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Ausgabe 52-4/1992

DIE ABENTEUER DES BURATTINO

PRIKLYUTCHENIJA BURATTINO

Produktion: Sojusmultfilm, UdSSR 1975 – Regie: D. Babitschenko, I. Iwanow-Wano – Buch: N. Erdman, L. Tolstaja – Kamera: M. Drujan – Trickbildzeichner: P. Repkin, S. Rusakow – Musik: A. Lepin – Länge: 68 Min. – Farbe – Altersempfehlung: ab 6 J.

Hätte der alte, ständig betrunkene Schreiner Giuseppe geahnt, was alles in dem kleinen Holzscheit steckt, dass er so freimütig dem armen alten Papa Carlo schenkte, er hätte es wohl selbst behalten. So aber nahm der einsame, von der Last der Jahre gebeugte Mann mit dem leeren Magen das Geschenk dankend an und schnitzte sich zum Zeitvertreib aus dem armdicken Holzstück eine quirlige Puppe, der die Nase viel zu lang geriet: Burattino war geboren. Mit buntem Papier beklebt, sah er aus wie ein richtiger kleiner spitzbübiger Junge.

Dieser lustige Gesell hat nun eine ganze Reihe unterhaltsamer Abenteuer zu bestehen, bevor er die Geheimnis umwobene Tür zum goldenen Schlüsselchen findet, das ihm die behäbige Schildkröte Tortilla mit mahnenden Worten schenkte. Niemand davor hat jemals das Geheimnis lüften können. Der Weg dorthin aber führt über das Land der Einfältigen. Burattino muss sich dort mit dem listigen Gaunerpaar, der Füchsin Alice und dem Kater Basilio herumschlagen, die immer nur das eine wollen: Geld, Geld, Geld. Er ist ständig auf der Flucht vor der Habgier und Macht des Furcht einflößenden Theaterdirektors Karabas-Barabas und findet zugleich hilfreiche Freunde, die ihm zur Seite stehen: die schöne Malwina mit dem blauen Haar, ihr eleganter und tapferer Pudel Artemon und der immer zu Tränen gerührte Musikclown Pierrot.

Erst wenn sich Burattino als gereifter und hilfsbereiter "Marionettenjunge" bewiesen hat, eröffnet sich für ihn, Papa Carlo und die anderen Puppen eine phantastische Welt, in der das Theater eine nicht unwesentliche Rolle spielen wird. Und dies sehr zum Leidwesen des sich den Bart raufenden Karabas, dem am Ende nur der Sitzplatz in der dreckigen Regenpfütze bleibt.

Der russische Zeichentrickfilm "Die Abenteuer des Burattino", entstanden nach dem gleichnamigen Kinderbuch des Russen Alexej Tolstoi, ist zwar bereits 17 Jahre alt, doch hat er auch heute nichts von seiner Ausstrahlungskraft und seinen poetischen Zwischentönen eingebüßt. In der Tradition nicht hinter dem klassischen Disneyfilm zurückstehend, verbindet der Film zeichnerische Qualität mit einfallsreicher Dramatik und musikalisch genau akzentuierter Untermalung. Dass die Farben manchmal ein bisschen blass wirken, kann an der Kopie gelegen haben und verstärkt höchstens den nostalgischen Eindruck.

Wer das originelle Buch gelesen hat (in den neuen Bundesländern kennt Burattino fast jedes Kind, im Westen ist wohl Pinocchio besser bekannt), der findet im Film seine literarischen Helden gekonnt zum Leben erweckt; die Grenzen zwischen Gut und Böse sind genau abgesteckt, und wie es im richtigen Märchen sein muss – das Gute gewinnt. Dazwischen gibt es stete Momente des Lachens und des Weinens, Gefühlvolles und Turbulentes.

Der Film "Die Abenteuer des Burattino" wird im Programm der 8. Berliner Kinderkinotage unter dem Motto "8 mal Abenteuer" (14.-22.11.92) präsentiert.

Boris Erdtmann

 

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