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Ausgabe 138-2/2014

DAS FORT

Bild: DAS FORT
© MR Filmworks / Berlinale Generation

KILLA

Produktion: MR Filmworks / Jar Pictures, Mumbai; Indien 2014 – Regie: Avinash Arun – Buch: Tushar Paranjpe, Avinash Arun, Omkar Barve – Kamera: Avinash Arun – Schnitt: Charu Shree Roy – Musik: Naren Chandavarkar, Benedict Taylor – Darsteller: Amruta Subhash (Aruna Kale), Archit Deodhar (Chinu Kale), Parth Bhalerao (Bandiya), Gaurish Gawde (Yuvra) u. a. – Länge: 110 Min. – Farbe – Kontakt: info@jarpictures.com – Altersempfehlung: ab 10 J.

Der zwölfjährige Chinu muss mit seiner Mutter aus der Stadt Pune in ein Provinznest in Meernähe ziehen, und sein Widerwillen ist ihm anzusehen. Für Amruta, die seit dem Tod ihres Mannes alleinstehende Mutter, ist der Umzug ein neuer Anfang, denn sie wurde befördert und tritt eine verantwortlichere Stelle in der örtlichen Finanzbehörde an. Sie hofft auch, dass ihr Sohn den Verlust des Vaters in der neuen Umgebung besser verarbeiten kann. Doch für den hochbegabten, aber mit der Natur nicht vertrauten Großstadtjungen ist es eine große Umstellung. In der Schulklasse ist er sofort der Streber, und besonders der gemeine Yuvraj hat es auf ihn abgesehen. Als aber Chinu dem schlechten Schüler bei einer Klassenarbeit hilft, erwirbt er Yuvrajs Wohlwollen, und der kleine freche Bandiya nennt Chinu sowieso nur noch "Stipendium". Zögernd schließt er sich der wilden Clique an, befreundet sich mit den Jungs, wird aber bei einem gemeinsamen Radausflug ans Meer von ihnen im Stich gelassen. Auch Amruta, seine ernsthafte und selbstbewusste Mutter, hat es in der ländlichen Dienststelle nicht leicht, weil sie Korruption und Amtsmissbrauch nicht dulden will. Chinu, enttäuscht und verärgert durch die "falschen Freunde", macht seiner Mutter Vorwürfe wegen des Umzugs und wird immer aufmüpfiger. Zum Eklat kommt es bei der Familie von Amrutas Kollegen, der sie zum Essen in sein Haus eingeladen hat, was Chinu brüsk verweigert, weil es ihm nicht schmeckt. Eine weitere Versetzung der Mutter schließlich sehen sie beide als einen zweiten Anfang mit neuen Erfahrungen.

Der 29-jährige Regisseur und Koautor Avinash Arun (geboren in Solapur, Indien) hat sich in seinem Spielfilmdebüt viel Zeit gelassen, diese von Verständnis und Sympathie getragene Mutter-Sohn-Geschichte in wohlüberlegten Bildern zu erzählen. Fern jeder Bollywood-Dramatik ist ihm ein sehr persönliches Porträt gelungen, das auch viel über das Verhältnis Stadt-Land, über die unterschiedlichen Lebensbedingungen und Vorstellungen vermittelt. Auch über die Zwänge, denen sich Amruta in ihrer Dienststelle ausgesetzt sieht, so dass sie schließlich wider besseres Wissen und gegen ihre Überzeugung ein Dokument unterschreibt, was ihr prompt zum Verhängnis wird. Gleichwohl sorgt sie sich um ihren Sohn Chinu, der erste Schritte der Loslösung erkennen lässt – pendelnd zwischen introvertierter Zurückgezogenheit und verletzender Auflehnung. So ist der Umzug, die Weiterbewegung, am Ende des Films durchaus als Symbol zu verstehen.

Zur Überraschung des Fachpublikums verlieh die Kinderjury der Berlinale-Generation dem 110-minütigen Werk ihren "Gläsernen Bären für den besten Spielfilm", weil der Film sie in jeder Hinsicht überzeugt hat: "Mit seiner guten Kameraführung und den super Schauspielern, aber auch durch seine unglaublich schönen Naturbilder, die mit der Musik harmonierten. Wir bekamen Lust, Indien zu entdecken."

Christel Strobel

 

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