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Ausgabe 63-3/1995

IMMER DIESER MICHEL

Produktion: Svensk Filmindustri, Schweden 1971 (1), 1972 (2), 1973 (3) – Regie: Olle Hellbom – Buch: Astrid Lindgren – Kamera: Kalle Bergholm – Schnitt: Jan Persson – Musik: George Riedel – Darsteller: Jan Ohlsson (Michel), Lena Wisborg (Ida), Allan Edwall (Vater), Emy Storm (Mutter), Björn Gustafson (Knecht Alfred), Maud Hansson (Magd Lina), Carsta Löck (Krösa-Maja) u. a. – Länge: 95 MIn. (1), 94 Min. (2), 90 Min. (3) – Farbe – FSK: o. A. – Verleih: wild utopia (35mm) – Altersempfehlung: ab 6 J.

Der "wild utopia" Verleih bringt die vor mehr als 20 Jahren produzierten Michel-Filme neu ins Kino. Regie führte Olle Hellbom, über lange Jahre Astrid Lindgrens Hausregisseur. Die Filme sind heute noch genauso nett anzusehen wie damals. Wie alle Astrid-Lindgren-Filme haben sie etwas Universelles, ihre Stärke ist die Zeitlosigkeit. Das liegt auch daran, dass die Autorin sich niemals modischer Formulierungen und zeitgeistiger Klischees bedient hat.

Michel ist ein aufgeweckter kleiner Blondschopf, mit dem die Erwachsenen zwar manchmal ihre liebe Not haben, wo sich aber alles immer wieder in nachsichtigem Schmunzeln auflöst. Die Figuren sind klar gezeichnet: Die Mutter als verständnisvolle, gute, die Familie zusammenhaltende Person; der Vater arbeitsam, ein wenig ungeduldig und manchmal vorschnell in seinem Urteil über den phantasievollen Knaben, der sich nicht einschüchtern lässt, aber im Grunde seines Herzens auch er ein guter Mensch; Alfred, der Knecht, als der große Freund, der sich in den praktischen Dingen des Lebens auskennt und von dem sich Michel verstanden fühlt; Lina, die Magd, dagegen ist schlichteren Gemüts und würde gern die Frau von Alfred sein; Krösa-Maja, das Klatschweib des Dorfes, sorgt dafür, dass Michels Streiche bis in den letzten Winkel getragen werden; Ida, Michels kleine Schwester, liebt den großen Bruder, der eigentlich nichts Böses im Sinn hat und doch immer wieder die Folgen seines Tuns ausbaden muss. Natürlich sind es nie wirklich schlimme Dinge, die der Junge anstellt.

Die Filme, von 1971 bis 1973 in Schweden gedreht, erzählen Episoden und haben doch eine lockere Chronologie.

Der erste der drei Michel-Filme

"Michel in der Suppenschüssel"

führt nach Lönneberga. Das liegt dort, wo Schweden am schönsten ist, wo es Wälder, Wiesen, Bäche gibt – und Bauernhöfe. Einer davon ist Katthult, ein Hof wie aus dem Bilderbuch, mit zwei Pferden, zwei Ochsen, acht Kühen, drei Schweinen, zehn Schafen und Lämmern, fünfzehn Hühnern, einem Hahn und einer Katze. Hier lebt und wirkt der "verflixte Bengel", der ein zweites Zuhause im Schuppen hat, in den er sich flüchtet oder eingesperrt wird und den man von innen und außen verriegeln kann. Michel empfindet den Aufenthalt dort nicht als Strafe, sondern nutzt ihn, um lustige Holzfiguren zu schnitzen. Seine Mutter schreibt jeden Abend Michels Streiche in ein blaues Heft. Am Ende des Films quillt die Schublade über und auch die Holzfiguren brauchen mehr Platz ...

"Michel muss mehr Männchen machen"

Gewollte wie ungewollte Streiche bringen den fünfjährigen Michel arg in Bedrängnis. Die Dorfbewohner sammeln sogar schon Geld, um Michel nach Amerika zu schicken, obwohl sie natürlich wissen, dass der Junge im Grunde nichts Böses im Sinn hat. Auch nicht, als er bei der vornehmen Frau Petrell in die Blaubeersuppe fällt und das Feuerwerk bei der Geburtstagsfeier des Bürgermeisters zu früh auslöst. Was sind diese Ungeschicklichkeiten gegen Michels mutige Taten?! Nicht nur, dass er seiner Familie ein neues Pferd beschert – er wird sogar zu Alfreds Lebensretter! Das macht seine Eltern mächtig stolz und versöhnt das ganze Dorf.

"Michel bringt die Welt in Ordnung"

Das freie Leben des vorwitzigen, abenteuerlustigen Knaben scheint ein Ende zu haben, denn Michel muss zur Schule gehen. Doch schon bald ist er nicht nur der beste Schüler, sondern auch Klassensprecher. Und als er seiner Lehrerin vor der ganzen Klasse einen Überraschungskuss aufdrückt, ist der kleine Michel der Größte. So sehr die anderen Kinder bitten, Michel tut's nicht noch mal – wie alle seine Streiche einmalig sind.

Wie so oft bei Astrid Lindgren zeigt sich auch hier wieder: Die Gescheiten sind nicht unbedingt die Braven.

Gudrun Lukasz-Aden / Christel Strobel

Zu diesem Film siehe auch:
KJK 63-3/1995 - Filmbesprechung - MICHEL BRINGT DIE WELT IN ORDNUNG
KJK 63-3/1995 - Filmbesprechung - MICHEL IN DER SUPPENSCHÃœSSEL
KJK 63-3/1995 - Filmbesprechung - MICHEL MUSS MEHR MÄNNCHEN MACHEN

 

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Ausgabe 63-3/1995

 

Filmbesprechungen

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