Produktion: Universal, USA 1994 – Regie: Penelope Spheeris – Buch: Paul Guay, Stephen Mazur, Penelope Spheeris – Kamera: Richard Bowen – Schnitt: Ross Albert – Musik: William Ross – Darsteller: Travis Tedford (Spanky), Bug Hall (Alfalfa), Brittany Ashton Holmes (Darla), Kevin Jamal Woods (Stymie) u. a. – Länge: 72 Min. – Farbe – FSK: o. A. – Verleih: UIP
Am Vorabend eines großen Go-Cart-Rennens beruft Spanky, der Präsident des Jungen-Clubs "He-Man Womun Haters" (!), eine Sondersitzung ein. Sein Freund Alfalfa fehlt jedoch unentschuldigt. Die Rasselbande findet die Ursache schnell heraus: Der sommersprossige Schwerenöter hat ein Rendezvous mit der hübschen Darla. Während die wegen des Verrats an den Club-Zielen empörten Jungs Alfalfas Annäherungsversuche zu durchkreuzen versuchen, bemüht sich der umso engagierter, die höchst anspruchsvolle Göre zu beeindrucken. Sehr Ehrgeiz wird noch dadurch angestachelt, dass mit dem affektierten Waldo ein ernsthafter Rivale die Arena betritt. Auch wenn der reiche Waldo zunächst am längeren Hebel sitzt, gibt sich der pfiffige Alfalfa noch längst nicht geschlagen.
Welcher Erwachsene kennt sie nicht, die "kleinen Strolche", die vor etlichen Jahren über unsere TV-Bildschirme tobten und mit ihren übermütigen Streichen für köstliches Amüsement sorgten? Hal Roach, der Entdecker von "Laurel & Hardy", kreierte die legendäre Kurzfilmserie bereits 1922. Sein erster Kurzfilm, der "Our Gang" hieß, war ein Riesenerfolg – und der Startschuss für 221 Strolch-Episoden in 22 Jahren. In den 50er-Jahren schafften die Filme dann unter dem Titel "The Little Rascals" den Sprung von der Leinwand auf den Bildschirm. Jetzt haben die kleinen Lausbuben der Stummfilmzeit die amerikanische Regisseurin Penelope Spheeris, die vor allem mit dem schrägen Klamaukfilm "Wayne's World" bekannt geworden ist, zu einer modernen Kino-Fassung angeregt.
"Die kleinen Superstrolche" sind leider nur ein steriles Remake geworden. Während die garstigen Straßenbuben in den alten Kurzfilmen vor allem mit Slapstick-Nummern die Zwerchfelle der Zuschauer strapazierten, garniert Spheeris ihre Aneinanderreihung von Gags mit oft allzu aufgesetzt wirkendem Dialogwitz. Setzten sich die Kinder der Depressionsjahre mit ihren zum Teil bösen Streichen gegen die damaligen Misslichkeiten zur Wehr, so fehlt es den harmlosen Mini-Helden in einer wohlgeordneten Vorstadtidylle an nichts.
"Ich wollte einfach nur clevere Straßenkinder finden, die sich selbst spielen und alles von ihrer Warte aus sahen", sagte Roach einmal. Weil er keine eleganten professionellen Kinderdarsteller engagieren wollte, bekamen weder Shirley Temple noch Mickey Rooney eine Rolle. Dagegen hat Spheeris aus mehr als 5000 Aspiranten eine Strolch-Truppe ausgewählt, die wie frisch aus einem Reklame-Spot abgeworben wirkt. Kein Wunder, dass insbesondere die Hauptfiguren zumeist schon in der Werbe-Branche gearbeitet oder in TV-Serien aufgetreten sind. In einer Presse-Mitteilung des Verleihs bezeichnet denn auch die fünfjährige Britanny Ashton Holmes, die die Darla spielt, folgendes als ihr größtes Problem: "Als Dreijährige habe ich viel mehr Model-Aufträge bekommen. Aber so ist es halt, wenn man älter wird."
Während Sprache und Verhaltensweisen der Figuren der heutigen Zeit angepasst wurden, blieb ein zentrales Gestaltungsprinzip erhalten. Wie die alten Strolche imitieren die neuen Superstrolche die Tricks und Macken der Erwachsenen. Im Übrigen spielen Erwachsene bei Spheeris fast keine Rolle. Wenn sie überhaupt einmal auftreten dürfen, dann nur in Cameo-Auftritten, für die die Regisseurin allerdings namhafte Schauspieler gewinnen konnte. So spielt Mel Brooks einen Dummbeutel von Geldverleiher, Whoopi Goldberg eine treuherzige Mutter und Darryl Hannah eine überforderte Lehrerin.
Reinhard Kleber
Filmbesprechungen
27 STUNDEN DRAGON WORLD DURCH DIE OLIVENBÄUME EIN FROSCH, DER KUSS, ZWEI KÖNIGE GABRIEL IN DICH HABE ICH VERTRAUEN DIE KLEINEN SUPERSTROLCHE DER MANN AUS ASCHE MOVIE DAYS DER PAGEMASTER – RICHIES FANTASTISCHE REISE DAS REISFELD THE NIGHTMARE BEFORE CHRISTMAS DAS WUNDER VON MANHATTAN
Interviews
Lucchini, Domenico - "Die Zukunft des Festivals sieht gut aus" Peck, Raoul - "Die Männer gehen, die Kinder bleiben"
Hintergrundartikel