe des jüdischen Ehepaars Rey, das in den 30er-Jahren vor den Nazis aus Hamburg über Frankreich nach Brasilien flüchtete und sich schließlich in New York niederließ, auf einen einfachen, weichen Strich und heitere Farben. Die Filmemacher erweisen H. A. Rey im Film ihre Reverenz, als ein Schiff mit seinem Namenszug durchs Bild fährt.

Besonders gelungen und Kinder ansprechend ist die Animation von Coco, der zwar nicht sprechen kann, aber mit körpersprachlichen Mitteln Kinderherzen zu erobern versteht. Mit dem kleinen Affen als Identifikationsfigur können die jüngsten Kinogänger auch auf eine entdeckungsreiche Erkundungstour gehen, bei der sie auf spielerische Weise lernen können, wie wichtig das Ausprobieren für die kindliche Entwicklung ist. Auch wenn der Schelm dabei ziemlich viel Unfug anstellt, kann man ihm mangels Absicht nicht wirklich böse sein.

Erwachsene Zuschauer kommen bei der warmherzigen Verfilmung durchaus auch auf ihre Kosten: Sie können zum Beispiel Anspielungen auf den "King Kong"-Mythos entschlüsseln, ironische Bemerkungen goutieren und sich über die Machenschaften des geltungssüchtigen jungen Bloomsberry amüsieren. Allerdings müssen sie auch eine etwas zu episodische und damit nicht sonderlich spannende Erzählstruktur in Kauf nehmen. Einen Volltreffer haben Regisseur und Produzenten, zu denen auch der Oscar-Preisträger Ron Howard gehört, mit dem Liedermacher Jack Johnson aus Hawaii gelandet, der mit seiner balladesken Musik den Film unaufdringlich immer wieder in Schwung bringt.

Reinhard Kleber

 

Bundesverband Jugend und Film e.V.COCO – DER NEUGIERIGE AFFE im Katalog der BJF-Clubfilmothek unseres Online-Partners Bundesverband Jugend und Film e.V.

 

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Ausgabe 107-3/2006

 

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Interviews

Gagnon, Claude - "In meinen Filmen spiele ich mit sozialen Vorurteilen und falschen Bildern"| Götz, Maya - Erst mal die Jungs rausschmeißen| Schuhler, Juliane - "Marcel ist antiautoritär aus sich heraus"| Wild, Anne - Den Kindern ihr Märchen geben|


KJK-Ausgabe 107/2006

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