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Ausgabe 107-3/2006

OPAL DREAM

OPAL DREAM

Produktion: Academy Films / Sherman Pictures; Großbritannien / Australien 2005 – Regie: Peter Cattaneo – Buch: Peter Cattaneo, Ben Rice, Phil Traill, nach dem Roman "Pobby and Dingan" von Ben Rice – Kamera: Robert Humphreys – Schnitt: Jim Clark, Nicolas Gaster – Musik: Dario Marianelli – Darsteller: Sapphire Boyce (Kellyanne Williamson), Christian Byers (Ashmol Williamson), Vince Colosimo (Rex Williamson), Jacqueline McKenzie (Annie Williamson) u. a. – Länge: 86 Min. – Farbe – Weltvertrieb: Becker Films International, Artarmon / Australien, e-mail: aliy@beckers.com.au – Altersempfehlung: ab 8 J.

Die neunjährige Kellyanne Williamson lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Ort in der australischen Region Lightning Ridge, die für ihre Edelsteinvorkommen bekannt ist. Kellyanne wirkt ganz normal und doch spricht sie ständig mit zwei Freunden, Pobby und Dingan, die außer ihr niemand sehen kann. Das eine Wesen ist laut Kellyanne eher groß und sehr hübsch, das andere klein und rundlich. Nicht nur ihr älterer Bruder Ashmol hält die beiden für Hirngespinste. Doch in der Gegend ist das nicht so schlimm: Hierher hat es viele sonderbare Käuze und Abenteurer verschlagen, die in den Opalminen ihr Glück machen wollen.

Selbst Rex, der Vater der Geschwister, macht das kuriose Spiel um Kellyannes Spleen mit, etwa wenn das Mädchen beim Abendessen mit Pobby und Dingan spricht. Eines Tages nimmt er die unsichtbaren 'Familienmitglieder' sogar mit, als er in seine Opalmine hinuntersteigt. Doch dann 'vergisst' er die beiden dort. Kellyanne ist erst empört und wird dann aus lauter Sorge um die Vermissten regelrecht krank. Um ihr zu helfen, rafft sich Ashmol auf und schickt den ganzen Ort auf die Suche nach den beiden. Natürlich bleiben sie unauffindbar. Darum bleibt ihm nichts anderes übrig, als selbst in die Grube hinab zu steigen.

In seinem sensiblen Familienfilm zeigt der britische Regisseur Peter Cattaneo (Jahrgang 1964), der mit der für vier Oscars nominierten Kinokomödie "The Full Monty" einen Welthit landen konnte, wie sich eine Arbeiterfamilie rücksichtsvoll mit dem schwächsten Glied der Familie auseinander setzt und so gut es geht Solidarität übt. Trotz einiger dramaturgischer Schwächen und der einen oder anderen Länge gelingt Cattaneo in seinem dritten Kinofilm ein anrührendes Plädoyer für die Macht der Phantasie. Dabei ist "Opal Dream" keineswegs als Märchenfilm misszuverstehen: Er zeichnet ein realistisches Bild des kärglichen Lebens, das die Familie Williamson in der Einöde führt. Der Vater zum Beispiel muss schwer schuften, um den Lebensunterhalt zu verdienen. Bei der nächtlichen Suche nach den 'Vermissten' gerät er mit einem sturen Nachbarn in Streit, der ihn des versuchten Diebstahls verdächtigt. Der Konflikt eskaliert in der Ortschaft so heftig, dass die Mutter Annie ihren Job als Verkäuferin im Supermarkt verliert und der Vater vor eine Untersuchungskommission gezerrt wird.

Trotz aller Schwierigkeiten halten die Williamsons tapfer zusammen und schaffen es am Ende auch, die Einwohner zu überzeugen und für eine feierliche Zeremonie zu mobilisieren, um der kranken Kellyanne einen würdigen Abschied von Pobby und Dingan zu ermöglichen. Die kleinen und großen Schauspieler in dieser britisch-australischen Koproduktion lösen ihre Aufgaben durchweg solide, wobei es der jungen Sapphire Boyce als Außenseiterin Kellyanne stets gelingt, die Anwesenheit des imaginären Freundesduos glaubhaft zu machen. Auch wenn der Sinneswandel der Outback-Bewohner etwas plötzlich kommt und Cattaneo, unterstützt von einer sentimentalen Gitarrenmusik, am Schluss mächtig emotional wird, eines muss man ihm hoch anrechnen: Die beiden 'Geister' bleiben unsichtbar und regen die Vorstellungskraft der jungen Zuschauer umso intensiver an.

Reinhard Kleber

Zu diesem Film siehe auch:
KJK 109-3/2007 - Interview - "Filme, das sind doch reine Träume"

 

Bundesverband Jugend und Film e.V.OPAL DREAM im Katalog der BJF-Clubfilmothek unseres Online-Partners Bundesverband Jugend und Film e.V.

 

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