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Ausgabe 119-3/2009

DAS GROSSE RENNEN

THE RACE

Produktion: Grandpictures Ltd. (Dublin) / zerofiction GmbH (Berlin); Großbritannien / Deutschland 2009 – Regie: André F. Nebe – Buch: Rowan O'Neill – Kamera: Dirk Morgenstern – Schnitt: Diana Karsten, Dirk Schwarz – Musik: Eike Hosenfeldt, Moritz Denis, Tim Stanzel – Darsteller: Niamh McGirr (Mary), Colm Meaney (Frank Kensey), Susan Lynch (Katey Kensey), Jonathan Mason (Tom), Ciaran Flynn (Roy), Eoin McAndrew (Michael Magee), Diarmuid Corr (Mr. Anderson), Steve Blount (Mr. Nesbitt), Ian Beattie (Maurice Magee), Michael Hayes (John Derek), Tom Collins (Boyle) u. a. – Länge: 86 Min. – Farbe – FSK: ab 6 – Verleih: Farbfilm Verleih GmbH (Berlin) – Altersempfehlung: ab 8 J.

Die elfjährige Mary hat wohl mit Abstand die meisten Sommersprossen in Nordirland und lebt mit ihren Eltern auf einem Bauernhof. Reich ist die Familie nicht, deshalb muss Mary Tag für Tag auf der Farm helfen – besonders das Hühnerfüttern ist ihr eine verhasste Aufgabe. Auch in der Schule läuft nicht alles nach Plan, denn Mary wird dafür gehänselt, dass sie direkt vom Schweinestall zur Schulbank wechselt. Zum Glück hat Mary ihren Freund Tom, mit dem sie nicht nur alle Sorgen teilen kann, sondern auch ihre Leidenschaft für Autorennen: Die beiden veranstalten Wettfahrten und lesen in Zeitschriften alles über Rennfahrer. Schließlich träumt Mary davon, eine berühmte Rennfahrerin zu werden. Auch wenn sie zum Geburtstag ein Gokart-Buch geschenkt bekommt, vom Vater werden ihre Ambitionen alles andere als ernst genommen, denn sie soll einmal die Farm übernehmen. Die Mutter dagegen unterstützt die Tochter im Wunsch nach einem Studium: "Du sollst werden, was du werden willst."

Der Vater will den Hof um jeden Preis halten, obwohl er in den letzten Jahren mehr Verlust als Gewinn gemacht hat. Andere Farmer im Dorf haben längst aufgegeben. Zwischen den Eltern kommt es immer wieder zum Streit über die Schulden. Die Spannungen bleiben Mary nicht verborgen, doch ihr großer Traum gibt ihr immer wieder Kraft und Mut. Als ein Seifenkistenrennen stattfinden soll, ist ihr Ehrgeiz geweckt: Für Mary gibt es kein Halten mehr, besonders ihrem Lieblingsfeind in der Schule will sie es zeigen und wettet um den Sieg beim Rennen. Ihr Vater hat kein Verständnis, gestattet zwar die Teilnahme am Rennen, will Mary allerdings beim Bau der Seifenkiste auf keinen Fall helfen. Mary lässt sich nicht beirren und baut sich ihr "Rennauto" selbst: Sie will das Rennen auf jeden Fall gewinnen ...

Regisseur André F. Nebe erzählt in seinem ersten Kinderfilm die Geschichte einer Außenseiterin, die sich gegen Vorurteile durchsetzen muss, um Anerkennung zu finden. So diskutieren die Jungs angeregt darüber, ob Mädchen überhaupt am Rennen teilnehmen dürfen und geben ihre Vorbehalte eigentlich nur auf, weil sie für eine wie Mary sowieso keine Chance sehen. Die Träume des Mädchens kontrastieren mit den Sorgen und Nöten der Erwachsenen: Marys Eltern stehen kurz vor der Trennung, die Mutter macht sich ihren Entschluss alles andere als leicht, die Familie zu verlassen. Mary hat das längst geahnt, denn sie hat ihre Mutter mit einem anderen Mann in der Stadt gesehen. Nach einem Unfall beim Seifenkisten-Training kommt Mary ins Krankenhaus und ihr Vater zerstört voller Zorn die Seifenkiste. Erst Marys Wutausbruch "Ich hasse dich" bringt ihn zur Besinnung, von nun an unterstützt er seine Tochter: Hinter seiner Verbitterung verbirgt sich nämlich ein eigener unerfüllter Traum.

Die einfühlsame Annäherung und Versöhnung zwischen Vater und Tochter gehört zu den berührenden Momenten des überzeugenden Films, der ebenso vielschichtig mit Marys doppeltem Verlust (von Mutter und Freund Tom, der mit seinem Vater wegzieht) wie spannend mit dem aufregenden Rennen um Probleme von Kindern wie Erwachsenen keinen Bogen macht. Voller Hoffnung für eine gemeinsame Zukunft von Vater und Tochter endet der Film mit einem Gokart-Rennen, bei dem es gar nicht mehr um Sieg oder Niederlage geht – denn wahre Freundschaft ist viel wichtiger.

Manfred Hobsch

Zu diesem Film siehe auch:
KJK 120-3/2009 - Interview - "Wir haben es so gemacht und es ging"

 

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Ausgabe 119-3/2009

 

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Hintergrundartikel

LIPPELS TRAUM – 2008|


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