Produktion: Dimitris Spyrou, Griechenland 1990 – Regie und Drehbuch: Dimitris Spyrou – Kamera: Prokopis Dafnos – Schnitt: Christos Santatsoglou – Musik: Michalis Terzis – Darsteller: Pantelis Trivizas (Ilias Seiladis), Costoula Tsellou (Crinio, seine Freundin), Amalia Giza (Parasveki, seine Mutter), Vassilis Kolovos (Anastos, sein Vater), Dimitris Palaiochoritis (Lehrer), Dimitris Spyrou (Galaxis), Dimitra Hatoupi (Apriliana, Journalistin) u. a.-Laufzeit:108 Min. – Farbe – Weltvertrieb: Exportfilm Bischoff – Altersempfehlung: ab 8 J.
Ein Junge bewegt sich auf Stelzen vorwärts. Einem Reifen hinterher jagend kommt ihm eine Gruppe lärmender Kinder entgegen. Der Junge freut sich über dieses Treiben, aber unbeirrt stelzt er auf dem felsigen, unebenen Boden in die entgegen gesetzte Richtung. Diese ersten Bilder des griechischen Films "O Psylos" ("Der Floh") stehen gleichnishaft für die folgende Geschichte, gestaltet nach einer wahren Begebenheit.
Es ist die Zeit, als Griechenland noch nicht vom Tourismus erschlossen ist. Der achtjährige Ilias gibt eine Zeitung heraus, in der er über das Leben in seinem Dorf in den Bergen von Olympia erzählt. Nicht Spott, noch Strafe können ihn davon abbringen, seine handgeschriebene Zeitung "Der Floh" ins ganze Land zu verschicken. Nur Galaxis, ein Außenseiter, und Crinio, seine Freundin, halten zu ihm und machen ihm Mut. Erst als eine Journalistin aus der Stadt kommt, um ihren jüngsten Kollegen kennen zu lernen, begreifen die Dorfbewohner, dass ihr "Spinner" etwas Besonderes ist. Doch dieser Sinneswandel hat einen bitteren Beigeschmack, den Dorfautoritäten geht es vor allem um die Vermarktung von Ilias' Begabung. Ilias geht in die Stadt, denn noch niemals hat er eine Druckmaschine gesehen.
In ruhigen Bildern und in einer fast unberührt scheinenden Landschaft – kaum vorstellbar, dass es so etwas im Reiseland Griechenland noch gibt – erzählt der Regisseur Dimitris Spyrou von dem kleinen Zeitungsmacher. Berührend die Darstellung des Ilias durch Pantelis Trivizas, der in einem Dorf in den griechischen Bergen lebt und keine Schule besucht. Wunderbar die schlichte Musik und für mich besonders beeindruckend die Sprache der Dialoge. Doch das ist eigentlich nicht verwunderlich, denn Spyrou (der auch das Buch zum Film schrieb, ist in seinem Land ein angesehener Dichter. Kein Geringerer als Yannis Ritsous hat ihm einen Preis für seine Arbeiten überreicht. Doch auch als Darsteller des Galaxis zeigt er schauspielerisches Talent in seinem ersten Spielfilm. Das Engagement Spyrous für seinen Film ist enorm. Er hat keinen Verleih, und so wandert er mit seinem Film und ebenso engagierten Mitarbeitern wie der Ausstatterin und Kostümbildnerin Vayia Paggaia durchs Land, um seine Arbeit selbst unter die Kinder zu bringen. Auf diese Weise konnten schon 30.000 griechische Kinder diesen poetischen Film sehen.
Wie sagt Ilias: "Der Floh" ist wie eine Reise, wie ein Traum. Mit ihm kann ich Sehen, Hören, Atmen, Fühlen, Berühren.
Christa Niedner
Zu diesem Film siehe auch:
KJK 48-4/1991 - Interview - Die Liebe des ganzen Teams gehörte diesem Film
Filmbesprechungen
DIE COMMITMENTS DER FLOH JACQUOT DE NANTES KARIM UND SALA DER LÄUFER / DER RENNER DAS LICHT DER LIEBE MEGGIES GEHEIMNIS MIRACLE – EIN GEHEIMNISVOLLER SOMMER DER NUSSKNACKER-PRINZ PIANO PIANO BACAKSIZ DER REISEKAMERAD SCHACKO KLAK UNTERIRDISCHE HEIMLICHKEITEN DER VERGESSLICHE HEXENMEISTER
Interviews
Dziuba, Helmut - Freiheit kann auch Einsamkeit sein Lorey, Elmar - Der Blick aus dem Inneren einer anderen Kultur Spyrou, Dimitris - Die Liebe des ganzen Teams gehörte diesem Film