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Ausgabe 126-2/2011

LÖWENZAHN – DAS KINOABENTEUER

Produktion: studio.tv.film / ZDF Enterprises; Deutschland 2010 – Regie: Peter Timm – Buch:Henriette Piper, André Georgi – Kamera: Achim Poulheim – Schnitt: Barbara Hennings – Musik: Martin Todsharow – Darsteller: Guido Hammesfahr (Fritz Fuchs), Helmut Krauss (Herr Paschulke), Dominique Horwitz (Roman Zenkert), Petra Schmidt-Schaller (Cora), Ruby O. Fee (Laila) u.v.a. – Länge: 92 Min. – Farbe – FSK: ab 6 – Verleih: NFP marketing & distribution Berlin – Alterseignung: ab 8 J.

Einst war "Löwenzahn", der Wissensklassiker des deutschen Kinderfernsehens, eng mit dem Namen Peter Lustig verbunden. Mit Witz und Charme brachte der erfindungsreiche Mann mit der Nickelbrille und der Latzhose dem Nachwuchs Themen aus Natur, Umwelt und Technik bei. Inzwischen hat Fritz Fuchs alias Guido Hammesfahr das Ruder bei der ZDF-Serie übernommen und nun ist dieser auch Star des ersten Leinwandabenteuers. Im Kino ist allerdings außer einem Kurzauftritt der Pusteblume am Wegesrand und dem Domizil des Protagonisten, ein kunterbunter Bauwagen, nicht allzu viel übrig geblieben. Peter Timm, Spezialist für leicht seichtes Family Entertainment ("Go, Trabi, Go", "Rennschwein Rudi Rüssel"), erzählt vielmehr eine Krimikomödie, die um einen legendären Schatz kreist aus den Zeiten Hannibals, als dieser mit seinem Elefanten die Alpen überquerte.

Im Teaser sieht man Fritz Fuchs als Kind, wie er mit seinem damaligen Kumpel Roman Zenkert kurz davor steht, diesen Schatz zu bergen. Als jedoch eine Lawine in der Höhle niedergeht, wird der eingeklemmte Fritz von seinem "Freund" schmählich im Stich gelassen. Jahrzehnte später – Herr Fuchs wohnt inzwischen mit seinem treuen Hund Keks in seinem Bauwagen in Bärstadt – wird dieser von seiner Vergangenheit wieder eingeholt. Denn Zenkert ist immer noch ein fieser Knilch und will mit allen Mitteln in den Besitz des Schatzes gelangen. Weil er dazu aber die Hilfe seines Ex-Freundes benötigt, lockt er Fritz Fuchs und dessen kleine Freundin Laila unter einem Vorwand auf seine Burg. Nach einigen Verwicklungen und Verstrickungen, diversen Geiselnahmen und Hunde-Nappings kommt es schließlich in den Bergen zum furiosen Showdown auf der Jagd nach Hannibals unglaublich wertvollem Geschmeide.

Obwohl Peter Timms Film von nahezu sämtlichen deutschen Förderanstalten – von DFFF über FFA bis hin zu MDM und FFHSH –finanziell fürstlich unterstützt wurde, ist von dem üppigen Budget bis auf ein paar schöne Natur- und Landschaftsaufnahmen kaum etwas zu sehen. Insbesondere die Spezialeffekte und Tricks wie etwa bei einer Explosion und einer Steinlawine wirken für heutige Standards primitiv und amateurhaft. Diesem Niveau passen sich auch teilweise die Schauspieler an, denen umständliche, selten lebensechte Dialoge in den Mund gelegt werden. So können weder der erfahrene Dominique Horwitz mit seiner überzeichneten Bösewichtfigur noch Petra Schmidt-Schaller, die ihre Gangsterbraut für einen Kinderfilm viel zu sexy anlegt, oder die 14-jährige Ruby O. Fee darstellerische Akzente setzen.

Während der arg konstruierte und viel zu kompliziert angelegte Plot Vorschulkinder eher überfordert als unterhält, werden die Spannungsarmut und die eher beschaulich-bedächtigen Actionsequenzen Grundschulkids entsprechend unterfordern. Da das Löwenzahn-Abenteuer auch noch von der ersten bis zur letzten Minute mit einem Klangteppich aus jungen deutschen Rock-Songs von Apollo 3 ("Adrenalin" kommt unnötigerweise sogar zwei Mal vor) und "bedrohlicher" Score-Musik zugedeckt wird, bleibt auf der Habenseite nicht mehr viel übrig. Maximal der Anblick putziger Hundewelpen, ein Trick mit einer Spraydose und einem Gummihandschuh und der Flug mit einem solarbetriebenen Paraglider sorgen für einen Hauch von Amüsement, Action und Abenteuer. Erst der originell animierte Abspann mit allen "Highlights" lässt zumindest erahnen, was für ein schöner Film aus diesem Projekt hätte werden können.

Thomas Lassonczyk

 

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