Produktion: Fox; USA 1998 – Regie: Andy Tennant – Buch: Susannah Grant, Andy Tennant, Rick Parks – Kamera: Andrew Dunn – Schnitt: Roger Bondelli – Musik: George Fenton – Darsteller: Drew Barrymore (Danielle), Anjelica Huston (Rodmilla), Dougray Scott (Prince Henry), Patrick Godfrey (Leonardo da Vinci) u. a. – Länge: 121 Min. – Farbe – FSK: ab 6 – Verleih: Twentieth Century Fox (35mm) – Altersempfehlung: ab 12 J.
Das in fast allen Kulturkreisen bekannte Märchen vom "Aschenputtel" hat neben vorlagegetreuen Verfilmungen Filmemacher auch immer wieder zu eigenwilligen Interpretationen gereizt. Von Disneys Animationsfilm "Cinderella" über Jerry Lewis männliches "Aschenblödel" bis hin zu diversen Musical-Versionen. Nun hat Hollywood aus dem Stoff eine Filmromanze gemacht, die auf dem von "Romeo & Julia" und "Titanic" bereiteten Boden eine neue Teenie-Lovestory aussät.
Die allseits bekannte Geschichte spielt diesmal im Frankreich des 16. Jahrhunderts, wo sich die nach dem frühen Tod des Vaters von ihrer Stiefmutter zur Magd degradierte Danielle in die gesellschaftskritischen Werke von Thomas Morus vertieft. In dem ebenfalls gegen die Konventionen des Königshauses rebellierenden Prinzen findet sie einen Gleichgesinnten. Aber bis das Happy End naht, müssen noch die im Märchen vorhandenen Hindernisse aus dem Weg geräumt werden. Statt der guten Fee hilft diesmal der gerade in Frankreich weilende Leonardo da Vinci mit seiner Weisheit und seinen "verrückten" Ideen: Das Universalgenie als Lebensberater.
Drew Barrymore, ohnehin keine zuckersüße Hollywood-Schönheit, steht die Magd besser als die Prinzessin. Und wenn sie den etwas faden Prinzen (Dougray Scott) über den Zusammenhang von Armut und Diebstahl belehrt, dann wirkt sie wie eine Klassenkämpferin der ersten Stunde. Anjelica Huston, die ja schon filmische Erfahrungen als Hexe gesammelt hat (in der Roald-Dahl-Verfilmung "Hexen hexen" von Nicolas Roeg), überzeugt auch hier mit bösen Blicken. Die Nebenrollen sind mit Jeanne Moreau (als Grand Dame) und Jeroen Krabbé prominent besetzt, und der englische Kameramann Andrew Dunn liefert wunderbar stimmige Bilder aus einer längst vergangenen Epoche, die ein Heer von kreativen Masken- und Kostümbildnern hier wieder zum Leben erweckt. Nur Regisseur Andy Tennant weiß mit der geradezu subversiven Geschichte nicht allzuviel anzufangen und verschenkt viele Einfälle.
Fazit: Leonardo DiCaprio braucht sicherlich nicht zu fürchten, dass ihm Dougray Scott die weiblichen Fans ausspannt, aber Drew Barrymore dürfte ganz nach dem Geschmack jener Teenies sein, die immer schon wussten, dass Mädchen klüger und pfiffiger sind als Jungs.
Rolf-Rüdiger Hamacher
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