Produktion: Lacewood, Kanada 1990 – Regie: Paul Schibli – Drehbuch: Patricia Watson, nach dem Märchen "Nussknacker und Mäusekönig" von E.T.A. Hoffmann – Art Director: Peter Moehrle – Animation: Chris Schouten, Shivan Ramsaran, Bill Speers u. a. – Musik: Victor Davis, unter Verwendung der Originalmusik von Tschaikowski – Laufzeit: 75 Min. – Farbe – Verleih: Delta (35mm) – Altersempfehlung:ab 6 J.
Clara und ihr kleiner Bruder Fritz erwarten am Heiligen Abend sehnsüchtig die Bescherung. Die schönsten Weihnachtsgeschenke machte ihnen bisher immer ihr alter Onkel, der Uhrmacher Drosselmeier. Dieses Jahr bekommt Clara einen Nussknacker und eine Puppe, Fritz eine Trompete und einen Trupp Spielzeugsoldaten. Am Abend erzählt Drosselmeier ihr die Geschichte des Nussknackers, der früher einmal Hans hieß und der 14-jährige Gehilfe eines königlichen Uhrmachers und Magikers war. Durch einen Fluch des schrecklichen Mäusekönigs erstarrte er jedoch zur Nussknackerfigur. Um Mitternacht erwachen nun alle Puppen auf wundersame Weise zum Leben. Zwischen dem Mäusekönig und seiner wilden Nagerbande sowie dem Nussknacker und den Mini-Soldaten kommt es zu einem erbitterten Gefecht, das erst mit Claras Ohnmacht endet. In der folgenden Nacht entbrennt die Schlacht aufs Neue. Als der Nussknacker-Prinz den Mäuse-Chef im Duell besiegt hat, begeben sich die Puppen und die inzwischen auf deren Größe geschrumpfte Clara in ein phantastisches Märchenland. Als Clara nach abenteuerlichen Reisen zurück in die Menschenwelt will, erstarrt der Nussknacker-Prinz mitsamt allen Puppen. Ganz allein muss sie gegen den tot geglaubten Mäusekönig kämpfen, der schließlich zu Tode stürzt.
Die wundersamen Abenteuer stellen sich als Claras Traumgebilde heraus, als sie von Fritz morgens geweckt wird. Das verwirrte Mädchen will nun endlich wissen, ob der Nussknacker nur ein Spielzeug oder doch ein verwunschener Menschenjunge ist. In Drosselmeiers Haus erwartet sie eine Überraschung.
Der kanadische Zeichentrickfilm von Paul Schibli beruht auf dem Kunst-Märchen "Nussknacker und Mäusekönig" von E.T.A. Hoffmann. Für die romantische Geschichte des berühmten deutschen Schriftstellers hat Schibli, der bereits jahrelang in der Zeichentrickbranche gearbeitet hat, phantastische Bilder gefunden. In seinem ersten Kinofilm verzichtete er auf die modische Computeranimation. Stattdessen wurde der "Nussknackerprinz" in altmodischer Handarbeit zum Leben erweckt. Ein umfangreicher Mitarbeiterstab erstellte in anderthalb Jahren mehr als 70.000 Einzelzeichnungen. Insgesamt wurden 700 Gallonen Farbe und anderthalb Meilen Film verbraucht, wie die Produktionsgesellschaft mitteilte.
Zu den so entstandenen farbenprächtigen Bildern passt die zauberhafte Musik von Peter Iljitsch Tschaikowski vorzüglich. Die Stimmen der englischsprachigen Originalfassung lieferten unter anderen Stars wie Kiefer Sutherland als Nussknacker und Peter O'Toole als Soldat Pantaloon. Zwar ergeben das altdeutsche Flair der skurrilen Figuren und die amerikanischen Weihnachtsgebräuche eine zuweilen etwas krude Mischung, doch gleichen die gekonnte Montage und das beachtliche Tempo dieses amüsanten Filmmärchens diese geringfügige Schwäche spielend wieder aus. Schiblis filmischer "Nussknacker-Prinz" ist ein bezaubernder Charmeur. Und solche sind bekanntlich besonders gefährlich.
Reinhard Kleber
Filmbesprechungen
DIE COMMITMENTS DER FLOH JACQUOT DE NANTES KARIM UND SALA DER LÄUFER / DER RENNER DAS LICHT DER LIEBE MEGGIES GEHEIMNIS MIRACLE – EIN GEHEIMNISVOLLER SOMMER DER NUSSKNACKER-PRINZ PIANO PIANO BACAKSIZ DER REISEKAMERAD SCHACKO KLAK UNTERIRDISCHE HEIMLICHKEITEN DER VERGESSLICHE HEXENMEISTER
Interviews
Dziuba, Helmut - Freiheit kann auch Einsamkeit sein Lorey, Elmar - Der Blick aus dem Inneren einer anderen Kultur Spyrou, Dimitris - Die Liebe des ganzen Teams gehörte diesem Film