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Ausgabe 64-4/1995

FREE WILLY 2 – "FREIHEIT IN GEFAHR"

FREE WILLY 2 – THE ADVENTURE HOME

Produktion: Le Studio Canal+ /Regency Enterprises /Alcor Films, USA 1995 – Regie: Dwight Little – Buch: Karen Janszen, Corey Blechman, John Mattson – Kamera: Laszlo Kovacs – Schnitt: Robert Brown – Musik: Basil Poledouris – Darsteller: Jason James Richter (Jesse), Francis Capra (Elvis), Mary Kate Schellhardt (Nadine), August Schellenberg (Randolph) u. a. – Länge: 98 Min. – Farbe – FSK: ab 6 – Verleih: Warner Bros. (35mm) – Alterseignung: ab 8 J.

In der Geschichte der ungewöhnlichen Freundschaft zwischen dem Jungen Jesse und dem Wal Willy schlägt "Free Willy 2" ein neues Kapitel auf. Zwei Jahre nach Willys Befreiung aus einem Freizeitpark begegnen sich beide wieder, als Jesse mit seinen Adoptiveltern zum Campen ans Meer fährt. Mit dabei ist Jesses kleiner Halbbruder Elvis, der nach dem Tod ihrer beider Mutter vorläufige Aufnahme in Jesses neuer Familie gefunden hat. Während sich die beiden Jungs zunächst überhaupt nicht verstehen, freundet sich Jesse sofort mit der hübschen Nadine an, dem Patenkind seines erwachsenen Indianerfreundes Randolph. Als ein Öltanker vor der Küste leck schlägt, gerät Willys Wal-Schwester Luna in höchste Gefahr. Die beiden Orcas und ihr Bruder Littlespot kommen schutzsuchend in Küstennähe, wo sie die herantreibenden Ölteppiche vom Rest der Walfamilie abschneiden. Ein skrupelloser Aquariumsbetreiber verspricht sich ein gutes Geschäft und tut sich mit einem Repräsentanten des Ölkonzerns zusammen, dem das havarierte Schiff gehört. Elvis hört jedoch zufällig ihren heimtückischen Plan, die Wale gefangen zu nehmen und zu verkaufen. Die Kids durchkreuzen das Vorhaben, geraten jedoch bei einer eigenen Rettungsaktion selbst in Lebensgefahr.

War der Wal Keiko im Willy-Film von 1993 noch der tierische Star, so spielt er in "Free Willy 2" gar nicht mehr mit. Um den Einsatz lebender Tiere zu vermeiden, schuf Designer Walt Conti stattdessen computergesteuerte Attrappen einer ganzen Walfamilie in Originalgröße. Und das so täuschend echt, dass der gewöhnliche Filmzuschauer sie nach der geschickten Kombination mit eindrucksvollen Dokumentaraufnahmen von frei lebenden Orca-Walen kaum noch unterscheiden kann.

Da das Drehbuch der Fortsetzung deutlich mehr Action beinhaltet als der erste Willy-Film, ist es kein Wunder, dass das Produzentenduo Lauren Shuler-Donner und Jenny Lew Tugend mit Dwight Little einen Regisseur engagierte, der bisher vor allem mit Action-Streifen wie "Rapid Fire" oder "Halloween 4" hervorgetreten ist. Die Besetzung der Hauptrollen blieb dagegen unverändert. Im Vergleich zum ersten Willy-Film wurde der Szenenanteil der familiären Konflikte erheblich ausgebaut, was phasenweise die Übersicht über die verschiedenen Handlungsstränge erschwert. Dabei erzählt Little weitgehend aus der Perspektive der Heranwachsenden. Die Erwachsenen-Figuren kommen mit Ausnahme des Indianers Randolph nicht sonderlich gut weg.

Das Abfilmen der Ölpest war eine große Herausforderung für die Filmemacher. "Gerade weil wir mit diesem Film ein Statement zur gesellschaftlichen Haltung in Umweltdingen abgeben, war es natürlich von besonderer Bedeutung, dass die Produktion des Films hundertprozentig umweltfreundlich vor sich ging", erklärt die Produzentin Jenny Lew Tugend. So entstand der größte Teil der Ölpest per digitaler Animation im Computer. Bei den restlichen Aufnahmen eines echten Ölbrandes auf dem Wasser sorgte man mit ausgeklügelten Vorrichtungen dafür, dass weder Fauna noch Flora geschädigt wurden. Gerade diese Bemühung um realistische Darstellung der Ölkatastrophe nach dem Vorbild des Exxon Valdez-Unglücks erweist sich jedoch als größtes Handicap des sentimentalen Ökodramas. Zwar können Willy und seine Orca-Freunde dem Flammenmeer entkommen, von den schrecklichen Folgen der Ölverseuchung für die anderen Tiere erfährt man dagegen so gut wie nichts. Dafür werden vor allem zu Anfang umso häufiger wunderschöne Landschaftsaufnahmen gezeigt. Alles in allem: Gefällige Unterhaltung für die ganze Familie.

Reinhard Kleber

 

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