Produktion: "12-A" Film Studios / GPTO Mosfilm, UdSSR 1991 – Regie: Nikolai Dostal – Drehbuch: Georgy Nikolayev – Kamera: Yuri Nevsky – Schnitt: Maria Sergejeva – Musik: Alexander Goldstein – Darsteller: Andrej Zhigalov, Irina Rozanova, Alla Klyuka u. a. – Laufzeit: 80 Min. – Farbe – Internationaler Vertrieb: "12-A" Film Studios, 12a Chistoprudny bul., 101 000 Moskau – Altersempfehlung: ab 14 J.
In einer öden russischen Vorstadt erzählt der junge Kolja eines Sonntags aus einer Laune heraus seinem Freund Fjodor, er wolle noch am gleichen Tag weggehen, um in der Ferne ein neues Leben zu beginnen. Weil der redselige Fjodor die sensationelle Nachricht sofort weitergibt, treffen schon nach kurzer Zeit Nachbarn und Bekannte ein, um eine Abschiedsfeier zu organisieren. Selbst Koljas bislang widerspenstige Angebetete Natalja zeigt auf einmal ihre Zuneigung. Trotz mehrfachen Ansätzen wagt es der naive Held nicht zuzugeben, dass er eigentlich gar nicht fortgehen mag. Als seine abgenutzten Möbel verkauft und das armselige Zimmer weitervermietet sind, lässt sich Kolja ohne Gegenwehr zur Bushaltestelle bringen. Bei der Abfahrt dreht er sich im Bus noch einmal um und erlebt eine große Überraschung.
Nach zahlreichen deprimierenden Perestroika-Filmen wie zum Beispiel "Kleine Vera" oder "S.E.R. – Freiheit ist ein Paradies" kommt mit Nikolai Dostals heiter ironischem Aussteiger-Porträt endlich wieder einmal ein optimistisches Filmsignal aus der Sowjetunion. Mit großer poetischer Kraft schildert der Regisseur (Jahrgang 1946) den tragikomischen Ausbruch eines frustrierten jungen Mannes aus der provinziellen Langeweile. Auch wenn ihn eine ungewisse Zukunft erwartet, so bewundern ihn seine zuweilen recht kuriosen Mitmenschen doch allein schon wegen seines Mutes, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Vor allem der phantasievolle Schluss ist als einprägsames Gleichnis für die Sehnsucht einer desorientierten sowjetischen Jugend nach einer neuen Sinngebung zu deuten.
Dies mag auch der Grund für die ansonsten erstaunliche Tatsache gewesen sein, dass das "Wolkenparadies" im September '91 unter dem Titel "Luftschloss" auch beim Internationalen Kinderfilmfestival in Frankfurt lief, wo der Film von den Erwachsenen in der Jury eine lobende Erwähnung erhielt. Immerhin ist der Filmheld nach Aussage des Regisseurs im Leben wie in der Fiktion 24 Jahre alt. Dostals fünfter Film, der vom neu gegründeten unabhängigen Moskauer Studio "12-A" produziert wurde, gewann beim Filmfestival in Locarno im August 1991 insgesamt fünf Preise, darunter den Silbernen Leoparden. Im Oktober wurde er beim zweiten Festival des europäischen Films in La Baule mit dem Großen Preis ausgezeichnet.
Reinhard Kleber
Filmbesprechungen
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