Produktion: Lauron Productions, Kanada 1990 – Regie: Eric Till – Drehbuch: Ralph Endersby, Clive Endersby – Kamera: Brian Hebb – Schnitt: Ralph Brunjes – Musik: Eric Robertson – Darsteller: Gwynyth Walsh, Eric Christmas, Gema Zamprogna, Martin Smits, Steven Andrade, Sarah Sawatsky u. a. – Laufzeit: 97 Min. – Farbe – Verleih: atlas film + av (16mm) – Altersempfehlung: ab 8 J.
Meggie, 11 Jahre, muss mit ihrer Mutter in eine andere Stadt ziehen. Der Tod ihres geliebten Vaters bringt Veränderungen in Meggies Leben, die sie nur schwer akzeptieren kann. Zunächst gefällt es ihr überhaupt nicht in der neuen Umgebung, der Nachbar ist ein komischer Kauz, im Freizeit-Center ist es langweilig, und am liebsten guckt sie sich wieder und wieder die Video-Aufnahmen an, die sie in burschikoser Aufmachung beim vergnügten Spiel mit ihrem Vater zeigen. Doch dann entdeckt Meggie im Freizeitheim drei Jungen, mit Clubjacken und Schirmmützen, die zusammen rockige Musik machen. Ihnen fehlt nur noch ein Keyboard-Spieler, was für Meggie die Chance sein könnte, wenn "The Challengers" nicht den strikten Grundsatz hätten: "No Girls!" Nachdem die erste Wut über diese blödsinnige Devise verraucht ist, wird das Mädchen aktiv: Mit aufgesteckten Haaren, lässigen Klamotten und dem Keyboard unterm Arm stellt sie sich als ihr Cousin Mac im Übungsraum vor. Die folgende Zeit führt Meggie ein Doppelleben, bei dem sie zuweilen ins Schwitzen kommt: Mit ihrer Freundin Jenny, die sie inzwischen auch im Freizeitheim kennen gelernt hat, studiert sie einen Disco-Tanz für die Talent-Probe, und für die Challengers ist sie die unerlässliche musikalische Stütze.
Am Tag der Aufführung schließlich wird ihr der fliegende Wechsel zum Verhängnis – und alle sind sauer: Jenny fühlt sich hintergangen, die Challengers fühlen sich blamiert, und Meggie selbst rennt vor der peinlichen Situation erst einmal davon. Die Aufdeckung von Maggies Geheimnis schafft aber auch Klarheit für alle Beteiligten und verlangt Nachdenken über ihre Haltung zu den anderen. Zur Talent-Probe stehen dann fünf Challengers auf der Bühne: drei Jungen und zwei Mädchen, die zusammen flotte Musik machen.
Mit diesem optimistischen Schlussbild entlässt der Film seine Zuschauer. Dass sich die Geschichte um Musik, Tanz und Ballett dreht, kommt nicht von ungefähr. Regisseur Eric Till, ein gebürtiger Londoner, war Musik-Produzent beim Rundfunk, Produktionsassistent für Ballett und Oper bei BBC-TV sowie Manager des National Balletts von Kanada.
"Meggies Geheimnis" ist ein kanadischer Film für junge Leute, der einmal nicht aus Rock Demers Familienfilmserie "Tales for all" kommt, der aber sehr wohl Unterhaltungsqualitäten im besten Sinne aufweist: eine sinnvolle Geschichte, realistische Figuren und Bezüge, treffliche Besetzung, witzige Szenen, und eine sympathische Hauptdarstellerin, die den Rollenwechsel Mädchen/Junge sehr glaubwürdig vollzieht. Neben dem Kinofilm ist auch eine TV-Serie (13 Teile à 30 Minuten) produziert worden, die im Abendprogramm des kanadischen Fernsehens ausgestrahlt wird. Während die Serie ausführlich auf alle fünf Jugendlichen eingeht, beschränkt sich der Film auf Meggies Geschichte, wodurch es ein paar Sprünge in der Entwicklung der Beziehungen zwischen Meggie und Jenny und den drei Challengers gibt.
Deutlich ist der Anspruch zu spüren, mit dem Film auch Erwachsene anzusprechen, dabei aber ehrlich zu den Kindern zu bleiben. Ihnen wird vermittelt, zu sich selbst zu stehen, sich zu behaupten. Wenngleich die geschlechtsspezifischen Rollen heute bereits aufgebrochen sind, tauchen doch Probleme wie die im Film angesprochenen in einem bestimmten Alter auf und sind nachvollziehbar. Ein Film, der Kindern Mut macht!
Christel Strobel
Filmbesprechungen
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