Produktion: Touchstone Pic. / Rocket Pic. / Starz Animation; USA / Großbritannien 2011 – Regie: Kelly Asbury – Buch: Kelly Asbury, Mark Burton, Kevin Ceci u.v.a., basierend auf dem Bühnenstück "Romeo und Julia" von William Shakespeare und einem Originaldrehbuch von John R. Smith & Rob Sprackling – Schnitt: Catherine Apple – Musik: Elton John – Länge: 84 Min. – Farbe – FSK: ab 6 – Verleih: Walt Disney – Altersempfehlung: ab 10 J.
Eine Fehde beherrscht die benachbarten Anwesen in dem beschaulichen Vorort. Doch nicht nur die menschlichen Besitzer feinden sich an, sondern auch ihre Gartenzwerge. Ein Konflikt, der bisweilen bei Rasenmäherrennen zwischen den Häusern ausgetragen wird und in dem es manchmal auch Scherben gibt. Als Zwerg Gnomeo sich eines Nachts auf den Weg in einen angrenzenden verwilderten Garten macht, trifft er dort auf Julia. Sofort ist es um die Beiden geschehen, auch wenn sie ihre Zuneigung hinter ein paar coolen Sprüchen verstecken. Welche Chance aber könnte ihre Liebe schon haben – gehört Gnomeo doch zu den blauen Gartenzwergen und Julia zu den roten? Heimlich treffen sie sich immer wieder. Während sie bereits von einer gemeinsamen Zukunft in einem anderen Garten träumen, eskaliert die Auseinandersetzung zwischen dem roten und dem blauen Gartenzwergclan.
Kelly Asbury erweitert die filmischen Interpretationen von Shakespeares "Romeo und Julia", indem sie die Protagonisten zu computeranimierten Gartenzwergen macht. Obgleich das Drama nur als Hülle überlebt und vielmehr als Gaglieferant dient, wurde der computeranimierte Film mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Die Situationskomik und der Bildwitz sprechen darin vor allem Kinder an, während ältere Jugendliche und Erwachsene zahlreiche Anspielungen auf das Werk von Shakespeare finden. Einen besonderen Stellenwert nimmt die Musik ein, für die Elton John verantwortlich zeichnete. Viele seiner bekannten Lieder wurden angenehm selbstironisch eigens für "Gnomeo und Julia" geändert, untermalen Szenen und Stimmungen und geben dem Film einen eigenen Charme.
Gegen Ende geht dem Film jedoch sichtlich die Luft aus. Im Gegensatz zu Produktionen aus dem Pixar-Studio gelingt es ihm nicht, die Gefühle der Figuren und ihre Nöte wirklich darzustellen. So findet die schönste Szene schon im ersten Drittel statt. Wenn Gnomeo und Julia durch ein Gewächshaus turnen und sich wechselseitig eine Blume streitig machen, dann hat diese eher leise, beinahe dialoglose und verträumt-verspielte Szene mehr Herz als das große Finale, in dem der Effekt im Vordergrund steht.
Stefan Stiletto
Inhalt der Print-Ausgabe 126-2/2011
Filmbesprechungen
DER ALBANER AUF LEISEN PFOTEN DSCHUNGELKIND DER GANZ GROSSE TRAUM GELIEBTES LEBEN GNOMEO UND JULIA DER HIMMEL HAT VIER ECKEN INSIDE AMERICA DIE KATZE VON PARIS DER KINDHEITSERFINDER LEON UND DIE MAGISCHEN WORTE LÖWENZAHN – DAS KINOABENTEUER LOLLIPOP MONSTER MORGEN WIRD ALLES BESSER SILBERWALD DIE TIGERENTENBANDE TOMBOY UNDER THE HAWTHORN TREE WIND UND NEBEL WINNIE PUUH WINTER'S BONE
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