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Ausgabe 127-3/2011

ARRIETTY – DIE WUNDERSAME WELT DER BORGER

KARIGURASHI NO ARIETTI

ARRIETTY – DIE WUNDERSAME WELT DER BORGER

Produktion: Studio Ghibli /Dentsu /Buena Vista Home Ent. /Hakuhodo DY Media Partners /Mitsubishi Shoji /NTV Walt Disney Company; Japan 2010 – Regie: Hiromasa Yonebayashi – Buch: Hayao Miyazaki, Keiki Niwa – Kamera: Atsushi Okui – Schnitt: Rie Matsubara – Musik: Cécile Corbel –  Länge: 94 Min. – Farbe – FSK: o. A. – Verleih: Universum Film – Altersempfehlung: ab 8  J.

Endlich darf Arrietty ihren Vater bei einem seiner nächtlichen Ausflüge begleiten. Es sind gefährliche Missionen – aber immerhin ist Arrietty auch schon beinahe 14 Jahre alt. Mit ihrer Mutter und ihrem Vater lebt das winzige Mädchen aus dem Volk der Borger unter den Dielen eines Menschenhauses. Doch vor den Menschen müssen sie sich in Acht nehmen. Zu viele andere Familien wurden bereits entdeckt und mussten fliehen. Und vielleicht sind Arrietty und ihre Eltern sogar die letzten Borger.

Um für den Lebensunterhalt zu sorgen, schleichen sich die Borger heimlich ins Haus der Menschen und nehmen Dinge mit, die dort achtlos zurückgelassen oder vergessen wurden und die niemand vermisst. Schon bei ihrem ersten Borger-Ausflug allerdings blickt Arrietty plötzlich in die Augen eines Menschenjungen. Der zwölfjährige Sho ist an diesem Nachmittag angekommen. Im Haus seiner Großtante soll sich der herzkranke Junge auf eine Operation vorbereiten. Sanft spricht er Arrietty an, doch diese hat zunächst furchtbare Angst. Weil sie weiß, dass sie nun das Leben ihrer Familie in Gefahr gebracht hat, erzählt sie nicht einmal ihrem Vater von dieser Begegnung. Als sie am nächsten Morgen vor dem Kellerfenster ein Stück Zucker findet, weiß sie, dass es von Sho kommt. Sie will den Jungen unbedingt wiedersehen.

Der neue Film aus dem Studio Ghibli basiert auf der englischen Romanreihe von Mary Norton, wurde jedoch von den Drehbuchautoren Hayao Miyazaki und Keiki Niwa aus den 1960er-Jahren in einen Tokioter Vorort der Gegenwart verlagert und gewinnt dadurch an Relevanz und Nähe. Wie fast bei allen Filmen aus dem japanischen Zeichentrickfilmstudio steht auch in "Arrietty" eine Coming-of-Age-Geschichte im Mittelpunkt. Arietty befindet sich an der Schwelle vom Kind zur Jugendlichen. Im Laufe des Films lässt sie ihr blumengeschmücktes Kinderzimmer zurück, trägt die Haare offen, verlässt das sichere Zuhause und löst sich von ihren Eltern. Und sie erfährt, was Freundschaft, vielleicht sogar Liebe, bedeuten.

Hiromasa Yonebayashi, der zuvor als Zeichner bei Filmen von Miyazaki auf sich aufmerksam gemacht hat und nun seine erste Regiearbeit vorlegt, entfaltet eine traumhaft-poetische Welt, in deren wunderbar detaillierten Hintergrundzeichnungen man sich verlieren kann und die durch die Lichtgestaltung zur magischen Atmosphäre des Films beiträgt. Im Gegensatz zu anderen aktuellen Animationsfilmen gibt es kaum Actionszenen in diesem eher ruhig erzählten Film, der mehr Wert auf Stimmung und Figurenentwicklung legt. Die Freundschaft zwischen dem Menschenjungen Sho und der Borgerin Arrietty berührt dabei auch deshalb, weil nicht verschwiegen wird, dass ihre Lebenswelten niemals eine gemeinsame Zukunft haben werden.

Viele Menschen sehen ihre Umwelt vor allem als Objekte an, derer man habhaft werden muss – und so findet sich auch in "Arrietty" ein Kernthema der Öko-Märchen von Hayao Miyazaki.

Stefan Stiletto

 

Bundesverband Jugend und Film e.V.ARRIETTY – DIE WUNDERSAME WELT DER BORGER im Katalog der BJF-Clubfilmothek unseres Online-Partners Bundesverband Jugend und Film e.V.

 

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Ausgabe 127-3/2011

 

Inhalt der Print-Ausgabe 127-3/2011|

Filmbesprechungen

ARRIETTY – DIE WUNDERSAME WELT DER BORGER| HARRY POTTER UND DIE HEILIGTÜMER DES TODES – TEIL 2| LES CONTES DE LA NUIT| MIT ERHOBENEN HÄNDEN| ON THE ICE| SEPPI UND HIAS| SHE MONKEYS| SINTFLUT| DER VERLORENE SCHATZ DER TEMPELRITTER| YUKI & NINA| DIE ZAUBERER|

Interviews

Aschan, Lisa - Eine Welt voller Abhängigkeiten| Báez, Irina Gallardo - "Hannelore wollte, dass ich die Isabel spiele, und nicht, dass ich die Isabel bin."| Gratza, Ellen - "Ich sehe das Kinderfilmfest auch als Experimentierfeld für Medienarbeit"| MacLean, Andrew Okpeaha - "Wir können unsere eigenen Geschichten erzählen und der ganzen Welt zeigen, wie wir sind."| Nattiv, Guy - "Kindheit ist sehr intensiv. Auch was die Schmerzen betrifft"| Ocelot, Michel - "Lotte Reiniger hatte diese tolle Idee mit den Silhouetten und ich bin ihr Erbe"| Rieman, Ziska und Luci van Org - "Wir wären ein schönes Duo Infernale gewesen"| Schesch, Stephan - "Die Schublade Trickfilm gleich Kinderfilm ist sehr deutsch"| Sommer, Gudrun - "Der DEFA-Kinderdokumentarfilm hat seine Spuren hinterlassen"|

Hintergrundartikel

Förderung von Kinderfilmen nach Originalstoffen|


KJK-Ausgabe 127/2011

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