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Ausgabe 71-3/1997

IM GULLY

KRATKA

IM GULLY

Produktion: Studio Filmowe TOR / Telewizja Polska S.A.; Polen 1996 – Regie: Pawel Lozinski – Buch: Pawel Lozinski, Piotr Czekanowski – Kamera: Jacek Blawut – Schnitt: Dorota Wardeskiewicz – Musik: Janusz Grúdzinski – Darsteller: Michal Michalak, Jerzy Kamas, Jadwiga Bukowska, Jolanta Czaplinska, Jerzy Dominik – Länge: 50 Min. – Farbe – Weltvertrieb: Telewizja Polska S.A., J.P. Woronicza 17, PL-00-999 Warzawa, Tel.: +48-22-43 69 31, Fax: +48-22-647 75 83 – Altersempfehlung: ab 10 J.

Warschau, am Morgen. Der zehnjährige Sebastian müsste eigentlich zur Schule gehen, doch er hat Wichtigeres vor. Zusammen mit einem Freund versucht er, durch kleine Ladendiebstähle an Geld heranzukommen. Diesmal umsonst. Knapp ist er dem Kaufhausdetektiv entkommen und schlendert nun ziellos durch die Straßen. – Eugeniusz ist Rentner und lebt allein in einer heruntergekommenen Neubauwohnung. Um seine Pension aufzubessern, will er beim Trödler eine Kristallvase verkaufen. Doch der hat geschlossen. Beide treffen sich vor einem Luxushotel und beobachten, wie französische Touristen beim Einsteigen in ihre Limousine einen Geldschein verlieren. Als das Auto losfährt, stürzen sie zu der Stelle und sehen, dass es sich um einen 500-Franc-Schein handelt. Nur, dass der in ein Gullyloch geflattert ist. Nun beginnt zwischen Sebastian und Eugeniusz ein Wettlauf, wer die Banknote zuerst herausangeln kann. Hasserfüllt tricksen sie sich aus, bis sich ein Transporter auf das Gullyloch stellt und beide zur Kooperation zwingt. Eine merkwürdige Beziehung entwickelt sich: Mal kommen sie einander näher und versuchen, das Geld gemeinsam durch das Gitter hindurchzufischen, dann wieder bricht Misstrauen und Geldgier durch und beide sind regelrecht gemein zueinander. Als sie wieder einmal warten müssen, dass sich der Transporter nun endlich von diesem Gully wegbewegt, nimmt Eugeniusz seinen jungen Partner und fährt mit ihm im ehemaligen Kulturpalast Fahrstuhl. Dort hat er früher mal gearbeitet. Ins Schwärmen gekommen, erzählt Eugeniusz gleich noch von seinen Kindern, die gut situiert in Australien leben und bald ihren Vater zu sich holen werden. Sebastian durchschaut die Lebenslüge des Alten, doch trotzdem oder gerade deswegen freunden sie sich immer mehr an. Am Schluss spült ein plötzlicher Regenguss den 500-Franc-Schein weg. Die beiden aber genießen das Gefühl von menschlicher Nähe und Wärme.

"Kratka" ist das Spielfilmdebüt des 31-jährigen polnischen Regisseurs Pawel Lozinski. Nach seinem Studium an der Film- und Theaterhochschule Lódz arbeitete er als Assistent bei Krzysztof Kieslowski. Ihn konnte er auch bei seinem Debüt für eine künstlerische Beratung gewinnen. Der Film beeindruckt zum einen durch seine eindringliche Geschichte von zwei Generationen, die beide auf der Verliererseite stehen, und die in aller Härte und ohne zu beschönigen erzählt wird, aber auch durch die authentische Darstellung von Jerzy Kamas als Eugeniusz und Michal Michalak als Sebastian. Wie Regisseur Pawel Lozinski beim KinderFilmfest Berlin erzählte, ist Michal Michalak ein Heimkind, das weiß, wovon es spricht, wenn es den Sebastian in "Kratka" verkörpert.

Lozinskis erster Spielfilm wurde auf dem KinderFilmfest in Berlin von der internationalen Fachjury mit einer lobenden Erwähnung geehrt.

Klaus-Dieter Felsmann

 

Bundesverband Jugend und Film e.V.IM GULLY im Katalog der BJF-Clubfilmothek unseres Online-Partners Bundesverband Jugend und Film e.V.

 

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Ausgabe 71-3/1997

 

Filmbesprechungen

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Interviews

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